Die Nacht von Johann Christian Friedrich Hölderlin

Rings um ruhet die Stadt

Rings um ruhet die Stadt. Still wird die erleuchtete Gasse,
Und mit Fackeln geschmückt rauschen die Wagen hinweg.
Satt gehn heim von Freuden des Tags zu ruhen, die Menschen,
Und Gewinn und Verlust wäget ein sinniges Haupt
Wolzufrieden zu Haus; leer steht von Trauben und Blumen,
Und von Werken der Hand ruht der geschäftige Markt.
Aber das Saitenspiel tönt fern aus Gärten; vielleicht, daß
Dort ein Liebendes spielt oder ein einsamer Mann
Ferner Freunde gedenkt und der Jugendzeit; und die Brunnen
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Immerquillend und frisch rauschen an duftendem Beet.
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Still in dämmriger Luft ertönen geläutete Glocken,
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Und der Stunden gedenk rufet ein Wächter die Zahl.
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Jetzt auch kommet ein Wehn und regt die Gipfel des Hains auf,
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Sieh! und das Ebenbild unserer Erde, der Mond,
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Kommet geheim nun auch, die schwärmerische, die Nacht kommt,
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Voll mit Sternen, und wol wenig bekümmert um uns
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Glänzt die Erstaunende dort, die Fremdlingin unter den Menschen
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Über Gebirgeshöhn traurig und prächtig herauf.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.3 KB)

Details zum Gedicht „Die Nacht“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
18
Anzahl Wörter
157
Entstehungsjahr
1801
Epoche
Klassik,
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die Nacht“ wurde von Johann Christian Friedrich Hölderlin verfasst. Hölderlin wurde am 20. März 1770 geboren und verstarb am 7. Juni 1843. Das Gedicht lässt sich zeitlich in die Epoche der Romantik einordnen, welche Ende des 18. Jahrhunderts begann und bis Mitte des 19. Jahrhunderts andauerte.

Der erste Eindruck des Gedichts ist geprägt von Ruhe und Stille. Die Stadt ist umgeben von Nacht, die beleuchteten Gassen sind still und die Menschen kehren von den Freuden des Tages nach Hause zurück. Die Atmosphäre wird durch Fackeln und das entfernte Klingen eines Saitenspiels aus den Gärten verstärkt. Der Mond, als geheimnisvolles Ebenbild der Erde, erhellt die Nacht mit Sternen.

Der Inhalt des Gedichts beschreibt die nächtliche Stimmung in der Stadt. Die ruhenden Straßen und die heimkehrenden Menschen symbolisieren das Ende eines aktiven Tages. Der Begriff „Gewinn und Verlust“ weist darauf hin, dass es in der Betrachtung der vergangenen Ereignisse eine Abwägung gibt. Das lyrische Ich vermittelt den Eindruck, dass die Nacht eine Zeit der Ruhe und des Rückzugs ist. Es wird darauf hingewiesen, dass das Saitenspiel und die Erinnerungen an vergangene Freunde und die Jugendzeit eine besondere Rolle spielen. Die geläuteten Glocken erinnern an vergangene Stunden und dienen als Zeitmarker. Der Mond wird als „Fremdlingin unter den Menschen“ beschrieben und beeindruckt das lyrische Ich durch seine Anmut und Geheimnisheit.

Das Gedicht besteht aus einer Strophe mit 18 Versen. Die Verse sind meist im vierhebigen Jambus verfasst und haben einen regelmäßigen Kreuzreim. Dies verleiht dem Gedicht einen harmonischen Rhythmus. Die Sprache des Gedichts ist bildhaft und vermittelt eine ruhige, nächtliche Atmosphäre. Es werden Kontraste zwischen Ruhe und Bewegung, Stille und Klang sowie Licht und Dunkelheit geschaffen. Der Einsatz von alliterierenden Lauten, wie zum Beispiel in „ruhet die Stadt“ und „leer steht von Trauben und Blumen“, verstärkt den Klangreichtum des Gedichts.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Die Nacht“ ist Johann Christian Friedrich Hölderlin. 1770 wurde Hölderlin in Lauffen am Neckar geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1801 entstanden. Der Erscheinungsort ist Montag- und Weißischen Buchhandlung; Regensburg. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Klassik oder Romantik zuordnen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das 157 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 18 Versen mit nur einer Strophe. Weitere bekannte Gedichte des Autors Johann Christian Friedrich Hölderlin sind „Abbitte“, „Abendphantasie“ und „An Ihren Genius“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Die Nacht“ weitere 181 Gedichte vor.

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