Der Wirthin Töchterlein von Ottilie Wildermuth
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?Was treibt dort der Wirthin Töchterlein |
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So früh schon am lichten Morgen? |
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Wie geht sie so emsig aus und ein |
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Mit Schaffen und mit Sorgen? |
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Sie wandelt eifrig von Haus zu Haus, |
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Da wählt sie Schleifen und Bänder aus, |
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Nun bringt sie den zierlichen Blüthenkranz! |
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Die wird sich wohl schmücken zu Fest und Tanz?" |
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O nein, schon lange die Zeit entschwand, |
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Wo Jugend und Lust ihre Blüthe, |
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Wo sie schmückte ihr eigenes Festgewand |
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Und erwartend in Freude glühte. |
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Ob klar noch ihr Auge und leicht die Gestalt, |
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Die Frühlingslieder sind lange verhallt, |
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Und bringt sie die Bänder, die Blumen her, |
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Das ist für And're, für sie nicht mehr! |
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Wohl hat auch ihr einst der Morgen gelacht, |
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Wo sie selig, mit glühenden Wangen |
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Des goldenen, herrlichen Tages gedacht, |
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Wo sie dürfte im Brautkranz prangen, |
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Wo schüchtern sie liebende Blicke getauscht |
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Und glücklich auf flüsternde Worte gelauscht, |
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Wo sie emsig, wie Bienlein im Honigseim, |
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Geschafft und gesammelt für's eigene Heim. |
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Doch anders kam es - auf fremde Bahn |
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Der Geliebte ist fortgezogen, |
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Was hat sie ihm denn zu Leide gethan? |
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Was hat ihn zum Scheiden bewogen? |
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Sie hat ihn geliebet, sei hat ihm vertraut, |
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Warum denn warb er die reichere Braut? |
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Ich habe das Mägdlein nicht drum befragt, |
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Sie hat nur geweint, sie hat nicht geklagt. |
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Ihr Brautkleid, das hat sie nun weggelegt, |
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An jenem traurigen Morgen, |
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Die emsigen Finger für And're geregt, |
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Es gilt, für die Mutter zu sorgen! |
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Zu fröhlichen Festen, zum lustigen Ball, |
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Da darf sie nun zieren die Mägdlein all', |
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Darf schmücken die Braut zu der Feier Glanz |
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Mit dem duftigen Schleier, dem Myrthenkranz. |
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Dann spät, in der Mutter Kämmerlein, |
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Da sitzt sie in friedlichem Schweigen, |
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Von fern her glänzet der Lichter Schein |
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Und tönen die Flöten und Geigen. |
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Sie weinet nicht mehr in bitterem Schmerz, |
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Längst hat sie zur Ruhe gewieget ihr Herz, |
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Ganz leise nur denkt sie der goldenen Zeit, |
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Wo sie einst sich auf's eigene Brautkleid gefreut. |
Details zum Gedicht „Der Wirthin Töchterlein“
Ottilie Wildermuth
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322
1817 - 1877
Romantik,
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz
Gedicht-Analyse
Ottilie Wildermuth ist die Autorin des Gedichtes „Der Wirthin Töchterlein“. Geboren wurde Wildermuth im Jahr 1817 in Rottenburg am Neckar. Das Gedicht ist in der Zeit von 1833 bis 1877 entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her lässt sich das Gedicht den Epochen Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zuordnen. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das 322 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 48 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Die Dichterin Ottilie Wildermuth ist auch die Autorin für Gedichte wie „Feuerwehr“ und „Klagst du leise, daß hienieden“. Zur Autorin des Gedichtes „Der Wirthin Töchterlein“ haben wir auf abi-pur.de keine weiteren Gedichte veröffentlicht.
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