Die Waisenkinder von Joachim Ringelnatz
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Zwanzig grobe Strohhüte gehen |
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Zwei und zwei wie Militär. |
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Zwanzig schwarze Pelerinchen wehen, |
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Als wenn’s zum Begräbnis wär. |
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Magre Lehrerin voraus, |
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Hinten magre zweite, |
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Eine dritte an der Seite, |
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Also zieht aus engem Haus |
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Eine Schlange in die Weite. |
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Hilfe! Mitleid! Und Beschwerde! |
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Zwanzig arme Waisenkinder, |
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Streng getrieben, eine Herde |
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Junger Rinder –. |
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Weil mich meine Mutter knufft, |
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Und um Stärkres zu vermeiden, |
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Sag ich: „Ja, man läßt sie weiden |
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In der frischen, freien Luft.“ |
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„Weiden? – Dummheit! Siehst du nicht, |
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Was hier vorgeht, roher Bengel! |
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Junge Blumen brauchen Licht, |
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Wärme, Erde, Wurzel, Stengel –.“ |
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„Manche brauchen Mist, Mama, |
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Weil sie anderes vermissen, |
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Und der ist – wer kann es wissen – |
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Hier vielleicht sehr reichlich da.“ |
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Meine Mutter ruckt, – schluckt: |
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„Treibt mit diesen Engeln Spott! |
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Und mich will er nicht verstehen. |
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Warte, dir wird’s schlimm ergehen! |
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Und das wünsch ich dir. Bei Gott.“ |
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Meine Mutter dreht |
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Rücken zu und geht. |
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Und nun sauf ich wo, wo keine |
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Rinder, Blumen, Engel sind, |
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Bin für mich oder für meine |
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Mutter Naseweisenkind. |
Details zum Gedicht „Die Waisenkinder“
Joachim Ringelnatz
10
36
167
1928
Moderne,
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Joachim Ringelnatz ist der Autor des Gedichtes „Die Waisenkinder“. Der Autor Joachim Ringelnatz wurde 1883 in Wurzen geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1928. Erschienen ist der Text in Berlin. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Bei Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 36 Versen mit insgesamt 10 Strophen und umfasst dabei 167 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joachim Ringelnatz sind „Abglanz“, „Abschied von Renée“ und „Abschiedsworte an Pellka“. Zum Autor des Gedichtes „Die Waisenkinder“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.
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