Die Luft (Christian Morgenstern) von Christian Morgenstern
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Die Luft war einst dem Sterben nah. |
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‚Hilf mir, mein himmlischer Papa‘, |
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so rief sie mit sehr trübem Blick, |
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‚ich werde dumm, ich werde dick; |
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du weißt ja sonst für alles Rat – |
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schick mich auf Reisen, in ein Bad, |
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auch saure Milch wird gern empfohlen; – |
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wenn nicht – laß ich den Teufel holen!‘ |
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Der Herr, sich scheuend vor Blamage, |
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erfand für sie die – Tonmassage. |
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Es gibt seitdem die Welt, die – schreit. |
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Wobei die Luft famos gedeiht. |
Details zum Gedicht „Die Luft (Christian Morgenstern)“
Christian Morgenstern
4
12
75
nach 1887
Moderne
Gedicht-Analyse
Der Verfasser des Gedichtes ist der deutsche Dichter Christian Morgenstern, der von 1871 bis 1914 lebte. Der zeitliche Kontext seiner Schreibphase lässt sich demnach in das späte 19. und frühe 20. Jahrhundert einordnen, genauer in die Epoche des Symbolismus und der Jahrhundertwende.
Beim ersten Eindruck fällt der humorvolle, sarkastische Ton des Gedichtes auf, der typisch für Morgensterns Stil und seine Absicht ist, häufige menschliche Schwächen und Absurditäten aufzuzeigen.
Inhaltlich handelt das Gedicht von der „Luft“, die symbolisch für Leere, Sinnlosigkeit oder mangelnde Substanz stehen kann. Das lyrische Ich personifiziert sie und stellt sie als krank und unzufrieden dar. Sie sucht nach einer Lösung für ihr Leiden und wendet sich dabei an Gott (ihren „himmlischen Papa“). Sie schlägt verschiedene Methoden vor, darunter Reisen, Kuren im Bad oder saure Milch - allesamt Maßnahmen, die eher auf menschliche Leiden Anwendung finden. Der Abschluss des Gedichtes ist eine ironische Pointe: Um der „Luft“ zu helfen, erfindet Gott die „Tonmassage“, was als Metapher für die menschliche Sprache interpretiert werden kann. Die Welt beginnt zu schreien und die „Luft“ gedeiht prächtig, weil sie nun mit Lauten und Worten gefüllt ist.
Im Wesentlichen scheint das lyrische Ich hier eine Gesellschaftskritik zu äußern – es stellt die Oberflächlichkeit und Leere des modernen Lebens und die verzweifelten Versuche der Menschen dar, diese Leere zu füllen, sei es durch Reisen, Gesundheitskuren oder die ständige Kommunikation.
Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen unterschiedlicher Länge und ist in freien Versen geschrieben, was dem Gedicht einen erzählerischen Charakter verleiht. Die Sprache ist direkt und humorvoll, mit einer Prise Sarkasmus, die die Absurditäten und Widersprüche der modernen Gesellschaft betont. Der gebrauch von Reim, Rhythmus und Metaphorik ist geschickt und sorgfältig, was das Interesse und das Engagement des Lesers aufrechterhält. Morgenstern verwendet in seiner Lyrik häufig eine verspielte, humorvolle Sprache, um ernstere Themen auf eine zugängliche Weise anzusprechen. Dies ist auch in „Die Luft“ der Fall, wo komplexe gesellschaftliche Phänomene auf humorvolle und sarkastische Weise dargestellt werden.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Die Luft (Christian Morgenstern)“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Christian Morgenstern. Geboren wurde Morgenstern im Jahr 1871 in München. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1887 und 1914. Erscheinungsort des Textes ist Zürich. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Moderne zu. Bei Morgenstern handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 75 Worte. Die Gedichte „Das Auge der Maus“, „Das Böhmische Dorf“ und „Das Fest des Wüstlings“ sind weitere Werke des Autors Christian Morgenstern. Zum Autor des Gedichtes „Die Luft (Christian Morgenstern)“ haben wir auf abi-pur.de weitere 189 Gedichte veröffentlicht.
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