Als er von seiner Phillis Abschied nahm von Johann Christian Günther

Wiltu mir dein Angedencken
Nur noch mit zur Reise schencken,
Geh ich auf ein schweres Wort
Noch einmahl so freudig fort.
 
Solche Wunden müßen schmerzen,
Wenn die Qual zerrißner Herzen
Mit der lezten guten Nacht
Aus den Küßen Seufzer macht.
 
Daß ich dich ins Blut geschrieben,
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Das bezeugt mein treues Lieben,
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Deßen angenehmer List
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Deine Freyheit dienstbahr ist.
 
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Deiner Augen scharfe Blicke
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Sind die unsichtbahren Stricke,
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Die du mir ans Herz gelegt,
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Das mir jezt vor Wehmuth schlägt.
 
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Zung und Sprache stockt im Munde,
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Da des Abschieds schwere Stunde
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Wie ein Schlag von Donner klingt
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Und mich mit Verdruß umringt.
 
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Ach, was werden meine Sinnen
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Vor Gefahr und Angst gewinnen,
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Wenn mich dein entfernter Geist
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Nur mit bloßen Träumen speist.
 
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Unterdeßen muß ich leiden,
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Was mir Glück und Zeit bescheiden;
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Dieser Schmerzen und Verdruß
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Hat den ganzen Trost: Ich muß.
 
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Ja, ich muß, doch wider Willen;
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Halt dich also nur im Stillen
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Und erwarthe, bis ein Tag
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Unsre Liebe crönen mag.
 
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Bis mich Sarg und Staub umfangen,
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Bleibt nur Phillis mein Verlangen,
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Und die Dauer meiner Treu
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Schläft mir noch im Grabe bey.
 
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Läst auch du dich nicht verführen,
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Soll mich diese Grabschrift zieren:
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Dieses hier verscharrte Blut
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Hegt noch in der Asche Glut.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.9 KB)

Details zum Gedicht „Als er von seiner Phillis Abschied nahm“

Anzahl Strophen
10
Anzahl Verse
40
Anzahl Wörter
204
Entstehungsjahr
1695 - 1723
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichtes „Als er von seiner Phillis Abschied nahm“ ist Johann Christian Günther. Im Jahr 1695 wurde Günther in Striegau geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1711 bis 1723 entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Barock kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Günther ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Epoche des Barocks erstreckt sich über den Zeitraum von 1600 bis ungefähr 1720. Diesen Zeitraum kann man in drei Abschnitte unterteilen: Spät-, Hoch- und Frühbarock. Durch die Pest starben etwa 30 % der Bevölkerung. Auch der Dreißigjährige Krieg führte zu einem wirtschaftlichen, politischen und sozialen Verfall in Deutschland. Trotzdem lebten die Fürsten einen luxuriösen und ausschweifenden Lebensstil vor. Sie nutzten das Durcheinander nach dem Dreißigjährigen Krieg, um eine Neuordnung der Gebiete vorzunehmen und ihre Macht weiter auszubauen und zu festigen. Die Erfahrungen mit dem Krieg und seinen dramatischen Folgen spiegeln sich in einem gegensätzlichen Weltbild wider. Dies entspricht der damaligen Lebenswirklichkeit der Menschen: Das Leben der einfachen Bevölkerung war geprägt von Pessimismus und bitterer Armut, während bei den Adeligen nach dem Vorbild des französischen Absolutismus Luxus und Verschwendung herrschten. In der Lyrik wird der Einsatz solcher inhaltlichen Gegensätze als Antithetik bezeichnet. In der vorhergehenden Epoche (Renaissance) waren noch viele Dichtungen auf Lateinisch verfasst worden. Im Barock begann die Zeit der deutschsprachigen Literatur. Die meisten Autoren gehörten dem Gelehrtenstand an: Akademiker, Theologen, Beamte und Adelige. Berühmte Schriftsteller des Barocks sind etwa Martin Opitz, Andreas Gryphius, Daniel Caspar von Lohenstein, Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau oder Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen.

Das Gedicht besteht aus 40 Versen mit insgesamt 10 Strophen und umfasst dabei 204 Worte. Der Dichter Johann Christian Günther ist auch der Autor für Gedichte wie „Der Unruh wird noch mehr, wenn Wieg- und Nahmenfest“, „Warum man mich in keiner Kirche sieht?“ und „Kein Schulpferd ist so gut zum Springen abgericht“. Zum Autor des Gedichtes „Als er von seiner Phillis Abschied nahm“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 264 Gedichte vor.

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