Der Freund von Ludwig Gotthard Kosegarten
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Wie wohl ist mir im Dunkeln! |
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Wie weht die laue Nacht! |
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Die Sterne Gottes funkeln |
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In feierlicher Pracht. |
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Komm, Ida, komm ins Freie, |
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Und laß in jene Bläue, |
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Und laß zu jenen Höhn |
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Uns staunend aufwärts sehn! |
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Sieh wie die Leier schimmert |
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Sieh, wie der Adler glüht! |
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Sieh, wie die Krone flimmert, |
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Und Gemma Funken sprüht! |
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Die hellen Wächter winken, |
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Die goldnen Wagen blinken, |
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Und stolz durchschwimmt der Schwan |
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Den blauen Ozean. |
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O! Sterne Gottes, Zeugen |
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Und Boten beßrer Welt! |
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Ihr heißt den Aufruhr schweigen, |
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Der meinen Busen schwellt. |
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Ich seh hinauf, ihr Hehren, |
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Zu euren lichten Sphären, |
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Und Ahndung ewger Lust |
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Stillt die empörte Brust. |
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O Ida, wenn die Schwermuth |
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Dein sanftes Auge hüllt, |
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Wenn dir die Welt mit Wermuth |
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Den Lebensbecher füllt; |
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So geh hinaus im Dunkeln, |
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Und sieh die Sterne funkeln, |
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Und leiser wird dein Schmerz, |
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Und freier schlägt dein Herz. |
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O Ida, wenn die Strenge |
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Des Schicksals einst uns trennt, |
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Und wenn das Weltgedränge |
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Nicht Blick noch Kuß vergönnt; |
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So schau hinauf ins Freie, |
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In jene weite Bläue; |
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In jenen lichten Höh’n, |
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Dort, dort ist Wiedersehn. |
Details zum Gedicht „Der Freund“
6
40
181
1796
Klassik
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Der Freund“ wurde von Ludwig Gotthard Kosegarten verfasst, einem deutschen Dichter, der vom 1. Februar 1758 bis zum 26. Oktober 1818 lebte. Dieser zeitliche Rahmen deutet darauf hin, dass das Werk in der Epoche der Weimarer Klassik oder der Frühromantik entstanden sein könnte.
Das lyrische Ich erzählt in dem Gedicht von seiner Erfahrung und Beobachtung der nächtlichen Natur, insbesondere der Sterne und des Himmels, und wie diese ihm Trost und Hoffnung schenken. Es richtet seine Worte an eine Person namens Ida, deren Beziehung zum lyrischen Ich aus dem Kontext heraus als intim und eng erscheint, möglicherweise handelt es sich um einen engen Freund oder Partner. Das lyrische Ich ruft Ida dazu auf, diese Erfahrung zu teilen und sich von der Schönheit und Majestät der Sterne trösten zu lassen, besonders in Zeiten von Schwermut und Trennung.
Im Hinblick auf die Form des Gedichts ist eine variable Versanordnung zu erkennen. Die Strophen haben unterschiedliche Längen, variierend von zwei bis zu acht Versen, was eine bestimmte Freiheit im Ausdruck vermittelt und dabei die individuellen Gedanken und Gefühle des lyrischen Ichs betont. Die Sprache des Gedichts ist klar und recht direkt, was eine starke emotionale Wirkung erzeugt. Sie ist voll von lebendigen Bildern und starken Kontrasten, was die Schönheit und Kraft der nächtlichen Natur betont.
Darüber hinaus weist das Gedicht eine starke Verwendung von Ausrufen (z.B. „O! Sterne Gottes“) und direkten Ansprachen (z.B. „Komm, Ida“) auf, die eine persönliche, intime und emotionale Atmosphäre schaffen. Auch die wiederholte Anrede „O Ida“ und der Aufruf, ins Freie zu schauen und die Sterne zu beobachten, vermitteln ein Gefühl der Sehnsucht und der Hoffnung.
Zusammengefasst handelt das Gedicht von der Tröstung und der Hoffnung, die in der natürlichen Schönheit und Majestät der nächtlichen Sterne gefunden werden können. Dabei wird die Beziehung zwischen dem lyrischen Ich und Ida in den Mittelpunkt gestellt, die sich durch die gemeinsame Bewunderung und Sehnsucht nach den Sternen vertieft.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Der Freund“ des Autors Ludwig Gotthard Kosegarten. Geboren wurde Kosegarten im Jahr 1758 in Grevesmühlen. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1796. Neustrelitz ist der Erscheinungsort des Textes. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Klassik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das 181 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 40 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Weitere Werke des Dichters Ludwig Gotthard Kosegarten sind „Harmonie der Sphären“ und „Schön Sidselil und Ritter Ingild“. Zum Autor des Gedichtes „Der Freund“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.
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