Die Professoren von Georg Heym
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Zu vieren sitzen sie am grünen Tische, |
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Verschanzt in seines Daches hohe Kanten. |
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Kahlköpfig hocken sie in den Folianten, |
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Wie auf dem Aas die alten Tintenfische. |
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Manchmal erscheinen Hände, die bedreckten |
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Mit Tintenschwärze. Ihre Lippen fliegen |
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Oft lautlos auf. Und ihre Zungen wiegen |
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Wie rote Rüssel über den Pandekten. |
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Sie scheinen manchmal ferne zu verschwimmen, |
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Wie Schatten in der weißgetünchten Wand. |
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Dann klingen wie von weitem ihre Stimmen. |
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Doch plötzlich wächst ihr Maul. Ein weißer Sturm |
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Von Geifer. Stille dann. Und auf dem Rand |
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Wiegt sich der Paragraph, ein grüner Wurm. |
Details zum Gedicht „Die Professoren“
Georg Heym
4
14
91
1911
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Die Professoren“ stammt von Georg Heym, einem der bekanntesten Vertreter des literarischen Expressionismus zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Heym gehört zu den Autoren der sogenannten „Verschollenen Generation“, die im Ersten Weltkrieg ihr Leben ließen und deren Werk deshalb oft weniger beachtet wird als das der Überlebenden. Er wurde am 30. Oktober 1887 geboren und starb schon 1912, und daher ist das Gedicht in diese kurze Lebensspanne einzuordnen.
Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht kritisch und vielleicht sogar abscheulich in seiner Darstellung von Professoren. Es zeichnet ein eher düsteres und unangenehmes Bild von ihnen und spielt dabei auf ihre wissenschaftliche Arbeit an.
Der Inhalt des Gedichts stellt die Gelehrten als unangenehme Figuren dar. Sie sitzen an einem grünen Tisch - eine Farbwahl, die mit Krankheit, Tod oder im übertragenen Sinn mit wissenschaftlicher Sterilität und Einseitigkeit assoziiert werden könnte - vertieft in Folianten, was große, schwere Bücher bedeutet. Sie werden als kahlköpfig beschrieben, ein Merkmal, das typischerweise mit Alter und Weisheit in Verbindung gebracht wird, aber hier scheint es eher ihre Entfremdung von der „normalen“ Gesellschaft und von allem Lebendigen zu betonen. In der zweiten Strophe werden sie als unsauber beschrieben und ihre Lippen und Zungen bewegen sich, als würden sie an den alten Büchern saugen. Sie scheinen sich manchmal zu entfernen und zu verschwinden, jedoch bricht ihre scheinbare Ruhe plötzlich auf, wenn sie laut und aggressiv sprechen.
Die Form des Gedichts ist in vier Strophen unterteilt, wobei die ersten beiden Strophen jeweils vier Verse und die letzten beiden jeweils drei Verse enthalten. Der Rhythmus des Gedichts ist nicht regelmäßig, was den unangenehmen Eindruck verstärkt, den die Personen hinterlassen.
Die verwendete Sprache ist metaphorisch und bildhaft. Besonders bemerkenswert sind die Vergleiche, die Heym zieht, wie etwa die Tintenfische auf dem Aas, die roten Rüssel oder der Paragraph, der als grüner Wurm beschrieben wird. Diese Bilder unterstreichen die Abstoßung, die das lyrische Ich gegenüber diesen Professoren empfindet.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gedicht „Die Professoren“ eine scharfe Kritik an der Wissenschaft und den Gelehrten ihrer Zeit ist. Es stellt sie als entfremdete, unsympathische und sogar parasitäre Figuren dar, die in ihrer akademischen Welt verloren sind und von der restlichen Gesellschaft getrennt sind.
Weitere Informationen
Georg Heym ist der Autor des Gedichtes „Die Professoren“. Der Autor Georg Heym wurde 1887 in Hirschberg geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1911 entstanden. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Expressionismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Heym handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 91 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Weitere Werke des Dichters Georg Heym sind „Berlin I“, „Berlin II“ und „Berlin III“. Zum Autor des Gedichtes „Die Professoren“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 79 Gedichte vor.
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