Die Greisin von Rainer Maria Rilke
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Weiße Freundinnen mitten im Heute |
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lachen und horchen und planen für morgen; |
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abseits erwägen gelassene Leute |
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langsam ihre besonderen Sorgen, |
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das Warum und das Wann und das Wie, |
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und man hört sie sagen: Ich glaube —; |
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aber in ihrer Spitzenhaube |
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ist sie sicher, als wüßte sie, |
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daß sie sich irren, diese und alle. |
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Und das Kinn, im Niederfalle, |
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lehnt sich an die weiße Koralle, |
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die den Schal zur Stirne stimmt. |
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Einmal aber, bei einem Gelache, |
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holt sie aus springenden Lidern zwei wache |
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Blicke und zeigt diese harte Sache, |
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wie man aus einem geheimen Fache |
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schöne ererbte Steine nimmt. |
Details zum Gedicht „Die Greisin“
Rainer Maria Rilke
4
17
97
1918
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Die Greisin“ stammt von Rainer Maria Rilke, der von 1875 bis 1926 lebte. Das genaue Veröffentlichungsdatum des Gedichts ist nicht bekannt, aber es könnte während Rilkes Zeit in Paris in den frühen 1900er Jahren entstanden sein.
Beim ersten Lesen des Gedichts entsteht der Eindruck einer ruhigen und beobachtenden Atmosphäre. Die greise Frau wird in der aktuellen Zeit von ihren „weißen Freundinnen“ umgeben, die froh sind, das Jetzt zu erleben und für die Zukunft zu planen. In der Zwischenzeit überdenken die ruhigen Menschen in der Ferne langsam ihre eigenen besonderen Sorgen.
Der Inhalt des Gedichts zeigt, dass die greise Frau in ihrer Spitzenhaube von gewisser Sicherheit erfüllt ist, als ob sie wüsste, dass all die anderen Menschen, einschließlich ihrer weißen Freundinnen, sich irren können. Ihr Kinn lehnt sich an eine weiße Koralle, die ihren Schal an die Stirn drückt. Dies kann als Zeichen der Akzeptanz und des Vertrauens in den Zyklus des Lebens gesehen werden.
In einer besonderen Szene während eines Lachens zeigt die greise Frau plötzlich zwei aufmerksame Blicke aus springenden Lidern. Diese harten Blicke symbolisieren die harte Realität oder Erkenntnis, dass schöne und ererbte Steine aus einem geheimen Fach genommen werden können. Dies könnte darauf hinweisen, dass die greise Frau trotz ihres äußeren Erscheinungsbildes noch tiefe Einsichten und Geheimnisse bewahrt.
Das Gedicht besteht aus vier Strophen mit unterschiedlicher Anzahl von Versen. Die Sprache ist einfach und klar und zeigt eine gute Verwendung von Bildern und Symbolen. Die kurzen und prägnanten Verse verstärken den ruhigen und kontemplativen Ton des Gedichts. Die Art und Weise, wie Rilke subtile und vielschichtige Botschaften über das Altern und die Weisheit vermittelt, ist typisch für seinen Stil.
Weitere Informationen
Rainer Maria Rilke ist der Autor des Gedichtes „Die Greisin“. Im Jahr 1875 wurde Rilke in Prag geboren. 1918 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Bei Rilke handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 97 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 17 Versen. Weitere Werke des Dichters Rainer Maria Rilke sind „Am Kirchhof zu Königsaal“, „Am Rande der Nacht“ und „An Julius Zeyer“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Die Greisin“ weitere 338 Gedichte vor.
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