Die Schwestern von Rainer Maria Rilke
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Sieh, wie sie dieselben Möglichkeiten |
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anders an sich tragen und verstehn, |
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so als sähe man verschiedne Zeiten |
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durch zwei gleiche Zimmer gehn. |
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Jede meint die andere zu stützen, |
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während sie doch müde an ihr ruht; |
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und sie können nicht einander nützen, |
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denn sie legen Blut auf Blut, |
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wenn sie sich wie früher sanft berühren |
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und versuchen, die Allee entlang |
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sich geführt zu fühlen und zu führen: |
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Ach, sie haben nicht denselben Gang. |
Details zum Gedicht „Die Schwestern“
Rainer Maria Rilke
3
12
72
1918
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Die Schwestern“ wurde von Rainer Maria Rilke geschrieben, einem namhaften deutschsprachigen Dichter der modernen Lyrik, der von 1875 bis 1926 lebte. Dieses Gedicht scheint eher aus seiner späteren Schaffensperiode zu stammen, was auf den fortgeschrittenen inhaltlichen und formalen Stil schließen lässt.
Das Gedicht hinterlässt zunächst einen melancholischen Eindruck. Es beschäftigt sich mit den Unterschieden und Gemeinsamkeiten zweier Schwestern und der Beziehung zwischen ihnen.
Inhaltlich scheint das lyrische Ich die Schwestern zu beobachten und dabei ihre Unterschiede in der Wahrnehmung und Handhabung gleicher Situationen festzustellen. Die Schwestern versuchen, einander zu stützen, scheinen aber eher aneinander zu ruhen. Diese Beobachtung verdeutlicht eine bestimmte Form von Abhängigkeit oder sogar Erschöpfung in ihrer Beziehung. Zudem wirkt ihr Versuch, einander zu helfen, eher kontraproduktiv oder sogar schädlich, verdeutlicht durch die Metapher „Blut auf Blut“. Schließlich ist ihr Gang, ein Symbol für ihre Lebenswege und -stile, nicht der Gleiche. Daher könnte das lyrische Ich eine Art Unverständnis oder Entfremdung zwischen den Schwestern feststellen.
Formal ist das Gedicht klar strukturiert, bestehend aus drei Strophen mit je vier Versen, was eine klare Form und Symmetrie aufweist. Die Sprache ist typisch für Rilke, reich an metaphorischen Bildern und eher zurückhaltend in der Wortwahl. Die Metaphern und Vergleiche laden den Leser ein, tiefer in die Bedeutung und die Emotionen hinter den Wörtern zu blicken.
Neben der literarischen Analyse könnte dieses Gedicht eine Reflexion über das Thema Geschwisterbeziehungen und Individualität sein. Jeder Mensch, auch Geschwister, hat seine eigene Wahrnehmung und seinen eigenen Weg im Leben. Dies kann zu Unterschieden, Missverständnissen und gelegentlichen Konflikten führen, kann aber auch eine wertvolle Bereicherung des menschlichen Miteinanders sein.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Die Schwestern“ ist Rainer Maria Rilke. 1875 wurde Rilke in Prag geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1918. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Moderne zuordnen. Rilke ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 72 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Rainer Maria Rilke sind „Advent“, „Allerseelen“ und „Als ich die Universität bezog“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Die Schwestern“ weitere 338 Gedichte vor.
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