Die Jungfrau schläft in der Kammer von Heinrich Heine
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„Die Jungfrau schläft in der Kammer, |
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Der Mond schaut zitternd hinein; |
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Da draußen singt es und klingt es, |
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Wie Walzermelodein. |
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Ich will mal schaun aus dem Fenster, |
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Wer drunten stört meine Ruh’. |
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Da steht ein Todtengerippe, |
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Und fidelt und singt dazu: |
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Hast einst mir den Tanz versprochen, |
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Und hast gebrochen dein Wort, |
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Und heut ist Ball auf dem Kirchhof, |
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Komm mit, wir tanzen dort. |
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Die Jungfrau ergreift es gewaltig, |
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Es lockt sie hervor aus dem Haus; |
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Sie folgt dem Gerippe, das singend |
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Und fidelnd schreitet voraus. |
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Es fidelt und tänzelt und hüpfet, |
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Und klappert mit seinem Gebein, |
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Und nickt und nickt mit dem Schädel |
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Unheimlich im Mondenschein.“ |
Details zum Gedicht „Die Jungfrau schläft in der Kammer“
Heinrich Heine
5
20
107
1823–1824
Junges Deutschland & Vormärz
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht stammt von Heinrich Heine, einem deutschen Dichter, der von 1797 bis 1856 lebte. Es lässt sich zeitlich in die Zeit der Romantik einordnen, eine literarische Epoche, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vorherrschte.
Beim ersten Lesen des Gedichts entsteht der Eindruck einer mysteriösen Atmosphäre. Eine Jungfrau schläft in ihrem Zimmer, während der Mond zitternd hineinschaut. Draußen hört man Musik, die Melodien eines Walzers. Das lyrische Ich, also der Sprecher des Gedichts, beschließt aus dem Fenster zu schauen und seine Ruhe störende Bewegungen wahrzunehmen. Er entdeckt ein Todtengerippe, das dazu fiedelt und singt.
Das lyrische Ich erinnert die Jungfrau daran, dass sie ihm einst den Tanz versprochen hatte, es aber gebrochen hat. Heute findet ein Ball auf dem Friedhof statt und er fordert sie auf mitzukommen und dort zu tanzen. Die Jungfrau spürt eine starke Faszination und lässt sich vom singenden und fidelnden Gerippe, das ihr vorausgeht, aus dem Haus locken.
Inhaltlich möchte das lyrische Ich möglicherweise auf den Tod und den Verlust hinweisen. Die Jungfrau repräsentiert die Vergänglichkeit des Lebens, während das Todtengerippe als Symbol des Todes fungiert, das den Tanz und die Musik vertritt. Die Tatsache, dass die Jungfrau dem Tod folgt und ihn zu einem Ball auf dem Friedhof begleitet, zeigt die Annahme des Todes an und dass er unausweichlich ist.
Das Gedicht besteht aus fünf Strophen mit je vier Versen. Jeder Vers ist durch das Reimschema abab aufgebaut, wodurch eine gewisse musikalische und rhythmische Struktur entsteht. Die Sprache des Gedichts ist einfach und direkt, was die Lesbarkeit und den Zugang zum Text erleichtert. Der Einsatz von kurzen, beschreibenden Sätzen verstärkt die eindringliche Wirkung des Gedichts. Die Wiederholung der Motive des Todes, des Tanzens und der Musik schaffen eine atmosphärische Dichte und verstärken die Intention des Gedichts.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Die Jungfrau schläft in der Kammer“ ist Heinrich Heine. Geboren wurde Heine im Jahr 1797 in Düsseldorf. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1824 zurück. Erschienen ist der Text in Hamburg. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Der Schriftsteller Heine ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 107 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 20 Versen. Der Dichter Heinrich Heine ist auch der Autor für Gedichte wie „Als ich, auf der Reise, zufällig“, „Alte Rose“ und „Altes Lied“. Zum Autor des Gedichtes „Die Jungfrau schläft in der Kammer“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 535 Gedichte vor.
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