Die Straßenschlacht in Moskau von Rudolf Lavant
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„Wo kommst du her in dem roten Kleid |
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Und färbst den Schnee auf dem weiten Plan?" |
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„Ich komm aus blutigem Männerstreit, |
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Ich komme rot von der Ehrenbahn; |
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Wir haben die blutige Schlacht geschlagen, |
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Drob müssen die Mütter und Bräute klagen, |
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Da ward ich so rot." |
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„Sag an, Gesell, und verkünde mir, |
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Wie heißt das Land, wo ihr schlugt die Schlacht?" |
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„Das Mütterchen Moskau ward Mordrevier, |
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Das manches Auge voll Tränen macht: |
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Da flogen die Kugeln wie Winterflocken, |
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Und Tausenden mußte der Atem stocken |
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In Moskau, der Stadt." |
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„Wie hießen, die willig geopfert den Leib, |
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Als die roten Fahnen gerauscht im Wind?" |
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„Es stritten heroisch Mann und Weib, |
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Es schleuderte Bomben selbst das Kind. |
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Die Männer der Arbeit mit trotzigen Zügen |
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Und sie, die mit Hirn und mit Feder pflügen, |
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Die zogen all aus." |
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„Und siegte zuletzt des Tyrannen Macht, |
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Und zwang er aufs Knie der Empörer Reihn?" |
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„Acht Tage tobte die Straßenschlacht, |
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Dann schlief der Kampf vor Erschöpfung ein, |
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Und was sich verzog aus dem Pulverdampfe, |
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Das rüstete nur zu erneutem Kampfe, |
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In finstrem Trotz." |
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„O, das tut wohl! Habe Dank, Gesell! |
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Das war ein Klang, der das Herz erfreut! |
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Das klang wie Fanfarengeschmetter hell! |
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Hab Dank der Mär von dem blut'gen Streit! |
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Laß Witwen und Bräute die Toten beklagen, |
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Wir singen wohl noch in spätesten Tagen |
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Die Moskauer Schlacht." |
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O Moskau, uralte Zarenstadt, |
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Dir ward ein leuchtendes Ehrenmal; |
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So lange rollet der Jahre Rad, |
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So lange scheinet der Sonne Strahl, |
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So lange die Ströme zum Meere reisen, |
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Wird noch der späteste Enkel preisen |
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Die Moskauer Schlacht. |
Details zum Gedicht „Die Straßenschlacht in Moskau“
Rudolf Lavant
6
42
257
nach 1860
Realismus,
Naturalismus,
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Die Straßenschlacht in Moskau“ wurde von Rudolf Lavant geschrieben, einem deutschen Schriftsteller, der von 1844 bis 1915 lebte. Somit lässt es sich zeitlich in das ausgehende 19. Jahrhundert und den Beginn des 20. Jahrhunderts einordnen.
Beim ersten Lesen fällt gleich auf, dass sich das Gedicht um einen Krieg und dessen Auswirkungen dreht, genauer gesagt um eine Straßenschlacht in Moskau. Die Stimmung wirkt düster und doch gleichzeitig heldenhaft.
Inhaltlich lässt sich das Gedicht so zusammenfassen: Eine Person kehrt von einer blutigen Schlacht zurück und wird auf die Röte ihres Kleides angesprochen. Sie berichtet dann von der Schlacht, die in Moskau stattfand und viele Leben gekostet hat. Dabei stellt das lyrische Ich klar, dass sowohl Männer als auch Frauen und sogar Kinder in den Kampf verwickelt waren und ihre Leben für die Sache opferten. Trotz der harten Schlacht geben sich die Überlebenden nicht geschlagen, sondern bereiten sich auf einen weiteren Kampf vor.
Das lyrische Ich scheint stolz auf diese Leistung zu sein, was wohl darauf hindeutet, dass es sich womöglich um eine Revolution gehandelt hat, ein Aufstand gegen eine tyrannische Regierung. Der Schluss des Gedichts liegt in einem Lobgesang auf Moskau und die dort stattgefundene Schlacht, die noch in der jüngsten Generation gefeiert wird.
Formal ist das Gedicht in sechs Strophen mit je sieben Versen unterteilt. Es folgt kein festes Reimschema. Die Sprache ist relativ einfach und direkt, aber dennoch bildreich. Es werden Metaphern und Vergleiche benutzt, um das Geschehen eindrücklich zu veranschaulichen. Gleichzeitig wird durch die Wiederholung bestimmter Wörter und Phrasen eine Art rhythmische Struktur geschaffen, die das Lesen des Gedichts prägt.
Insgesamt handelt es sich bei „Die Straßenschlacht in Moskau“ von Rudolf Lavant um ein eindringliches und emotionales Gedicht, das den Kampfgeist der Beteiligten herausstellt und die Tragödie des Krieges sichtbar macht. Sein Stolz und die Bereitschaft für weitere Kämpfe zeigt, dass das lyrische Ich wahrscheinlich politische Veränderung durch Kampf und Aufstand unterstützt.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Die Straßenschlacht in Moskau“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Rudolf Lavant. 1844 wurde Lavant in Leipzig geboren. Zwischen den Jahren 1860 und 1915 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Berlin. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus oder Avantgarde / Dadaismus zugeordnet werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das 257 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 42 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Der Dichter Rudolf Lavant ist auch der Autor für Gedichte wie „An das Jahr“, „An den Herrn Minister Herrfurth Exzellenz“ und „An den Kladderadatsch“. Zum Autor des Gedichtes „Die Straßenschlacht in Moskau“ haben wir auf abi-pur.de weitere 96 Gedichte veröffentlicht.
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Zum Autor Rudolf Lavant sind auf abi-pur.de 96 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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