Die Liebende in dem Flusse Silemnus von Susanne von Bandemer

Ha! wie ist mir? bin ich neu geboren?
Welche selige Verwandelung!
Hat sich wirklich meine Qual verloren,
Oder täuscht mich die Erinnerung?
 
Nein, ich fühl’ ein neu’res beß’res Leben:
Sanfter fühl’ ich meines Herzens Schlag,
Seit mir Kühlung diese Wellen geben,
Süße Kühlung, nach dem schwülen Tag.
 
Wie? ο Liebe! fühl’ ich nicht mehr deine
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Schadenfrohe, bittre Peinigung?
 
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Ja, zurückgegeben ist mir meine
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Würde, Selbstheit und Beruhigung.
 
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Schnell entthronet wurde der Besieger
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Meines Herzens; ach, ich sah’ in ihm
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Nur Cytherens listigen Betrieger,
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Und schwur ewig – ewig ihn zu fliehn!
 
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Dort, wo ihm das reinste Feuer brannte,
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Auf des Herzens heiligem Altar,
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Wann ich weinend den Geliebten nannte.
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Und das Echo seines Namens war;
 
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Dort verlöscht’ im kühlen Wunderbade
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Des Silemnus, jenes Zauberbild,
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Welches noch am blühenden Gestade
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Seines Flusses, dieses Herz erfüllt.
 
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Habe Dank! du reine Götterquelle!
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Mehr als Leben gabst du mir zurück.
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Denn in deiner sanften Silberwelle
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Find’ ich wieder, mein verlornes Glück.
 
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Das Idol der Lieb’ ist hingeschwunden:
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Statt des Gottes, seh’ ich nur den Mann
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Der sich treulos, selbst von dem entbunden,
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Wovon Liebe nie entbinden kann.
 
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Und im sanften Kräuseln deiner Fluten,
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Fühl’ ich, Liebe, mich von dir geheilt.
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Heil, sey dir, Silemnus! nicht mehr bluten
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Wird dies Herz, das fröhlich dir enteilt.
 
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Nein! nie wird mich Eros mehr bethören!
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O, jetzt lach’ ich seiner Tyranney.
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Keine Thräne wein’ ich mehr Cytheren,
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Denn, ich Glückliche! bin wieder frey!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (27.1 KB)

Details zum Gedicht „Die Liebende in dem Flusse Silemnus“

Anzahl Strophen
11
Anzahl Verse
40
Anzahl Wörter
236
Entstehungsjahr
1802
Epoche
Klassik,
Romantik

Gedicht-Analyse

Das oben genannte Gedicht trägt den Titel „Die Liebende in dem Flusse Silemnus“ und wurde von Susanne von Bandemer verfasst. Susanne von Bandemer wurde am 2. März 1751 geboren und verstarb am 30. Dezember 1828.

Beim ersten Lesen des Gedichts entsteht der Eindruck, dass das lyrische Ich eine Transformation durchgemacht hat und eine positive Veränderung in ihrem Leben wahrnimmt. Sie fragt sich, ob sie wiedergeboren wurde und ob ihre Qualen wirklich verschwunden sind oder ob sie sich nur an dies Irren erinnert.

Der Inhalt des Gedichts beschreibt, wie das lyrische Ich ein neues und besseres Leben fühlt. Seitdem es Kühlung von den Wellen des Flusses Silemnus erhält, spürt es einen sanfteren Herzschlag und eine angenehme Erleichterung nach einem schwülen Tag. Das lyrische Ich zweifelt, ob es die schadenfreuden und bitteren Qualen der Liebe nicht mehr fühlt. Es fühlt eine Rückkehr von Würde, Selbstwertgefühl und Ruhe.

Im Gedicht wird der Verlust der Liebe beschrieben, und das lyrische Ich sieht seinen einstigen Geliebten als Betrüger und schwört, ihn für immer zu meiden. Der Fluss Silemnus hat das Bild des Geliebten von einem Thron verdrängt, auf dem das reinste Feuer brannte und der als Göttliches Idol angesehen wurde. Dieses Bild des Geliebten, das das Herz des lyrischen Ichs erfüllte, verlischt im kühlen Wunderbad des Silemnus.

Das Gedicht zeigt die Dankbarkeit des lyrischen Ichs gegenüber dem Fluss Silemnus, den es als reine Götterquelle betrachtet. Der Fluss hat dem lyrischen Ich mehr als das Leben zurückgegeben und es hat sein verlorenes Glück in den sanften Silberwellen des Silemnus wiedergefunden.

Das Idol der Liebe ist verschwunden und anstelle des Gottes sieht das lyrische Ich nur den Menschen, der sich treulos von dem entbunden hat, wovon die Liebe nie befreien kann. Doch in den sanften Kräuseln des Flusses Silemnus fühlt sich das lyrische Ich von der Liebe geheilt. Es freut sich darüber, dass sein Herz nicht mehr bluten wird und ist wieder frei von den Tyrannei des Eros.

Das Gedicht besteht aus elf Strophen, die größtenteils aus jeweils vier Versen bestehen. Die Sprache des Gedichts ist einfach und verständlich. Susanne von Bandemer verwendet keine komplexe Metaphorik oder bildhafte Sprache, sondern drückt ihre Gefühle und Erlebnisse in einer klaren und direkten Weise aus. Dieser einfache Stil trägt zur Einfühlsamkeit und Natürlichkeit des Gedichts bei.

Weitere Informationen

Die Autorin des Gedichtes „Die Liebende in dem Flusse Silemnus“ ist Susanne von Bandemer. Bandemer wurde im Jahr 1751 in Berlin geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1802 entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten der Autorin kann der Text den Epochen Klassik oder Romantik zugeordnet werden. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das vorliegende Gedicht umfasst 236 Wörter. Es baut sich aus 11 Strophen auf und besteht aus 40 Versen. Die Gedichte „An Karl Hadermann“, „An Madame Karschin bey Übersendung eines Blumenstrausses am 1. Dezember 1789“ und „An Madame Unzelmann“ sind weitere Werke der Autorin Susanne von Bandemer. Zur Autorin des Gedichtes „Die Liebende in dem Flusse Silemnus“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 86 Gedichte vor.

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