Die Ritter von Friedrich Schiller

des Spitals zu Jerusalem

Herrlich kleidet sie euch, des Kreuzes furchtbare Rüstung,
Wenn ihr, Löwen der Schlacht, Akkon und Rhodus beschützt,
Durch die syrische Wüste den bangen Pilgrim geleitet,
Und mit der Cherubim Schwerdt steht vor dem heiligen Grab.
Aber schöner kleidet euch doch die Schürze des Wärters,
Wenn ihr, Löwen der Schlacht, Söhne des edelsten Stamms,
Dient an des Kranken Bett’, dem Lechzenden Labung bereitet,
Und die ruhmlose Pflicht christlicher Milde vollbringt.
 
Religion des Kreuzes, nur du verknüpftest, in Einem
10 
Kranze, der Demuth und Kraft doppelte Palme zugleich!
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Die Ritter“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
10
Anzahl Wörter
85
Entstehungsjahr
1796
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Dieses Gedicht wurde von Friedrich Schiller, einem der bekanntesten deutschen Dichter der Weimarer Klassik, verfasst. Schiller lebte von 1759 bis 1805, das Gedicht „Die Ritter“ kann daher zeitlich in die Epoche der Aufklärung eingordnet werden.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht wie eine Huldigung an die Ritter des mittelalterlichen Kreuzzugs. Sie werden als „Löwen der Schlacht“ bezeichnet, die sich durch kriegerischen Mut auszeichnen. Der Fokus liegt jedoch nicht auf den kriegerischen Taten, sondern auf den humanitären, pflegerischen Leistungen, die diese Ritter erbringen.

Inhaltlich preist das lyrische Ich zunächst die Kühnheit und Tapferkeit der Ritter, die mit ihrer Rüstung und dem Kreuz als Symbol ihrer religiösen Mission „Akkon und Rhodus“ (Städte im Heiligen Land) beschützen und Pilger durch die Wüste leiten. Doch dann wird der Fokus auf die christliche Mildtätigkeit verlagert. Die Ritter dienen am Krankenbett, versorgen durstige und kränkelnde Menschen. Diese „ruhmlose Pflicht“ bekleidet sie schöner als ihre Rüstung.

Es wird klar, dass das lyrische Ich die durch den christlichen Glauben motivierte Barmherzigkeit und Nächstenliebe über die kriegerische Tapferkeit stellt. Der wahre Wert eines Ritters besteht für das lyrische Ich nicht in seinen Kriegstaten, sondern in seinem selbstlosen Dienst an den Kranken.

Formal besteht das Gedicht aus nur zwei Strophen, wobei die erste Strophe acht Verse enthält und die zweite nur zwei. Die Sprache ist pathetisch und bildreich, wie es für Schillers Stil typisch ist. Der Gebrauch von Ausdrücken wie „Löwen der Schlacht“ oder „furchtbare Rüstung“ verleihen dem Gedicht eine kraftvolle, majestätische Atmosphäre. Gleichzeitig kommt durch Begriffe wie „Schürze des Wärters“, „des Kranken Bett“ und „christlicher Milde“ die altruistische, mildtätige Seite der Ritter zum Ausdruck. Dabei wird die Verbindung zwischen Demut und Kraft hervorgehoben, beides zentrale Tugenden des christlichen Glaubens und des Rittertums.

Insgesamt kann man das Gedicht als eine Anerkennung und Mahnung interpretieren, die Macht und Kraft nicht nur für Krieg und Kampf einzusetzen, sondern auch für Menschlichkeit und Mildtätigkeit. Es ist ein Plädoyer für eine Balance zwischen Stärke und Mitgefühl, zwischen Mut und Demut. Es lässt sich auch als Kritik an der damaligen Gesellschaft lesen, in der Krieg oft glorifiziert wurde, während humanitäre Taten weniger Beachtung fanden.

Weitere Informationen

Friedrich Schiller ist der Autor des Gedichtes „Die Ritter“. Geboren wurde Schiller im Jahr 1759 in Marbach am Neckar, Württemberg. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1796. Erschienen ist der Text in Neustrelitz. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zu. Bei Schiller handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Die Epoche des Sturm und Drang ist eine Strömung in der deutschen Literaturgeschichte, die häufig auch als Geniezeit oder Genieperiode bezeichnet wird. Die Epoche ordnet sich nach der Literaturepoche der Empfindsamkeit und vor der Klassik ein. Sie lässt sich auf die Zeit zwischen 1765 und 1790 eingrenzen. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das literarische und philosophische Denken im deutschen Sprachraum. Der Sturm und Drang „stürmte“ und „drängte“ als Jugend- und Protestbewegung gegen diese aufklärerischen Ideale. Ein wesentliches Merkmal des Sturm und Drang ist somit ein Rebellieren gegen die Epoche der Aufklärung. Die Schriftsteller der Epoche des Sturm und Drangs waren häufig unter 30 Jahre alt. Die Schriftsteller versuchten in den Gedichten eine geeignete Sprache zu finden, um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Es wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Die alten Werke vorangegangener Epochen wurden geschätzt und dienten weiterhin als Inspiration. Die Epoche des Sturm und Drang endete mit der Hinwendung Schillers und Goethes zur Weimarer Klassik.

Einer der bedeutendsten Schriftsteller der deutschen Klassik ist Johann Wolfgang von Goethe (* 28. August 1749 in Frankfurt am Main; † 22. März 1832 in Weimar). Seine Italienreise 1786 wird als Beginn der Weimarer Klassik angesehen. Goethe prägte die Klassik ganz wesentlich. Sein Tod im Jahr 1832 ist gleichzeitig das Ende dieser Epoche. Sowohl Klassik als auch Weimarer Klassik sind oftmals verwendete Bezeichnungen für die Literaturepoche. Statt auf Konfrontation und Widerspruch wie noch in der Aufklärung oder im Sturm und Drang strebte die Klassik nach Harmonie. Die wichtigsten Werte sind Toleranz und Menschlichkeit. Die Klassik orientierte sich an klassischen Vorbildern aus der Antike. Ziel der Literaturepoche der Klassik war es die ästhetische Erziehung des Menschen zu einer „charakterschönen“ Persönlichkeit zu forcieren. In der Gestaltung wurde das Gültige, Gesetzmäßige, Wesentliche aber auch die Harmonie und der Ausgleich gesucht. Im Gegensatz zum Sturm und Drang, wo die Sprache oftmals roh und derb ist, bleibt die Sprache in der Klassik den sich selbst gesetzten Regeln treu. Die bedeutenden Schriftsteller der Klassik sind Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller. Andere Schriftsteller der Klassik sind Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried Herder. Die beiden zuletzt genannten arbeiteten aber jeweils für sich. Einen konstruktiven Austausch im Sinne eines gemeinsamen Arbeitsverhältnisses gab es nur zwischen Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller.

Das Gedicht besteht aus 10 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 85 Worte. Die Gedichte „An Minna“, „An den Frühling“ und „An die Gesetzgeber“ sind weitere Werke des Autors Friedrich Schiller. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Die Ritter“ weitere 220 Gedichte vor.

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