Die Ruhigen von Georg Heym

Ein altes Boot, das in dem stillen Hafen
Am Nachmittag an seiner Kette wiegt.
Die Liebenden, die nach den Küssen schlafen.
Ein Stein, der tief im grünen Brunnen liegt.
 
Der Pythia Ruhen, das dem Schlummer gleicht
Der hohen Götter nach dem langen Mahl.
Die weiße Kerze, die den Toten bleicht.
Der Wolken Löwenhäupter um ein Tal.
 
Das Stein gewordene Lächeln eines Blöden.
10 
Verstaubte Krüge, drin noch wohnt der Duft.
11 
Zerbrochne Geigen in dem Kram der Böden.
12 
Vor dem Gewittersturm die träge Luft.
 
13 
Ein Segel, das vom Horizonte glänzt.
14 
Der Duft der Heiden, der die Bienen führt.
15 
Des Herbstes Gold, das Laub und Stamm bekränzt.
16 
Der Dichter, der des Toren Bosheit spürt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Die Ruhigen“

Autor
Georg Heym
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
111
Entstehungsjahr
1911
Epoche
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die Ruhigen“ wurde von dem deutschen Expressionisten Georg Heym verfasst, der von 1887 bis 1912 lebte. Das Gedicht lässt sich somit in die Zeit des frühen 20. Jahrhunderts einordnen, eine Epoche geprägt von tiefgreifenden gesellschaftlichen Umbrüchen und einer Abkehr von traditionellen Dichtungsformen.

Auf den ersten Blick fällt die ruhige, fast meditative Atmosphäre des Gedichts auf. Es scheint, als würde der Autor eine Reihe von Bildern oder Szenen aus dem alltäglichen Leben skizzieren, die alle von einer tiefen Innerlichkeit und Ruhe geprägt sind.

Im Gedicht werden verschiedene Szenen und Objekte präsentiert, die auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam zu haben scheinen: ein altes Boot im Hafen, schlafende Liebende, eine weiße Kerze, ein Segel am Horizont. Doch alle diese Bilder sind von einer tiefen Ruhe und Stille geprägt. Das lyrische Ich scheint dadurch die transzendenten Momente im alltäglichen Leben hervorheben zu wollen, Momente der Ruhe und Innerlichkeit, die in der Hektik des Alltags oft übersehen werden.

Formal ist das Gedicht in vier Strophen zu je vier Versen unterteilt - ein sehr traditionelles Format. Doch die Sprache ist eher ungewöhnlich und voller bildlicher Metaphern, die dem Leser viel Raum zur Interpretation lassen. Typisch für den Expressionismus, benutzt Heym eine stark sinnliche, bildhafte Sprache und spielt mit Kontrasten - hier besonders der zwischen Bewegung und Stille, Aktivität und Ruhe.

Inhaltlich geht es im Gedicht „Die Ruhigen“ um die ruhigen, stillen Momente, die man im täglichen Leben oft übersieht. Sie stehen metaphorisch für die tieferen, spirituellen Aspekte des Lebens. In der letzten Strophe wird zudem eine kritische Haltung des Dichters angedeutet: „Der Dichter, der des Toren Bosheit spürt“ - möglicherweise eine Anspielung auf die gesellschaftlichen Missstände und Umbrüche seiner Zeit, die von vielen Menschen nicht erkannt oder ignoriert wurden.

Weitere Informationen

Georg Heym ist der Autor des Gedichtes „Die Ruhigen“. 1887 wurde Heym in Hirschberg geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1911. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Expressionismus zu. Der Schriftsteller Heym ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 111 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Georg Heym sind „Das Fieberspital“, „Der Abend“ und „Der Baum“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Die Ruhigen“ weitere 79 Gedichte vor.

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