Die Irren von Rainer Maria Rilke

Und sie schweigen, weil die Scheidewände
weggenommen sind aus ihrem Sinn,
und die Stunden, da man sie verstände,
heben an und gehen hin.
 
Nächtens oft, wenn sie ans Fenster treten:
plötzlich ist es alles gut.
Ihre Hände liegen im Konkreten,
und das Herz ist hoch und könnte beten,
und die Augen schauen ausgeruht
 
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auf den unverhofften, oftentstellten
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Garten im beruhigten Geviert,
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der im Widerschein der fremden Welten
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weiterwächst und niemals sich verliert.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Die Irren“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
13
Anzahl Wörter
72
Entstehungsjahr
1918
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die Irren“ wurde von Rainer Maria Rilke verfasst, einem deutschen Lyriker, der am 4. Dezember 1875 geboren wurde und am 29. Dezember 1926 verstarb. Das Gedicht kann zeitlich in die Zeit um die Jahrhundertwende, also gegen Ende des 19. Jahrhunderts oder Anfang des 20. Jahrhunderts, eingeordnet werden.

Beim ersten Lesen entsteht der Eindruck, dass das Gedicht von Menschen handelt, die als „Irre“ bezeichnet werden. Sie schweigen, weil die Barrieren in ihrem Geist beseitigt sind und die Momente, in denen man sie verstehen könnte, beginnen und vorübergehen. Nachts, wenn sie ans Fenster treten, wird plötzlich alles gut. Ihre Hände berühren das Konkrete, ihr Herz ist erhoben und könnte beten, und ihre Augen sehen ausgeruht aus. Sie schauen auf den überraschenden, oft verstörenden Garten im beruhigten Bereich, der im Licht der fremden Welten weiterwächst und niemals verloren geht.

Das lyrische Ich möchte in diesem Gedicht ausdrücken, dass die „Irren“ in einem Zustand der Befreiung und Ruhe sind. Ihre Kommunikation erfolgt nicht über Worte, sondern durch Stille. Sie erleben Momente des Glücks und der Klarsicht, wenn sie nachts aus dem Fenster schauen und die Realität auf eine unkonventionelle Weise wahrnehmen. Trotz ihrer Annäherung an die Welt der „normalen“ Menschen, bleiben sie in ihrem eigenen inneren Garten, unabhängig von den äußeren Einflüssen, beständig und voller Wachstum.

Das Gedicht besteht aus drei Strophen mit unterschiedlicher Anzahl von Versen pro Strophe (4, 5, 4). Dieser Aufbau definiert den Rhythmus des Gedichts und stellt einen gewissen Kontrast dar. Die Sprache ist einfach und klar, es gibt keine komplexen Metaphern oder Bilder. Rilke verwendet eher alltägliche Worte und Sätze, um seine Botschaft zu vermitteln. Dies unterstreicht die Klarheit des lyrischen Ichs und betont die Einfachheit der Erfahrung der „Irren“.

Insgesamt lässt sich sagen, dass das Gedicht „Die Irren“ von Rainer Maria Rilke eine Darstellung von Menschen bietet, deren Wahrnehmung und Erfahrung der Welt anders ist als die der „normalen“ Menschen. Trotz ihrer als „Irre“ bezeichneten Zustände sind sie in ihrem eigenen Garten gefangen, der ihnen Stabilität und Wachstum gibt. Rilke betont die Schönheit und Einzigartigkeit dieser Erfahrung und offenbart eine gewisse Bewunderung für die geheimnisvolle Welt der „Irren“.

Weitere Informationen

Rainer Maria Rilke ist der Autor des Gedichtes „Die Irren“. Rilke wurde im Jahr 1875 in Prag geboren. Im Jahr 1918 ist das Gedicht entstanden. In Leipzig ist der Text erschienen. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei dem Schriftsteller Rilke handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 13 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 72 Worte. Der Dichter Rainer Maria Rilke ist auch der Autor für Gedichte wie „Abend“, „Abend“ und „Abend in Skaane“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Die Irren“ weitere 338 Gedichte vor.

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