Die Heilige von Rainer Maria Rilke

Das Volk war durstig; also ging das eine
durstlose Mädchen ging die Steine
um Wasser flehen für ein ganzes Volk.
Doch ohne Zeichen blieb der Zweig der Weide,
und sie ermattete am langen Gehn
und dachte endlich nur, dass einer leide,
(ein kranker Knabe, und sie hatten beide
sich einmal abends ahnend angesehn).
Da neigte sich die junge Weidenrute
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in ihren Händen dürstend wie ein Thier:
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jetzt ging sie blühend über ihrem Blute,
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und rauschend ging ihr Blut tief unter ihr.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Die Heilige“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
81
Entstehungsjahr
1906
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht mit dem Titel „Die Heilige“ stammt von Rainer Maria Rilke, einem bedeutenden deutschen Dichter, geboren am 4. Dezember 1875 und verstorben am 29. Dezember 1926. Es lässt sich zeitlich in Rilkes Spätwerk einordnen.

Der erste Eindruck des Gedichts vermittelt eine düstere und geheimnisvolle Atmosphäre. Es geht um ein durstiges Volk und ein durstloses Mädchen, das sich auf den Weg macht, um Wasser für das ganze Volk zu erbitten. Obwohl sie den Zweig einer Weide als Zeichen mit sich trägt, bleibt dieses Zeichen aus. Die Worte, die das lyrische Ich verwendet, lassen darauf schließen, dass das Mädchen aufgrund des langen Gehens ermattet ist und nur noch an den leidenden kranken Knaben denken kann. Dabei wird angedeutet, dass die beiden sich bereits zuvor begegnet sind.

Der Inhalt des Gedichts besteht darin, dass das durstlose Mädchen sich für das ganze Volk auf den Weg macht, um Wasser zu erbeten. Trotzdem bleibt das erwartete Zeichen aus. Das Mädchen gerät in einen Zustand der Erschöpfung, doch ihre Gedanken sind nur noch bei einem kranken Knaben, mit dem sie eine besondere Verbindung zu haben scheint. Schließlich neigt sich der Zweig der Weide in den Händen des Mädchens und plötzlich blüht er auf. Das Blut des Mädchens rauscht unter ihr, während sie weitergeht.

Die Form des Gedichts besteht aus einer Strophe mit zwölf Versen. Die Sprache ist durchweg von einer gewissen Melancholie geprägt. Es fällt auf, dass das Gedicht in einer eher einfachen und leicht verständlichen Sprache verfasst ist. Es werden klare Bilder dargestellt und die Handlung entwickelt sich schrittweise. Die Verse sind überwiegend im Paarreim gehalten, was eine harmonische und wohlklingende Wirkung erzeugt.

Insgesamt lässt sich sagen, dass Rilkes Gedicht „Die Heilige“ eine mystische und symbolhafte Geschichte erzählt. Es geht um das Opfer und die Hingabe einer jungen Frau, die sich für das Wohl anderer einsetzt. Dabei werden Themen wie Hoffnung, Leid und die Verbindung zwischen Menschen behandelt. Die Sprache und Form des Gedichts tragen zur Erzeugung einer besonderen Stimmung bei.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Die Heilige“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Rainer Maria Rilke. Geboren wurde Rilke im Jahr 1875 in Prag. Das Gedicht ist im Jahr 1906 entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin / Leipzig, Stuttgart. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Moderne zu. Der Schriftsteller Rilke ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 81 Worte. Der Dichter Rainer Maria Rilke ist auch der Autor für Gedichte wie „Abend“, „Abend in Skaane“ und „Absaloms Abfall“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Die Heilige“ weitere 338 Gedichte vor.

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