Die Stadt von Georg Heym

Sehr weit ist diese Nacht. Und Wolkenschein
Zerreißet vor des Mondes Untergang.
Und tausend Fenster stehn die Nacht entlang
Und blinzeln mit den Lidern, rot und klein.
 
Wie Aderwerk gehn Straßen durch die Stadt,
Unzählig Menschen schwemmen aus und ein.
Und ewig stumpfer Ton von stumpfem Sein
Eintönig kommt heraus in Stille matt.
 
Gebären, Tod, gewirktes Einerlei,
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Lallen der Wehen, langer Sterbeschrei,
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Im blinden Wechsel geht es dumpf vorbei.
 
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Und Schein und Feuer, Fackeln rot und Brand,
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Die drohn im Weiten mit gezückter Hand
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Und scheinen hoch von dunkler Wolkenwand.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Die Stadt“

Autor
Georg Heym
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
90
Entstehungsjahr
1911
Epoche
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Dieses Gedicht mit dem Titel „Die Stadt“ wurde von Georg Heym verfasst, einem deutschen Lyriker, der von 1887 bis 1912 lebte. Georg Heym wird der literarischen Epoche des Expressionismus zugeordnet, der vor allem Anfang des 20. Jahrhunderts in Deutschland verbreitet war.

Das Gedicht vermittelt auf den ersten Blick eine eher düstere und bedrückende Atmosphäre. Es beschäftigt sich mit der nächtlichen Betrachtung einer Stadt und deren Bewohner.

Im Inhalt spiegelt das lyrische Ich die Nachtzeit und das damit verbundene Geschehen in der Stadt wieder. In der ersten Strophe wird vor allem das äußere Erscheinungsbild der Stadt dargestellt. Dabei wird besonders auf den Kontrast zwischen der Dunkelheit der Nacht und den hellen Lichtern des Mondes und der Fenster hingewiesen. In der zweiten Strophe steht die Hektik und Bewegung der Menschen innerhalb der Stadt im Vordergrund. Das lyrische Ich scheint eine gewisse Kritik und Abneigung gegenüber dem monotonen und stumpfen Sein der Menschen zu äußern. Die dritte Strophe thematisiert die menschlichen Lebensprozesse wie Geburt, Tod und das ewige „Einerlei“. Es scheint eine Gleichgültigkeit des lyrischen Ichs gegenüber diesen existenziellen Prozessen zu geben. In der letzten Strophe wird das Bild einer bedrohlichen und feurigen Stadt gezeichnet, scheint jedoch gleichzeitig von weiter entfernt betrachtet zu werden.

Was die Form des Gedichts angeht, besteht es aus vier Strophen mit insgesamt 14 Versen. Es folgt kein spezifisches Reimschema und weist auch keine regelmäßige Verslänge auf, was dem Gedicht eine gewisse Unregelmäßigkeit und Dynamik verleiht.

Die verwendete Sprache ist eher schlicht und klar. Bedrohliche und düstere Begriffe wie „Tod“, „Sterbeschrei“ und „Brand“ unterstreichen die düstere Atmosphäre des Gedichts. Ebenso betonen Worte wie „ewig“, „stumpf“ und „eintönig“ die ausdrückte Monotonie und das endlose Einerlei. Das lyrische Ich nutzt Metaphern, um die Stadt und das Leben darin zu beschreiben: Die Straßen werden als „Aderwerk“ bezeichnet und die vielen Fenster „blinzeln“ wie Augen. Damit verleiht Heym der Stadt menschenähnliche bzw. lebendige Züge und schafft ein starkes Stadt-Leben-Bild.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gedicht „Die Stadt“ von Georg Heym eine düstere und kritische Sicht auf das Stadtleben und seine Bewohner ausdrückt. Es ist gekennzeichnet durch seinen expressionistischen Stil, seine einfache Sprache und seine metaphorische Darstellung.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Die Stadt“ ist Georg Heym. Heym wurde im Jahr 1887 in Hirschberg geboren. 1911 ist das Gedicht entstanden. In [Hamburg] ist der Text erschienen. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Expressionismus zuordnen. Bei Heym handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 90 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Georg Heym sind „April“, „Berlin I“ und „Berlin II“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Die Stadt“ weitere 79 Gedichte vor.

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