Die Verläugnung des hl. Petrus von Charles Baudelaire

Was macht nur Gott mit diesem sturm von flüchen
Der stets zu seinen lieben engeln gellt?
Wie ein tyrann mit fleisch und wein geschwellt
Entschläft er sanft bei unsren lästersprüchen.
 
Das schluchzen aus der richt- und marterstatt
Gewiss wie ein berauschend opfer lodert ·
Trotz all dem blut das ihre wollust fodert
Sind es die himmel immer noch nicht satt.
 
Ach Jesus! denk an den oliven-garten!
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In deiner einfachheit hast du gefleht
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Zu dem der sich mit lachen weggedreht
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Als dir im fleisch des henkers nägel starrten ·
 
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Und als du sahst wie deine gottheit dann
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Bespieen ward von küchenvolk und wachen
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Und als die dornen in das haupt dir stachen
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Das für die ganze weite menschheit sann ·
 
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Als du mit schwerem und gebrochnem leibe
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Die beiden arme spanntest und der schweiss
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Das blut dir rann von deiner stirne heiss ·
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Als du vor alle hingestellt als scheibe –
 
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Sahst du die schönen lichten tage neu
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Als du die ewige sendung zu erfüllen
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Einher auf einem sanften maultier-füllen
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Durch wege tratst voll laub und blumenstreu?
 
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Dein arm gedrängt von hoffnung und von ehre
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Die feilen krämer aus dem tempel riss?
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Du endlich herr warst? kein gewissensbiss
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Ist in dein herz gedrungen vor dem speere? ..
 
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Ich fliehe wahrlich gerne dies geschlecht
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Das traum und that sich zu verbinden wehrte ...
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Ich fechte und ich falle mit dem schwerte ·
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Petrus verläugnete den Herrn – mit recht!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.7 KB)

Details zum Gedicht „Die Verläugnung des hl. Petrus“

Anzahl Strophen
8
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
228
Entstehungsjahr
nach 1837
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die Verläugnung des hl. Petrus“ wurde von Charles Baudelaire verfasst, einem der bedeutendsten Dichter des 19. Jahrhunderts. Als Vertreter des modernen Symbolismus und Pessimismus hat er in seinen Werken oft dunkle und provokative Themen verarbeitet.

Beim ersten Lesen vermittelt das Gedicht einen starken Eindruck von Konflikt und Verzweiflung in Bezug auf Religion und Glauben. Dabei bezieht sich der Titel auf eine biblische Erzählung, in der der Apostel Petrus Jesus dreimal verleugnet, bevor der Hahn kräht.

Inhaltsmäßig beschreibt das lyrische Ich die Leiden Jesu und hinterfragt die göttliche Gnade und Güte. Es klagt Gott an, der sich von den Sünden der Welt unberührt zeigt und diese sogar zu genießen scheint. Die Bitterkeit und das Handeln des lyrischen Ichs enden mit der Feststellung, dass es für die Verleugnung Jesu durch Petrus Verständnis hat.

Formal besteht das Gedicht aus acht Strophen mit jeweils vier Versen. Die Sprache ist direkt und bestimmt, mit starken Bildern, die Blut, Fleisch, Tränen und Qualen darstellen. Dabei spielt Baudelaire oft mit paradoxen Konzepten, wie die Gleichgültigkeit Gottes gegenüber der menschlichen Grausamkeit und der Schönheit der Natur im Kontrast zu den Leiden Jesu.

Dabei bricht das lyrische Ich mit der Tradition, die Gottes Handeln nicht in Frage stellt und Petrus als Sünder darstellt. Indem es Verständnis für die Handlungen des Petrus zeigt, fordert es die etablierten Vorstellungen von Sünde und Erlösung heraus. Da Baudelaire zu Lebzeiten oft für seine provokativen Themen kritisiert wurde, spiegelt dieses Gedicht seine Beharrlichkeit wider, in seinen Werken unbequeme Themen anzusprechen und eine Debatte über sie anzuregen.

Allerdings geht es Baudelaire hierbei nicht um reine Provokation, sondern um eine tiefere Auseinandersetzung mit den Themen Glaube, Leid und Erlösung und der menschlichen Natur im Allgemeinen. Er hinterfragt die gängige religiöse Moral und zeigt mit den Worten des lyrischen Ichs, dass auch der Mensch, der Gott verleugnet, sein Recht und seine Gründe hat. Dies wirft Fragen nach dem Verhältnis zwischen Mensch und Gott, Glauben und Zweifel auf und zeigt das Ringen des Menschen mit und gegen seinen Glauben.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Die Verläugnung des hl. Petrus“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Charles Baudelaire. Der Autor Charles Baudelaire wurde 1821 in Paris geboren. Im Zeitraum zwischen 1837 und 1867 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Berlin. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zugeordnet werden. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 228 Wörter. Es baut sich aus 8 Strophen auf und besteht aus 32 Versen. Weitere Werke des Dichters Charles Baudelaire sind „Anheimfall“, „Anziehender Schauder“ und „Aufschrift auf ein verpöntes Buch“. Zum Autor des Gedichtes „Die Verläugnung des hl. Petrus“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 101 Gedichte vor.

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