Die Insel der Sirenen von Rainer Maria Rilke
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Wenn er denen, die ihm gastlich waren, |
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spät, nach ihrem Tage noch, da sie |
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fragten nach den Fahrten und Gefahren, |
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still berichtete: er wußte nie, |
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wie sie schrecken und mit welchem jähen |
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Wort sie wenden, daß sie so wie er |
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in dem blau gestillten Inselmeer |
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die Vergoldung jener Inseln sähen, |
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deren Anblick macht, daß die Gefahr |
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umschlägt; denn nun ist sie nicht im Tosen |
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und im Wüten, wo sie immer war. |
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Lautlos kommt sie über die Matrosen, |
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welche wissen, daß es dort auf jenen |
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goldnen Inseln manchmal singt —, |
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und sich blindlings in die Ruder lehnen, |
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wie umringt |
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von der Stille, die die ganze Weite |
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in sich hat und an die Ohren weht, |
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so als wäre ihre andre Seite |
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der Gesang, dem keiner widersteht. |
Details zum Gedicht „Die Insel der Sirenen“
Rainer Maria Rilke
5
20
123
1918
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Die Insel der Sirenen“ wurde von Rainer Maria Rilke verfasst, der am 4. Dezember 1875 geboren wurde und am 29. Dezember 1926 verstarb. Das Gedicht kann zeitlich in die Zeit um 1900 eingeordnet werden, da Rilke zu dieser Zeit aktiv als Schriftsteller tätig war.
Beim ersten Lesen des Gedichts entsteht der Eindruck einer mysteriösen und gefährlichen Insel, auf der die Sirenen leben. Das lyrische Ich scheint von dieser Insel zu wissen und darüber befragt zu werden, aber es kann den Fragestellern nichts Konkretes darüber berichten.
Der Inhalt des Gedichts beschäftigt sich mit den geheimnisvollen Sirenen, die auf einer vergoldeten Insel leben. Das lyrische Ich kennt diese Insel, ist dort gewesen und hat die Gefahren und Fahrten erlebt, kann jedoch keine genauen Informationen darüber preisgeben. Die Sirenen scheinen die Gäste dort mit Schrecken und Zauberworten zu beeindrucken, sodass sie genauso wie das lyrische Ich die Vergoldung der Inseln sehen können. Es wird betont, dass die Sicht der Inseln die Gefahr im Wasser umkehrt - die Gefahr lauert nun lautlos über den Matrosen, wenn diese in die Ruder lehnen und von den Sirenen singen hören. Die Stille der Inseln wird als unwiderstehlicher Gesang beschrieben, der die Weite erfüllt und an die Ohren des lyrischen Ichs dringt.
Das Gedicht besteht aus fünf Strophen, wobei jede Strophe aus vier Versen besteht. Die Reimform wird nicht durchgängig beibehalten, lediglich in der dritten Strophe reimt sich Vers 12 auf Vers 13. Die Sprache ist eher einfach gehalten, wodurch der Eindruck von Mysterium und Gefahr verstärkt wird. Rilke verwendet metaphorische Bilder wie das „blau gestillte Inselmeer“ und die „Vergoldung jener Inseln“, um die mysteriöse Atmosphäre zu erzeugen. Die Worte sind präzise gewählt und vermitteln die Unzugänglichkeit und Unklarheit der Sireneninsel.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Die Insel der Sirenen“ ist Rainer Maria Rilke. Der Autor Rainer Maria Rilke wurde 1875 in Prag geboren. 1918 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Leipzig. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Moderne zuordnen. Bei dem Schriftsteller Rilke handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 123 Worte. Rainer Maria Rilke ist auch der Autor für Gedichte wie „Abend“, „Abend“ und „Abend“. Zum Autor des Gedichtes „Die Insel der Sirenen“ haben wir auf abi-pur.de weitere 338 Gedichte veröffentlicht.
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