Die Seelen von Wilhelm Busch

Der Fährmann lag in seinem Schiff
Beim Schein des Mondenlichts,
Als etwas kam und rief und pfiff,
Doch sehen tat er nichts.
 
Ihm war, als stiegen hundert ein.
Das Schifflein wurde schwer.
Flink, Fährmann, fahr uns übern Rhein,
Die Zahlung folgt nachher.
 
Und als er seine Pflicht getan,
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Da ging es klinglingling,
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Da warf ein Goldstück in den Kahn
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Jedwedes Geisterding.
 
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Husch, weg und weiter zog die Schar.
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Verwundert steht der Mann:
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So Seelen sind zwar unsichtbar
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Und doch ist etwas dran.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Die Seelen“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
82
Entstehungsjahr
nach 1848
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts „Die Seelen“ ist Wilhelm Busch, ein sehr bekannter deutscher Humorist, Dichter, Maler und Zeichner im 19. Jahrhundert. Da das Gedicht von Wilhelm Busch verfasst wurde, kann es historisch in die Epoche des Realismus und später des Naturalismus eingestuft werden, welche von etwa 1850 bis 1900 dauerten.

Beim ersten Lesen des Gedichts ist es offensichtlich, dass es eine Art Geistergeschichte in Versform ist. Es wird die mystische Begegnung eines Fährmanns mit Geistergestalten beschrieben, die sich als unsichtbare Seelen entpuppen. Das Gedicht hinterlässt einen humorvollen, aber dennoch nachdenklichen Eindruck.

Inhaltlich geht es in dem Gedicht um einen Fährmann, der bei Mondschein auf seinem Schiff ruht. Plötzlich hört er Stimmen und Pfiffe, kann aber niemanden sehen. Er spürt, wie sein Schiff schwerer wird, als ob hunderte von Personen eingestiegen wären. Diese unsichtbaren Passagiere bitten ihn, sie über den Rhein zu fahren, und versprechen, die Bezahlung würde später erfolgen. Nachdem der Fährmann seine Pflicht erfüllt hat, erhält er von jedem unsichtbaren Passagier ein Goldstück. Die Geister ziehen weiter und der Fährmann bleibt verwundert zurück, mit der Erkenntnis, dass Seelen zwar unsichtbar sind, aber dennoch „etwas dran“ ist, was wohl bedeutet, dass sie physische Auswirkungen oder Manifestationen haben können.

Dieses Gedicht ist in vier Strophen mit jeweils vier Versen aufgeteilt, was eine klar definierte und einfache Struktur suggeriert. Jeder Vers hat die gleiche Anzahl an Silben, was dem Gedicht einen gleichmäßigen Rhythmus und ein schnelles Tempo verleiht. Die Sprache ist einfach und ohne komplizierte Metaphern oder Symbolik, was die humorvolle Begegnung mit den Geistern für den Leser leicht verständlich und unterhaltsam macht.

Die Darstellung von Geistern in einer humoristischen Weise könnte eine Kritik oder Parodie auf den Aberglauben oder die spirituellen Vorstellungen der Zeit sein. Wilhelm Busch könnte durch die Verharmlosung der Geister die Vorstellung von ihrem erschreckenden Erscheinungsbild oder ihrer Bedrohlichkeit untergraben. Darüber hinaus könnte das Gold, das die Geister dem Fährmann geben, als Metapher für den Wert oder die Wertschätzung des Lebens oder der Seelen dienen. Das abschließende Statement des Fährmanns, dass „Seelen zwar unsichtbar sind, aber dennoch etwas dran ist“, könnte so bei den Lesern ein Nachdenken auslösen - über das Bestehen einer unsichtbaren, spirituellen Dimension und ihren Einfluss auf die physische Welt.

Weitere Informationen

Wilhelm Busch ist der Autor des Gedichtes „Die Seelen“. Busch wurde im Jahr 1832 in Wiedensahl geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1848 und 1908. Erscheinungsort des Textes ist Wiesbaden u. Berlin. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus oder Moderne zuordnen. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 82 Worte. Weitere Werke des Dichters Wilhelm Busch sind „Befriedigt“, „Beiderseits“ und „Beschränkt“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Die Seelen“ weitere 208 Gedichte vor.

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