Die Träumer in der Untergrundbahn von Joachim Ringelnatz

Die Träumer in der Untergrundbahn
Haben vernebelten Blick.
Sie träumen ihre Zeit, ihr Geschick,
Beidem untertan.
 
Will keiner von ihnen den anderen sehn,
Will keiner vom anderen hören,
Will keines irgendwie stören.
Sie fahren. Und ihre Gedanken gehn,
Gedanken gehen, langsam, im Rund,
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Laufen sich nicht die Sohlen wund.
 
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Die Träumer in der Untergrundbahn,
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Sie haben weder Klage noch Wahn.
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Sie haben nicht viel zu erträumen
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Unter Grund.
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Sie werden ihr Ziel nicht versäumen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Die Träumer in der Untergrundbahn“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
15
Anzahl Wörter
74
Entstehungsjahr
1932
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Joachim Ringelnatz, ein deutscher Schriftsteller und Kabarettist, der von 1883 bis 1934 lebte. Somit stammt das Gedicht aus dem frühen 20. Jahrhundert, einer Zeit großer ökonomischer und gesellschaftlicher Veränderungen.

Der erste Eindruck des Gedichts ist eine melancholische und einsame Stimmung. Die Fahrgäste der Untergrundbahn, die „Träumer“, scheinen sich in einem Zustand der Apathie und Versunkenheit zu befinden, isoliert voneinander und auf ihre eigenen Gedanken und Träume konzentriert.

Der Inhalt des Gedichts ist eine Beschreibung der Passagiere in einer Untergrundbahn, die in ihre eigenen Gedanken und Träume versunken sind. Sie sind der Zeit und ihrem Schicksal unterworfen, beachten ihre Mitmenschen nicht und sind auf ihre inneren Gedankengänge fokussiert. Sie haben weder Beschwerden noch Wahnsinn und werden ihr Reiseziel nicht verpassen.

Das lyrische Ich bemerkt eine Entfremdung zwischen diesen „Träumern“. Ihre Isolation wird sowohl körperlich durch ihren Mangel an Interaktion, als auch geistig durch ihren verlorenen und nebeligen Blick dargestellt. Es scheint eine Kritik an der modernen Gesellschaft zu sein, in der Individuen oft von einander entfremdet und eingebunden in eigene Gedankengänge und Träume sind.

Das Gedicht hat eine einfache, aber wirkungsvolle Form. Die Strophenlänge variiert, was eine gewisse Unregelmäßigkeit und Spontanität in die Struktur bringt. Wiederholungen wie „Die Träumer in der Untergrundbahn“ und die Verwendung von Alliterationen wie „Gedanken gehe“ erzeugen einen hypnotisierenden Rhythmus.

Die Sprache ist einfach, aber ausdrucksstark mit Bildern wie „vernebelten Blick“ und „Gedanken gehen, langsam, im Rund“. Dies erzeugt eine surreale Atmosphäre, die die Traumlandschaft widerspiegelt, in der die Fahrgäste verloren sind.

Weitere Informationen

Joachim Ringelnatz ist der Autor des Gedichtes „Die Träumer in der Untergrundbahn“. Der Autor Joachim Ringelnatz wurde 1883 in Wurzen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1932 zurück. Der Erscheinungsort ist Berlin. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Der Schriftsteller Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das 74 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 15 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Weitere Werke des Dichters Joachim Ringelnatz sind „Abglanz“, „Abschied von Renée“ und „Abschiedsworte an Pellka“. Zum Autor des Gedichtes „Die Träumer in der Untergrundbahn“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.

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