Die Schamhaftigkeit von Christian Felix Weiße
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Wie schamhaft, wie bescheiden ist |
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Mein Mädchen, die sanfte Blondine! |
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Als ich sie öffentlich geküßt, |
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Sprach sie mit zorniger Mine: |
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Wie? Unverschämter, geh! was denkt die Welt von mir? |
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Heut Abends fordr’ ich selbst noch Rechenschaft von dir. |
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7 |
Wie schamhaft sittsam ist sie nicht |
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Mein Mädchen, die keusche Blondine! |
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Ich kam zu ihr: schon brannte Licht, |
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Ich wagts – – mit drohender Mine |
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Rief sie: o schäm dich! sieh! der Nachbar guckt heraus: |
12 |
Sie zog den Vorhang vor, und blies die Lichter aus. |
Details zum Gedicht „Die Schamhaftigkeit“
Christian Felix Weiße
2
12
81
1758
Aufklärung
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Die Schamhaftigkeit“ ist von Christian Felix Weiße, einem deutschen Dichter und Schriftsteller, der während der Zeiten der Aufklärung und des Sturm und Drang tätig war. Sein Werk ist daher in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts einzuordnen.
Auf den ersten Blick scheint das Gedicht einen leichtfüßigen, spielerischen Ton zu haben und eine romantische Szene zwischen dem lyrischen Ich und seiner Geliebten, einer blonden Frau, zu schildern. Beide Strophen folgen einander inhaltlich in einer Art erzählerischer Progression und fokussieren die Schamhaftigkeit und Sittsamkeit der Frau, die gleichzeitig als sanft und keusch charakterisiert wird.
Das lyrische Ich erzählt davon, wie seine Geliebte auf seine offen zur Schau gestellten Zuneigungsbekundungen reagiert – sie scheint sich Sorgen um ihr Ansehen und ihren Ruf zu machen. Es gibt Andeutungen auf ihre Empörung über das Verhalten des lyrischen Ichs. Und doch scheint sie diese Zuneigung nicht gänzlich abzulehnen, sondern nur die öffentliche Präsentation und das damit verbundene Potenzial für Klatsch und Tratsch.
Sprachlich gesehen ist das Gedicht einfach und direkt, ohne das übliche Pathos oder die Verwendung metaphorischer oder symbolischer Bilder, die in vielen Gedichten dieser Zeit zu finden sind. Es verwendet eine einfache Reimstruktur und Strophenformen, und die Geschichte wird linear erzählt.
Formal betrachtet besteht das Gedicht aus zwei Strophen mit jeweils sechs Zeilen. Der Autor verwendet verschiedene Stilmittel wie Reime (Vers 2 und Vers 4, Vers 6 und Vers 8 etc.), Wiederholungen ('Wie schamhaft', 'Mein Mädchen, die..', 'sie'), und steigert so die Spannung und Emotionalität des Gedichts.
Zusammengefasst ist Christian Felix Weiße's Gedicht „Die Schamhaftigkeit“ ein verständnisreiches Porträt einer Frau und ihren Bedenken um ihren Ruf und Ansehen. Es bietet einen Einblick in die sozialen Normen und Erwartungen an das Verhalten von Frauen zur Zeit seiner Entstehung, und zeigt dabei auch eine gewisse Ironie oder sogar subtile Kritik an diesen Normen.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Die Schamhaftigkeit“ des Autors Christian Felix Weiße. Der Autor Christian Felix Weiße wurde 1726 in Annaberg geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1758. Leipzig ist der Erscheinungsort des Textes. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Aufklärung zuordnen. Der Schriftsteller Weiße ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 81 Wörter. Es baut sich aus 2 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Die Gedichte „An die Muse“, „An ein Veilchen“ und „An einen Bach im Winter“ sind weitere Werke des Autors Christian Felix Weiße. Zum Autor des Gedichtes „Die Schamhaftigkeit“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 100 Gedichte vor.
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