Die Liebende von Rainer Maria Rilke
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Das ist mein Fenster. Eben |
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bin ich so sanft erwacht. |
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Ich dachte, ich würde schweben. |
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Bis wohin reicht mein Leben, |
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und wo beginnt die Nacht? |
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Ich könnte meinen, alles |
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wäre noch ich ringsum; |
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durchsichtig wie eines Kristalles |
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Tiefe, verdunkelt, stumm. |
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Ich könnte auch noch die Sterne |
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fassen in mir; so groß |
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scheint mir mein Herz; so gerne |
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ließ es ihn wieder los, |
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den ich vielleicht zu lieben, |
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vielleicht zu halten begann. |
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Fremd wie niebeschrieben |
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sieht mich mein Schicksal an. |
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Was bin ich unter diese |
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Unendlichkeit gelegt, |
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duftend wie eine Wiese, |
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hin und her bewegt, |
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rufend zugleich und bange, |
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daß einer den Ruf vernimmt |
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und zum Untergange |
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in einem andern bestimmt. |
Details zum Gedicht „Die Liebende“
Rainer Maria Rilke
6
25
110
1918
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Die Liebende“ wurde von Rainer Maria Rilke verfasst. Rilke lebte von 1875 bis 1926. Eine genaue zeitliche Einordnung des Gedichts ist jedoch nicht möglich.
Der erste Eindruck des Gedichts ist geprägt von einer sanften und zarten Atmosphäre. Das lyrische Ich erwacht scheinbar gerade und befindet sich in einem Zustand des Schwebens. Es stellt sich Fragen nach dem eigenen Leben und wo die Nacht beginnt.
Im Inhalt des Gedichts beschreibt das lyrische Ich, dass es den Eindruck hat, alles um sich herum sei noch es selbst. Es fühlt sich durchsichtig wie ein Kristall, aber zugleich tief, verfinstert und stumm. Es könnte sogar die Sterne in sich aufnehmen, so groß erscheint sein Herz, würde es sie auch gerne wieder loslassen. Es steht im Kontrast zum geliebten anderen, der fremd und unbeschrieben erscheint und das Schicksal damit anblickt. Das lyrische Ich fühlt sich unter die Unendlichkeit gelegt, bewegt wie eine duftende Wiese und ruft gleichzeitig ängstlich, dass jemand den Ruf vernimmt und in einem anderen zum Untergang bestimmt ist.
Form und Sprache des Gedichts bestehen aus sechs Strophen, die jeweils aus vier Versen bestehen. Die Sprache ist einfach und klar, jedoch werden auch metaphorische Bilder verwendet, um die Gefühle und Gedanken des lyrischen Ichs auszudrücken. Die kurzen Verse tragen zur Intensität des Ausdrucks bei. Das Gedicht wirkt insgesamt melancholisch und introspektiv.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Die Liebende“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Rainer Maria Rilke. Rilke wurde im Jahr 1875 in Prag geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1918 zurück. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Rilke handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 110 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 25 Versen. Der Dichter Rainer Maria Rilke ist auch der Autor für Gedichte wie „Adam“, „Advent“ und „Allerseelen“. Zum Autor des Gedichtes „Die Liebende“ haben wir auf abi-pur.de weitere 338 Gedichte veröffentlicht.
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