Die Grenadiere von Heinrich Heine
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Nach Frankreich zogen zwei Grenadier’, |
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Die waren in Rußland gefangen. |
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Und als sie kamen in’s deutsche Quartier, |
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Sie ließen die Köpfe hangen. |
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Da hörten sie beide die traurige Mähr: |
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Daß Frankreich verloren gegangen, |
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Besiegt und zerschlagen das tapfere Heer, – |
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Und der Kaiser, der Kaiser gefangen. |
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Da weinten zusammen die Grenadier’ |
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Wohl ob der kläglichen Kunde. |
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Der Eine sprach: Wie weh wird mir, |
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Wie brennt meine alte Wunde. |
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Der Andre sprach: das Lied ist aus, |
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Auch ich möcht mit dir sterben, |
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Doch hab’ ich Weib und Kind zu Haus, |
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Die ohne mich verderben. |
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Was scheert mich Weib, was scheert mich Kind, |
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Ich trage weit bess’res Verlangen; |
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Laß sie betteln gehen, wenn sie hungrig sind, – |
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Mein Kaiser, mein Kaiser gefangen! |
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Gewähr’ mir Bruder eine Bitt’: |
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Wenn ich jetzt sterben werde, |
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So nimm meine Leiche nach Frankreich mit, |
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Begrab’ mich in Frankreichs Erde. |
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Das Ehrenkreuz am rothen Band |
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Sollst du auf’s Herz mir legen; |
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Die Flinte gieb mir in die Hand, |
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Und gürt’ mir um den Degen. |
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So will ich liegen und horchen still, |
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Wie eine Schildwach, im Grabe, |
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Bis einst ich höre Kanonengebrüll, |
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Und wiehernder Rosse Getrabe. |
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Dann reitet mein Kaiser wohl über mein Grab, |
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Viel Schwerter klirren und blitzen; |
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Dann steig’ ich gewaffnet hervor aus dem Grab’, – |
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Den Kaiser, den Kaiser zu schützen. |
Details zum Gedicht „Die Grenadiere“
Heinrich Heine
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215
1817–1821
Junges Deutschland & Vormärz
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Die Grenadiere“ wurde von Heinrich Heine geschrieben. Heine wurde am 13. Dezember 1797 geboren und verstarb am 17. Februar 1856. Das Gedicht ist eine Ballade und wurde vermutlich im Jahr 1838 veröffentlicht.
Der erste Eindruck des Gedichts ist geprägt von Trauer und Melancholie. Die Grenadiere, die einst für das französische Heer gekämpft haben, sind nun gefangen und kehren nach Deutschland zurück. Als sie von der Niederlage Frankreichs und der Gefangenschaft ihres Kaisers erfahren, sind sie verzweifelt.
Der Inhalt des Gedichts handelt von den beiden Grenadieren, ihre Reaktion auf die Nachricht von der Niederlage und Gefangennahme ihres Kaisers. Sie sind tieftraurig und verletzt. Der eine Grenadier erinnert sich voller Schmerz an seine alte Wunde, während der andere Grenadier bereit ist, mit seinem Kameraden zu sterben, aber darauf hinweist, dass er eine Familie hat, die ihn braucht. Der erste Grenadier jedoch offenbart, dass ihn weder seine Familie noch seine Verpflichtungen interessieren, sondern nur sein Kaiser, der gefangen genommen wurde.
Die Form des Gedichts besteht aus neun Strophen à vier Versen, wobei jedes Paar reimt (aabb). Die Sprache des Gedichts ist schlicht und klar. Heine verwendet viele einfache, alltägliche Worte und Sätze, was die Einfachheit und Natürlichkeit der Emotionen der Grenadiere unterstreicht. Die Sprache enthält jedoch auch metaphorische Elemente, wie zum Beispiel die Vorstellung, dass der erste Grenadier im Grab liegen und das Kanonengebrüll und wiehernde Rosse hören wird, um seinen Kaiser zu schützen. Diese Metaphern verstärken die Hingabe und Loyalität der Grenadiere. Insgesamt erzeugt die einfache Sprache des Gedichts eine starke emotionale Wirkung und betont das Leid und die Hingabe der Grenadiere.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Die Grenadiere“ des Autors Heinrich Heine. Der Autor Heinrich Heine wurde 1797 in Düsseldorf geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1821 zurück. Der Erscheinungsort ist Hamburg. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Der Schriftsteller Heine ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 215 Wörter. Es baut sich aus 9 Strophen auf und besteht aus 36 Versen. Der Dichter Heinrich Heine ist auch der Autor für Gedichte wie „Ach, wenn ich nur der Schemel wär’“, „Ahnung“ und „Allnächtlich im Traume seh’ ich dich“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Die Grenadiere“ weitere 535 Gedichte vor.
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