Die Verheissung von Karl Ludwig von Woltmann
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Dich fand ich oft, wenn längst die Abendröthe |
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Im Hain entschlief, |
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Und dich der sanfte Klang von meiner Flöte |
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Mit Sehnsucht rief. |
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Hier stand ich, wenn ich dein Gewand erspähte, |
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Im Göttertraum; |
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Dort kamst du her! dein weißer Schleier wehte |
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Um jenen Baum, |
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Wie in des Frühlings Hauch die Kirschenblüthe |
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Durch Gärten spielt, |
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So kamst du her! wie meine Wange glühte, |
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Hast du gefühlt. |
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Und wenn das Morgenroth in grauer Ferne |
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Zu früh erschien, |
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Dann sprachst du: »sieh das bleiche Licht der Sterne! |
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O laß mich fliehn. |
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Sieh’! Auferstehung! wenn bei jenen Steinen |
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Das hohe Gras |
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Mein Grab umweht, dann will ich dir erscheinen, |
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Wie Lilien blaß. |
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In deinem Kämmerlein, am Blumenraine |
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Erblickst du mich; |
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In jedem Duft, in diesem Lieblingshaine |
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Umschweb’ ich dich. |
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Bei diesen Bäumen wirst du Lieder hören! |
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Mein Schatten bringt |
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Sie dir aus Eden, wo mit Engelchören |
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Er Lieder singt.« |
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Dort blüht dein Grab, dort glänzt die Marmorsäule |
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Im Mondenschein; |
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O komme nun Geliebte! sieh’ ich weile |
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Am Grab’ allein. |
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Ich fühle dich im Duft, im Blüthenregen, |
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Im kleinsten Laut, |
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Und dieses Herz, es klopft mit starken Schlägen |
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Dir angetraut. |
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Wenn ich dereinst mit Engeln Lieder singe, |
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Den höchsten Ton |
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Im Lied auf Gott, der Bilder schönstes bringe |
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Ich dir zum Lohn; |
Details zum Gedicht „Die Verheissung“
Karl Ludwig von Woltmann
10
40
206
1796
Klassik
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht „Die Verheißung“ stammt von Karl Ludwig von Woltmann, einem deutschen Schriftsteller des 18./19. Jahrhunderts. Auch wenn das exakte Entstehungsdatum des Gedichts nicht angegeben ist, kann es der Epoche der Romantik zugeordnet werden, die von etwa 1795 bis 1848 andauerte.
Auf den ersten Blick verstärken die ausführlichen Landschaftsbeschreibungen und die romantischen Gefühlsäußerungen diesen Eindruck von Romantik. Man bemerkt eine starke Verbundenheit zur Natur und zudem spürt man eine ausdrückliche Sehnsucht und Leidenschaft zu einer unbestimmten Person.
Inhaltlich geht es in dem Gedicht um eine tiefgreifende Sehnsucht des lyrischen Ichs nach einer geliebten Person. Diese wird mit idyllischen und romantischen Bildern der Natur und der Abend- und Morgenröte sowie der Weißheit ihres Gewandes umschrieben. Des Weiteren wird die bewegende Sehnsucht des lyrischen Ichs durch den emotionalen Aufruf „O laß mich fliehn“ unterstützt. Es wird eine imaginäre Begegnung mit der Geliebten nach dem Tod beschrieben, bei dem das lyrische Ich ihr als Geist in Form von Duft oder Liedern begegnen will.
Formal besteht das Gedicht aus zehn Strophen mit jeweils vier Versen. Die klare und einfache Struktur spiegelt womöglich die Klarheit und Tiefe der Gefühle wider, von denen das lyrische Ich erfüllt ist. Die Sprache des Gedichts ist recht einfach gehalten, um den emotionalen Gehalt der Worte zu betonen. Eindrucksvolle Metaphern und lebendige Bilder tragen dabei zur starken emotionalen Wirkung des Gedichts bei.
Abschließend lässt sich sagen, das Gedicht „Die Verheißung“ von Karl Ludwig von Woltmann ist ein Beispiel für die Blütezeit der Romantik - voller Sehnsucht, tiefer Emotionen und lebendiger Bilder, mit denen die innere Welt des lyrischen Ichs ausgedrückt wird.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Die Verheissung“ ist Karl Ludwig von Woltmann. Woltmann wurde im Jahr 1770 in Oldenburg geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1796 zurück. Neustrelitz ist der Erscheinungsort des Textes. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Klassik zugeordnet werden. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das 206 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 40 Versen mit insgesamt 10 Strophen. Der Dichter Karl Ludwig von Woltmann ist auch der Autor für Gedichte wie „Die Kunst“, „Die Rache der Elfen“ und „Die Treue“. Zum Autor des Gedichtes „Die Verheissung“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.
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