Die Hölle von Andreas Gryphius
1 |
Ach! vnd Weh! |
2 |
Mord! Zetter! Jammer / Angst / Creutz! Marter! Würme! Plagen. |
3 |
Pech / Folter! Hencker! Flamm! Stanck! Geister! Kälte! Zagen! |
4 |
Ach vergeh! |
5 |
Tieff’ vnd Höh’! |
6 |
Meer! Hügel! Berge! Felß! wer kan die Pein ertragen? |
7 |
Schluck Abgrund! ach schluck' eyn! die nichts denn ewig klagen. |
8 |
Je vnd Eh! |
9 |
Schreckliche Geister der tunckelen Hölen / ihr die ihr martret vnd Marter erduldet |
10 |
Kan denn der ewigen Ewigkeit Feuer / nimmermehr büssen diß was ihr verschuldet? |
11 |
O grausamm’ Angst / stets sterben sonder sterben! |
12 |
Diß ist die Flamme der grimmigen Rache / die der erhitzete Zorn angeblasen: |
13 |
Hir ist der Fluch der vnendlichen Straffe; hier ist das immerdar wachsende Rasen: |
14 |
O Mensch! Verdirb / vmb hier nicht zu verderben. |
Details zum Gedicht „Die Hölle“
Andreas Gryphius
1
14
110
1658
Barock
Gedicht-Analyse
Das Gedicht trägt den Titel „Die Hölle“ und wurde von Andreas Gryphius verfasst, der am 2. Oktober 1616 geboren wurde und am 16. Juli 1664 verstarb. Das Gedicht kann zeitlich in die Zeit des Barock eingeordnet werden.
Der erste Eindruck des Gedichts ist geprägt von dramatischen und kraftvollen Worten. Die Worte „Ach! und Weh!“ am Anfang des Gedichts lassen auf eine starke emotionale Betroffenheit schließen. Die folgende Aufzählung von negativen Begriffen wie „Mord, Zetter, Jammer, Angst, Creutz, Marter, Würme, Plagen“ erzeugt eine Atmosphäre von Schrecken und Qual.
Inhaltlich beschreibt das lyrische Ich die Hölle als einen Ort des Leidens und der Qual. Die Hölle wird mit verschiedenen Bildern und Begriffen wie „Tieff' und Höh'“, „Meer, Hügel, Berge, Felß“ dargestellt, um die unermessliche Pein, die dort herrscht, zu verdeutlichen. Das lyrische Ich beschreibt die Hölle als einen Abgrund, der nur dazu dient, Ewigkeit des Klagen zu schlucken. Es stellt zudem die Frage, ob die Geister, die in der Hölle leiden, jemals die ewige Strafe für ihre Schuld durch das Feuer der Ewigkeit sühnen können. Es wird betont, dass in der Hölle ein grausamer Zustand des ständigen Sterbens ohne Sterben herrscht. Das Gedicht verdeutlicht außerdem, dass die Hölle von einem erhitzten Zorn und einer grimmigen Rache geprägt ist, die mit einer ewigen Strafe und einem immerwährenden Rasen einhergeht.
Formal ist das Gedicht in einer Strophenform mit 14 Versen organisiert. Das Reimschema ist nicht eindeutig zu erkennen. Die Sprache des Gedichts ist geprägt von starken Adjektiven und emphatischen Ausdrücken, um die Qualen der Hölle anschaulich zu machen. Durch die Verwendung von Wiederholungen und Aufzählungen wird eine eindringliche und bildhafte Atmosphäre erzeugt. Die Sprache ist geprägt von pathetischen Ausdrücken und starken Emotionen, um das Grauen der Hölle und den dringenden Appell, sich von ihr fernzuhalten, zu verdeutlichen.
Insgesamt handelt es sich bei dem Gedicht „Die Hölle“ um eine dramatische Beschreibung des für das lyrische Ich unaussprechlichen Leidens und der Qualen der Hölle. Das Gedicht warnt vor den schrecklichen Konsequenzen und appelliert an den Leser, sein Verhalten zu ändern, um nicht selbst von der Hölle verdorben zu werden.
Weitere Informationen
Andreas Gryphius ist der Autor des Gedichtes „Die Hölle“. Der Autor Andreas Gryphius wurde 1616 in Glogau geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1658 entstanden. In Breßlau ist der Text erschienen. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Barock zugeordnet werden. Der Schriftsteller Gryphius ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.
Die Zeitepoche des Barocks erstreckt sich über den Zeitraum von 1600 bis etwa 1720. Diesen Zeitraum kann man in drei Abschnitte unterteilen: Früh-, Hoch- und Spätbarock. Das Leben war geprägt vom Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) und der Pest. Die Menschen lebten in schwierigsten Verhältnissen. Adelige lebten jedoch einen luxuriösen Lebensstil, wohingegen das Volk von Armut geplagt war. Die Fürsten wollten immer mehr Einfluss auf Lebensstil und Erziehung erlangen. Bauernaufstände und Unruhen führten jedoch zu einem Umdenken der Menschen und zu einem zunehmenden Selbstbewusstsein. Die Autoren der Literaturepoche des Barocks betrachteten in ihren Werken die Gegensätze in nahezu allen Lebensbereichen. Das wird auch als Antithetik bezeichnet. Thematisch folgten die Autoren der Antithetik und stellten in ihren Werken Gegensätze in den Mittelpunkt – etwa Jenseits und Diesseits, Schein und Sein oder Verfall und Blüte. In der Lyrik des Barocks trat die deutsche an die Stelle der lateinischen Sprache, welche die Sprache der bedeutendsten deutschen Dichter im 16. Jahrhundert gewesen war. Trotzdem war weiterhin die Elite Träger der Literatur. Im Zeitalter des Barocks war der größte Teil der Literatur Gelegenheitsdichtung. Man schrieb bei Hofe als Fürstenhuldigung oder zur gehobenen Unterhaltung. Für die wohlhabende Bevölkerung schrieben Dichter zum Anlass von Beerdigungen, Taufen, Hochzeiten. Die Lyrik im Barock wird deswegen auch Gesellschaftsdichtung genannt.
Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 110 Worte. Weitere Werke des Dichters Andreas Gryphius sind „An Jolinden“, „An den gecreutzigten Jesum“ und „An den gefangenen Dicaeus“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Die Hölle“ weitere 463 Gedichte vor.
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