Die Kronprinzenbühne von Kurt Tucholsky

Sieh da, sieh da: am preuß’schen Hof
erblickt man einen Musenschwof.
Man spielt beim Sohn vom Vater
Theater.
 
Die kleine Zote, lieb und nett,
wird blank poliert für das Parkett –
und, was der Gallier schildert,
gemildert.
 
Auch fühlt man sich beträchtlich wohl
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im reinlichen Salontirol.
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Der Dichter schwingt im Gmüatl
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’s Hüatl.
 
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Und auch die Tonkunst ist allhier:
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da hinten trommelt am Klavier
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für viele Pinke-Pinke
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Paul Lincke.
 
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Und alles ist im Ordensfrack…
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Nur leider fehlt der Kunstgeschmack.
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Nun, man behilft sich ohne
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beim Sohne, Sohne, Sohne
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beim Sohne.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Die Kronprinzenbühne“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
21
Anzahl Wörter
90
Entstehungsjahr
1919
Epoche
Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit,
Exilliteratur

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die Kronprinzenbühne“ stammt von Kurt Tucholsky, der von 1890 bis 1935 lebte. Das Gedicht kann in die Zeit um 1920 eingeordnet werden.

Der erste Eindruck des Gedichts erweckt den Anschein, als wäre es eine humorvolle Betrachtung des Kulturbetriebs am preußischen Hof.

Der Inhalt des Gedichts besteht aus fünf Strophen mit jeweils vier Versen. In der ersten Strophe wird der Musenschwof am Hofe des Kronprinzen beschrieben, wo Theater gespielt wird. In der zweiten Strophe wird humorvoll auf die „Zote“ eingegangen, die für das Parkett poliert wird und vom Gallier gemildert wird. Die dritte Strophe beschreibt den reinlichen Salontirol, in dem man sich wohlfühlt und der Dichter sein Hüatl schwingt. Die vierte Strophe erwähnt die Tonkunst, bei der Paul Lincke am Klavier trommelt. Die fünfte Strophe beklagt den fehlenden Kunstgeschmack, der jedoch durch den Sohn behoben wird, sodass man sich behilft.

Das Gedicht ist in einfachen Versen verfasst und hat einen satirischen, humorvollen Ton. Es bedient sich einer volkstümlichen Sprache und umschreibt verschiedene Aspekte des Kulturbetriebs am Hofe mit leichten, spielerischen Wortspielen. Die Strophenstruktur ist gleichbleibend und der Inhalt des Gedichts nimmt Bezug auf die verschiedenen künstlerischen Darbietungen am Hofe.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Die Kronprinzenbühne“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Kurt Tucholsky. Der Autor Kurt Tucholsky wurde 1890 in Berlin geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1919. Charlottenburg ist der Erscheinungsort des Textes. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit oder Exilliteratur zuordnen. Bei Tucholsky handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Der Erste Weltkrieg von 1914 bis 1918 und die daraufhin folgende Entstehung und der Fall der Republik hatten erheblichen Einfluss auf die Literatur der Weimarer Republik. Neue Sachlichkeit ist eine Richtung der Literatur der Weimarer Republik. In den Werken dieser Epoche ist die zwischen den Weltkriegen hervortretende Tendenz zu illusionslos-nüchterner Darstellung von Gesellschaft, Technik, Weltwirtschaftskrise aber auch Erotik deutlich erkennbar. Es ist als Reaktion auf den literarischen Expressionismus zu werten. Die Handlung wurde meist nur kühl und distanziert beobachtet. Die Dichter orientierten sich dabei an der Realität. Mit einem Minimum an Sprache wollte man ein Maximum an Bedeutung erreichen. Mit den Texten sollten so viele Menschen wie möglich erreicht werden. Deshalb wurde darauf geachtet eine einfache sowie nüchterne Alltagssprache zu verwenden. Die Freiheit von Wort und Schrift war zwar verfassungsmäßig garantiert, doch bereits 1922 wurde nach der Ermordung von Walter Rathenau das Republikschutzgesetz erlassen, das diese Freiheit wieder einschränkte. Viele Schriftsteller litten unter dieser Zensur. In der Praxis wurde dieses Gesetz allerdings nur gegen linke Autoren angewandt. Aber gerade die rechts gerichteten Schriftsteller waren es häufig, die in ihren Werken offen Gewalt verherrlichten. Die Grenzen der Zensur wurden im Jahr 1926 durch das sogenannte Schund- und Schmutzgesetz nochmals verstärkt. Die Beschlagnahmung von Schriften und das Verbot von Zeitungen wurden durch die Pressenotverordnung im Jahr 1931 ermöglicht.

Zur Zeit des Nationalsozialismus mussten viele Schriftsteller ins Ausland fliehen. Dort entstand die sogenannte Exilliteratur. Ausgangspunkt der Exilbewegung ist der Tag der Bücherverbrennung im Mai 1933 im nationalsozialistischen Deutschland. Alle nicht-arischen Werke wurden verboten und symbolträchtig verbrannt. In Folge dessen flohen zahlreiche Schriftsteller aus Deutschland ins Ausland. Die Exilliteratur bildet eine eigene Literaturepoche in der deutschen Literaturgeschichte. Sie schließt an die Neue Sachlichkeit der Weimarer Republik an. Die Themen der deutschen Exilliteratur lassen sich zunächst in zwei Gruppen einteilen. Einige Autoren fühlten sich in ihrer neuen Heimat nicht zu Hause, hatten Heimweh und wollten einfach in ihr altes Leben vor dem Nationalsozialismus zurückkehren. Oft konnten sie im Ausland nicht mehr ihrer Tätigkeit als Schriftsteller nachgehen, da sie nur in deutscher Sprache schreiben konnten, was im Ausland niemand verstand. Heimweh und ihre Liebe zum Mutterland sind die Themen in ihren Werken. Andere Schriftsteller wollten sich gegen Nazideutschland wehren. Man wollte einerseits die Welt über die Grausamkeiten in Deutschland aufklären. Andererseits aber auch den Widerstand unterstützen. Bestimmte formale Merkmale lassen sich jedoch nicht finden. Die Exilliteratur weist häufig einen Pluralismus der Stile (Expressionismus, Realismus), eine kritische Betrachtung der Wirklichkeit und eine Distanz zwischen Werk und Leser oder Publikum auf. Sie hat häufig die Absicht zur Aufklärung und möchte gesellschaftliche Entwicklungen aufzeigen (wandelnder Mensch, Abhängigkeit von der Gesellschaft).

Das 90 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 21 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Kurt Tucholsky sind „An das Publikum“, „An die Meinige“ und „An einen garnisondienstfähigen Dichter“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Die Kronprinzenbühne“ weitere 136 Gedichte vor.

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