Die Maske von Charles Baudelaire
1 |
Sieh diesen schatz mit florentiner reizen: |
2 |
Die wiegung und des körpers muskelkraft |
3 |
Wo nicht die beiden himmelsschwestern geizen: |
4 |
Feinheit und stärke! welche meisterschaft! |
5 |
So göttlich fest so zierlich zum berücken – |
6 |
Das weib gemacht für sammt und edelstein |
7 |
Um päbste oder prinzen zu beglücken. |
|
|
8 |
Sieh dieses lächeln wollustvoll und fein |
9 |
Wo sich verzückt die selbstverehrung weidet! |
10 |
Der lange blick begehrlich hart und klug · |
11 |
Das zärtliche gesicht mit gaz umkleidet |
12 |
Sagt uns mit siegerstolz in jedem zug: |
13 |
»Mich ruft die Wollust und mich krönt die Liebe« |
14 |
Sieh wie dem weib zur fürstin ausersehn |
15 |
Auch noch verführerischer liebreiz bliebe – |
16 |
Komm lass uns um die grosse schönheit drehn! |
17 |
O lästerung der kunst! verwünschte blende! |
18 |
Ist nicht der götterleib der glück verheisst |
19 |
Ein doppelköpfig ungetüm am ende? |
|
|
20 |
Nein – es ist maske nur und zier die gleisst: |
21 |
Erlesnes mienenspiel in seltnem lichte. |
22 |
Sieh her! hier ist in wildem krampf gereckt |
23 |
Der echte kopf mit wahrem angesichte |
24 |
Vom lügenhaften angesicht verdeckt! |
25 |
Du arme grosse schönheit! deiner zähren |
26 |
Erhabner strom ins schwere herz mir dringt · |
27 |
Dein lug berauscht mich und ich will mich nähren |
28 |
Am leidensquell der deinem aug entspringt. |
|
|
29 |
Doch warum weint sie? so vollkommne schöne |
30 |
Dass jeder mensch zu ihren füssen bebt – |
31 |
Was macht dass ihre riesenbrust erstöhne? |
|
|
32 |
Sie weint · sinnloser! denn sie hat gelebt |
33 |
Und sie lebt noch! doch ihre grössten sorgen |
34 |
Empfängt sie und die kniee zittern ihr |
35 |
Weil morgen sie noch leben muss! ach morgen |
36 |
Und übermorgen · immer! – so wie wir. |
Details zum Gedicht „Die Maske“
Charles Baudelaire
5
36
238
nach 1837
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus
Gedicht-Analyse
Charles Baudelaire ist der Autor des Gedichtes „Die Maske“. Baudelaire wurde im Jahr 1821 in Paris geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1837 bis 1867 entstanden. Erschienen ist der Text in Berlin. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das Gedicht besteht aus 36 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 238 Worte. Weitere Werke des Dichters Charles Baudelaire sind „An Theodor von Banville“, „Anheimfall“ und „Anziehender Schauder“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Die Maske“ weitere 101 Gedichte vor.
+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Weitere Gedichte des Autors Charles Baudelaire (Infos zum Autor)
- Abendeinklang
- An Theodor von Banville
- Anheimfall
- Anziehender Schauder
- Aufschrift auf ein verpöntes Buch
- Aufschwung
- Begräbnis
- Bertas Augen
- Besessenheit
- Darstellung
Zum Autor Charles Baudelaire sind auf abi-pur.de 101 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
Freie Ausbildungsplätze in Deiner Region
besuche unsere Stellenbörse und finde mit uns Deinen Ausbildungsplatz
erfahre mehr und bewirb Dich direkt