Die Pest von Friedrich Schiller

eine Fantasie

Gräßlich preisen Gottes Kraft
Pestilenzen würgende Seuchen,
Die mit der grausen Brüderschaft
Durchs öde Thal der Grabnacht schleichen.
 
Bang ergreifts das klopfende Herz,
Gichtrisch zuckt die starre Sehne,
Gräßlich lacht der Wahnsinn in das Angstgestöhne,
In heulende Triller ergeußt sich der Schmerz.
 
Raserei wälzt tobend sich im Bette –
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Gift’ger Nebel wallt um ausgestorbne Städte
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Menschen – hager – hohl und bleich –
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Wimmeln in das finstre Reich.
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Brütend liegt der Tod auf dumpfen Lüften,
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Häuft sich Schäze in gestopften Grüften
 
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Pestilenz sein Jubelfest.
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Leichenschweigen – Kirchhofstille
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Wechseln mit dem Lustgebrülle,
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Schröklich preiset Gott die Pest.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Die Pest“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
18
Anzahl Wörter
92
Entstehungsjahr
1782
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die Pest“ wurde von Friedrich Schiller verfasst. Schiller lebte im 18. Jahrhundert, die genaue Entstehungszeit des Gedichtes ist aber nicht bekannt.

Beim ersten Lesen erzeugt das Gedicht einen starken Eindruck von Angst, Elend und Tod. Die düstere und drastische Darstellung der Pestepidemie wirkt beklemmend und bedrohlich.

Das lyrische Ich beschreibt in drastischen Bildern die Auswirkungen der Pest. Die grauenhaften Folgen der Krankheit – Tod, Wahnsinn, Schmerz – werden in Zusammenhang mit dem Wirken Gottes gebracht. Das lyrische Ich sieht in der Pest eine Demonstration von Gottes Kraft, die aber furchterregend und grausam ist.

Form und Sprache des Gedichts unterstreichen diese Aussagen: Die vier Strophen mit unterschiedlicher Versanzahl und der Wechsel von vierhebigen und dreihebigen Versen schaffen eine dynamische, unruhige Struktur. Die Sprache ist gekennzeichnet durch Reime und starke, bildhafte Ausdrücke, die die katastrophalen Folgen der Pest anschaulich machen. Negative Konnotationen und Verben mit starker Handlung wie „würgen“ und „schleichen“ verstärken den düsteren Gesamteindruck des Gedichtes.

Insgesamt nutzt Schiller Form und Sprache, um die furchtbare Realität einer Pestepidemie eindringlich zu vermitteln. Mit dem Bild von der Pest als grausame Demonstration von Gottes Macht stellt er grundlegende Fragen nach dem Wesen Gottes und der Rolle des Leids in der Welt.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Die Pest“ des Autors Friedrich Schiller. Geboren wurde Schiller im Jahr 1759 in Marbach am Neckar, Württemberg. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1782 zurück. Stuttgart ist der Erscheinungsort des Textes. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zuordnen. Bei Schiller handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Der Sturm und Drang (häufig auch Geniezeit oder Genieperiode genannt) ist eine literarische Epoche, welche zwischen 1765 und 1790 existierte und an die Empfindsamkeit anknüpfte. Später ging sie in die Klassik über. Die wesentlichen Merkmale des Sturm und Drang lassen sich als ein Rebellieren oder Auflehnen gegen die Epoche der Aufklärung zusammenfassen. Das literarische und philosophische Leben in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und die Literatur sollten dadurch maßgeblich beeinflusst werden. Die Vertreter der Epoche des Sturm und Drang waren häufig Schriftsteller im jungen Alter, die sich gegen die vorherrschende Strömung der Aufklärung wandten. Um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen, wurde insbesondere darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden und in den Gedichten einzusetzen. Die Nachahmung und Idealisierung von Künstlern aus vergangenen Epochen wie dem Barock wurde abgelehnt. Die traditionellen Werke wurden dennoch geschätzt und dienten als Inspiration. Es wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Mit seinen beiden wichtigen Vertretern Schiller und Goethe entwickelte sich der Sturm und Drang weiter und ging in die Weimarer Klassik über.

Zeitlich lässt sich die Weimarer Klassik mit Goethes Italienreise im Jahr 1786 und mit Goethes Tod 1832 eingrenzen. Zwei gegensätzliche Anschauungen hatten das 18. Jahrhundert bewegt. Die Aufklärung und die gefühlsbetonte Strömung Sturm und Drang. Die Weimarer Klassik ist eine Synthese dieser beiden Elemente. Literarisches Zentrum und Ausgangspunkt der Weimarer Klassik (kurz auch oftmals einfach nur Klassik genannt) war Weimar. Zu den bedeutenden Motiven der Weimarer Klassik gehören unter anderem Toleranz und Menschlichkeit. Ein hohes Sprachniveau ist für die Werke der Weimarer Klassik kennzeichnend. Während man im Sturm und Drang die natürliche Sprache wiedergeben wollte, stößt man in der Weimarer Klassik auf eine reglementierte Sprache. Die wichtigen Vertreter der Weimarer Klassik sind: Friedrich Schiller, Johann Wolfgang von Goethe, Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried von Herder.

Das Gedicht besteht aus 18 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 92 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Friedrich Schiller sind „An einen Moralisten“, „Bacchus im Triller“ und „Baurenständchen“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Die Pest“ weitere 220 Gedichte vor.

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