Die Treue von Karl Ludwig von Woltmann

Wie jedes Jahr der Schwalben Reise
Zu meinem Fenster mich erfreut!
Sie führen in der Monden Kreise
Zurück die holde Blüthenzeit;
Der Minne süßes Spiel erneuert
Sich froh im wohlbekannten Nest,
Vom jungen Lenz ermuntert, feiert
Die Treue hier ihr Freudenfest.
 
Und wenn des Winters erste Flocken
10 
Dem gelblichrothen Laube nach
11 
Im Haine fallen, o! dann locken
12 
Die Schwalben alle sich aufs Dach.
13 
Hinweg, so rufen sie, entfliehet!
14 
Bald ist der Hain von Flocken weiß;
15 
Der Treue Lenz ist nie verblühet,
16 
Sie kennet keines Winters Eis.
 
17 
Wann eine Schwalb’ auf ihrem Zuge
18 
Erhascht durch eines Knaben List,
19 
Sich sehnt nach dem gewohnten Fluge,
20 
Und schmerzlich die Gefährten mißt,
21 
Dann klagt sie, bis die Macht der Klage
22 
Sie in den Schlaf des Todes wiegt,
23 
Und neben ihr an Einem Tage
24 
Des Gatten treuer Geist entfliegt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Die Treue“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
134
Entstehungsjahr
1796
Epoche
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die Treue“ wurde von Karl Ludwig von Woltmann verfasst, einem deutschen Dichter und Schriftsteller, der zwischen 1770 und 1817 lebte. Dies platziert sein Werk in den Zeitraum der literarischen Romantik.

Auf den ersten Blick fällt die Beschreibung der Natur, insbesondere der häufigen Darstellung der Schwalben in verschiedenen Jahreszeiten auf. Die Schwalben dienen als zentraler Metapher und durchlaufen im Gedicht einen vollen Zyklus, von Frühling bis Herbst und schließlich bis zum Winter.

In Bezug auf den Inhalt besteht das Gedicht aus drei Strophen, die sich jeweils auf die Jahreszeit beziehen und die Schwalben darstellen. Die Schwalben kehren jedes Jahr im Frühling zurück, feiern die Treue und erneuern ihr Nest (Strophe 1). Mit dem ersten Schneefall im Winter fliegen sie davon (Strophe 2). Die dritte Strophe berichtet von dem Schicksal einer eingefangenen Schwalbe, die nach der Freiheit und ihren Gefährten sehnt und schließlich stirbt. Ihr Partner folgt ihr in den Tod, was die unverbrüchliche Treue unterstreicht.

Das lyrische Ich scheint die Präsenz und Treue der Schwalben zu schätzen, die hier als symbolisches Bild für die ständige Wiederkehr des Frühling und der unveränderlichen Treue verwendet werden. Vor allem aber ist die Schwalbe ein universelles Symbol der Verlässlichkeit.

In Bezug auf die Form folgt das Gedicht einem Achtzeiligen Strophenmuster mit der Reimstruktur ABABCDCD. In Hinblick auf die Sprache verwendet der Autor hauptsächlich bildliche und poetische Ausdrücke wie „die holde Blüthenzeit“ oder „der Minne süßes Spiel“. Dabei ist die Sprache typisch für die Romantik, das hervorgebtenden Bedeutung von Natur und Gefühl.

Zusammenfassend handelt „Die Treue“ von der zyklischen Rückkehr der Schwalben und ihrer tief empfundenen Treue, sowohl gegeneinander als auch gegenüber ihrer Heimat. Das lyrische Ich nutzt dies als Metapher zur Darstellung der Beständigkeit und Kontinuität im Leben, trotz Veränderung oder Tod.

Weitere Informationen

Karl Ludwig von Woltmann ist der Autor des Gedichtes „Die Treue“. 1770 wurde Woltmann in Oldenburg geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1796 entstanden. In Neustrelitz ist der Text erschienen. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Klassik zugeordnet werden. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das vorliegende Gedicht umfasst 134 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 24 Versen. Die Gedichte „Die Rache der Elfen“, „Die Verheissung“ und „Rudolf von Erlach“ sind weitere Werke des Autors Karl Ludwig von Woltmann. Zum Autor des Gedichtes „Die Treue“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Weitere Gedichte des Autors Karl Ludwig von Woltmann (Infos zum Autor)