An Görres von Clemens Brentano

Knüpf' leichtes Lied zwei Freunde mir zusammen,
Deutsch, fromm, berauscht aus freier Kunst Pokalen.
Mein Görres, Goldmund, dem die Feuerstrahlen
Prophet'scher Warnung von den Lippen flammen,
Frei Herz, das Pharisäer nur verdammen,
Weil Zukunft ihm vertraute ihre Qualen,
Treu Eckart, der dem Tode auf dem fahlen
Mordrosse wollt' den offnen Weg verrammen,
 
Nimm hin dies Spiel gefesselt von der Zeit!
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Nicht quirlt Wassugi drin, die Indenschlange,
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Den Berg Mandar umziehnd gleich einem Strange,
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Im Milchmeer, brauend die Unsterblichkeit.
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Nicht mir, Dir nur ist sie zu Dienst bereit,
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Daß Deine Weltgesichte sie umfange
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Und durch Natur und Zeit im Wirbeldrange
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Umwälze, spiegelnd eine Ewigkeit.
 
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Gleich Wischnu lächelst Du der dummen Riesen,
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Die bauernstolz am Schlangenschwanz nicht zogen
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Und von Mohene-Majas Reiz betrogen,
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Den Trank der Ewigkeit den Weisen ließen.
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Als himmelstürmend sie gen diese stießen,
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Da flüchteten in Höhlen und in Wogen,
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Die nicht zum Tode Nars allmächt'ger Bogen
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Und Narajanas Soodarsan wiesen.
 
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Ein leichtres Kriegsspiel habe ich zu geben;
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Doch Liebe wiegt ja mit bei den Geschenken,
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Die Gabe will des Trostes nur gedenken,
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Den du mir überschwenglich gabst im Leben,
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Als unter mir die Erde schien zu beben,
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Half mir Dein Arm, was stürzte, leis zu senken,
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Lernt' ich an Deiner Brust die Schmerzen lenken
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Und auf den finstern Wolken lichtwärts schweben.
 
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Ich leg' dies Liederband in Deine Hände
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Und schwing' hinüber es in leichten Wellen,
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Zu einem andern teuern Kunstgesellen;
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Wenn schmückend es ein Freundesband umwände,
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Am Rhein gewebt von Euch geliebten Beiden,
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Müßt' ich mein Lied um solches Glück beneiden.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.8 KB)

Details zum Gedicht „An Görres“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
38
Anzahl Wörter
253
Entstehungsjahr
1778 - 1842
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „An Görres“ des Autors Clemens Brentano. 1778 wurde Brentano in Ehrenbreitstein (Koblenz) geboren. In der Zeit von 1794 bis 1842 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Romantik zu. Der Schriftsteller Brentano ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine Epoche der Kunstgeschichte, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis ins späte 19. Jahrhundert hinein die Literatur, Musik, Kunst und Philosophie prägte. Auf die Literatur beschränkt betrachtet reichen die Auswirkungen der Romantik lediglich bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hinein. Bis in das Jahr 1804 hinein spricht man in der Literatur von der Frühromantik, bis 1815 von der Hochromantik und bis 1848 von der Spätromantik. Die Epoche der Romantik entstand in Folge politischer Krisen und gesellschaftlicher Umbrüche. In ganz Europa fand ein Übergang von der feudalen zur bürgerlichen Gesellschaft statt. Gleichzeitig bildete sich ein bürgerliches Selbstbewusstsein heraus. Industrialisierung und technologischer Fortschritt sind prägend für diese Zeit. In der Romantik finden sich verschiedene charakteristische Motivkreise. Sehnsucht und Liebe (Blaue Blume) oder das Unheimliche (Spiegelmotiv) sind wichtige zu benennende Motive. Auch politische Motive wie Weltflucht, Nationalismus und Gesellschaftskritik lassen sich aufzeigen. Das Mittelalter gilt bei den Romantikern als Ideal und wird verherrlicht. Übel und Missstände des Mittelalters bleiben unbeachtet. Die äußere Form von romantischer Literatur ist dabei völlig offen. Kein starres Schema grenzt die Literatur ein. Dies steht ganz im Gegensatz zu den strengen Normen der Klassik. In der Romantik entstehen erstmals Sammlungen so genannter Volkspoesie. Bekannte Beispiele dafür sind Grimms Märchen und die Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn. Doch bereits direkt nach Erscheinen wurde die literarische Bearbeitung (Schönung) durch die Autoren kritisiert, die damit ihre Rolle als Chronisten weit hinter sich ließen.

Das Gedicht besteht aus 38 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 253 Worte. Weitere Werke des Dichters Clemens Brentano sind „Abschied vom Rhein“, „O Traum der Wüste, Liebe, endlos Sehnen“ und „Was reif in diesen Zeilen steht“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „An Görres“ weitere 297 Gedichte vor.

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