Die Schildkrökröte von Christian Morgenstern

,Ich bin nun tausend Jahre alt
und werde täglich älter;
der Gotenkönig Theobald
erzog mich im Behälter.
 
Seitdem ist mancherlei geschehn,
doch weiß ich nichts davon;
zur Zeit, da läßt für Geld mich sehn
ein Kaufmann zu Heilbronn.
 
Ich kenne nicht des Todes Bild
10 
und nicht des Sterbens Nöte:
11 
Ich bin die Schild – ich bin die Schild –
12 
Ich bin die Schild – krö – kröte.’
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.9 KB)

Details zum Gedicht „Die Schildkrökröte“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
63
Entstehungsjahr
nach 1887
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die Schildkröte“ wurde von Christian Morgenstern verfasst, einem deutschen Schriftsteller, der während des Übergangs vom 19. zum 20. Jahrhundert lebte.

Auf den ersten Eindruck hin wird das Alter und die Lebensdauer der Schildkröte hervorgehoben, die tausend Jahre alt ist und täglich älter wird. Sie wurde von dem Gotenkönig Theobald im Behälter aufgezogen. Der Gedichtinhalt bleibt dabei auf der Oberfläche geheimnisvoll, aber es scheint so, als ob die Schildkröte trotz ihres hohen Alters und den zahlreichen historischen Ereignissen, die sie miterlebt hat, nichts davon wahrnimmt oder erinnert. Sie befindet sich nun im Besitz eines Kaufmanns in Heilbronn, der sie für Geld zur Schau stellt.

Das lyrische Ich, welches die Schildkröte repräsentiert, scheint über ihr bewegungsloses und einfaches Dasein zu reflektieren, das von einem gleichförmigen Rhythmus gekennzeichnet ist. Die Schildkröte hat weder eine Vorstellung vom Tod noch von den Nöten des Sterbens. Sie betont ihre Existenz als Schildkröte, indem sie sie dreimal wiederholt und damit ihre resignierte Akzeptanz ihres Schicksals unterstreicht.

Formal besteht das Gedicht aus drei Strophen mit jeweils vier Versen. Sprachlich ist es einfach gehalten und richtet sich in einer klaren, leicht zu verstehenden Sprache an den Leser. Dies könnte die Einfachheit und Monotonie des Lebens der Schildkröte symbolisieren. Durch die Wiederholung der Worte „Ich bin die Schild...“ am Ende des Gedichts unterstreicht Morgenstern die unveränderliche Existenz und Identität der Schildkröte. Es wird aber auch ein gewisser Humor deutlich, denn durch das Stottern „krö - kröte“ wird das langsame und schwerfällige Fortbewegen des Tieres dargestellt. Diese Kombination aus Nachdenklichkeit und Humor ist typisch für Morgensterns lyrisches Schaffen.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Die Schildkrökröte“ des Autors Christian Morgenstern. Der Autor Christian Morgenstern wurde 1871 in München geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1887 und 1914. In Zürich ist der Text erschienen. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Moderne zuordnen. Bei dem Schriftsteller Morgenstern handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 63 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Weitere Werke des Dichters Christian Morgenstern sind „Da nimm. Das laß ich dir zurück, o Welt“, „Das Auge der Maus“ und „Das Böhmische Dorf“. Zum Autor des Gedichtes „Die Schildkrökröte“ haben wir auf abi-pur.de weitere 189 Gedichte veröffentlicht.

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