Die Kartenlegerin von Joachim Ringelnatz
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Das Schiff war schon im Hafen leck. |
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Man besserte an dem Schaden. |
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Das Schiff hatte Fässer geladen |
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Und Passagiere im Zwischendeck. |
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Mittags stieg eine Negerin |
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In das Matrosenlogis. |
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Sie wäre Kartenlegerin, |
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Bedeutete sie. |
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„Two shillings“ – oder ein Kleidungsstück, |
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Sie zeigte auf wollene Sachen. |
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So eine weiß manchmal, wie man sein Glück |
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Kann machen. |
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Sie redeten voreinander dumm, |
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Gaben der Alten zu saufen, |
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Drückten ihr lachend am Busen herum |
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Und ließen sie dann laufen. |
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Nachts hockte die alte, schwarze Kuh |
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An Deck zwischen Fässern und Tauen. |
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Vor ihr lag Kuttel Daddeldu |
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Dienstmüde und dachte an Frauen. |
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Da legte die Kartenlegerin |
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Die Karten, die ihn betrafen, |
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An Deck und murmelte vor sich hin. |
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Kuttel war eingeschlafen. |
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Sie murmelte Worte in den Wind. |
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Das Schiff fing an zu rollen. |
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Das Schiff und die Menschen darauf sind |
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Verschollen. |
Details zum Gedicht „Die Kartenlegerin“
Joachim Ringelnatz
7
28
134
1933
Moderne,
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Der Autor des Gedichts „Die Kartenlegerin“ ist Joachim Ringelnatz, der von 1883 bis 1934 lebte. Das Gedicht lässt sich zeitlich nicht eindeutig einordnen, da es keine konkreten Hinweise auf eine bestimmte Epoche enthält.
Beim ersten Lesen des Gedichts entsteht der Eindruck einer kurzen Begebenheit, vielleicht einer Anekdote, die auf humorvolle Weise erzählt wird. Das Gedicht scheint in einfachen, klaren Versen verfasst zu sein und vermittelt eine leichte, spielerische Atmosphäre.
In dem Gedicht wird erzählt, dass ein Schiff, das bereits einen Schaden hatte, im Hafen liegt und Fässer sowie Passagiere geladen hat. Mittags steigt eine Kartenlegerin, die als Negerin beschrieben wird, in das Matrosenlogis ein und bietet ihre Dienste an. Sie verlangt „Two shillings“ (zwei Schilling) oder ein Kleidungsstück als Bezahlung und deutet an, dass sie das Glück beeinflussen kann. Die Leute sprechen neckend mit ihr, geben ihr Alkohol zu trinken und machen sich über sie lustig, bevor sie sie gehen lassen.
In der Nacht sitzt eine alte schwarze Kuh zwischen den Fässern und Tauen auf dem Deck des Schiffes, während Kuttel Daddeldu, vermutlich ein Matrose, müde ist und an Frauen denkt. Die Kartenlegerin legt die Karten aus und murmelt vor sich hin, während Kuttel einschläft. Dann fängt das Schiff an, zu rollen und sowohl das Schiff als auch die Menschen darauf werden als verschollen bezeichnet.
Form und Sprache des Gedichts sind einfach und klar. Es besteht aus sieben Strophen, wobei jede Strophe vier Verse enthält. Die Reime sind unregelmäßig, wodurch eine melodische Struktur geschaffen wird. Die Sprache ist eher umgangssprachlich und enthält einige umgangssprachliche Ausdrücke, was den humorvollen Ton des Gedichts unterstreicht. Durch die Verwendung von direkter Rede wird das Geschehen lebendiger und der Leser wird direkt in die Handlung involviert.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Die Kartenlegerin“ ist Joachim Ringelnatz. Geboren wurde Ringelnatz im Jahr 1883 in Wurzen. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1933. Der Erscheinungsort ist Berlin. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Bei Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das 134 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 28 Versen mit insgesamt 7 Strophen. Der Dichter Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „Afrikanisches Duell“, „Alone“ und „Alte Winkelmauer“. Zum Autor des Gedichtes „Die Kartenlegerin“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 560 Gedichte vor.
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