Die Gefangenen I von Georg Heym

Den harten Weg entlang im kurzen Trab
Zieht sich der Sträflingstrupp, der heim marschiert
Durch kahle Felder in das große Grab,
Das wie ein Schlächterblock ins Graue stiert.
 
Sturm singt. Wind pfeift. Vor ihnen weht und irrt
Ein Haufe alter Blätter kunterbunt.
Die Wächter schließen ihren Zug. Es klirrt
An ihrem Rock das große Schlüsselbund.
 
Das breite Tor geht auf im Riesenbau
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Und wieder zu. Des Tages roter Rost
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Bedeckt den Westen. Trübe in dem Blau
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Zittert ein Stern im bittern Winterfrost.
 
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Und ein paar Bäume stehn den Weg entlang
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Im halben Licht verkrüppelt und beleibt.
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Wie schwarz aus einer Stirn gekrümmt und krank
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Ein starkes Horn steht und nach oben treibt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Die Gefangenen I“

Autor
Georg Heym
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
112
Entstehungsjahr
1911
Epoche
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die Gefangenen I“ stammt vom deutschen expressionistischen Dichter Georg Heym. Heym lebte von 1887 bis 1912 und kann daher in die literarische Epoche des Expressionismus (ca. 1910-1925) eingeordnet werden.

Der erste Eindruck des Gedichtes ist düster und beklemmend. Es handelt von einem Trupp von Gefangenen, die von Wächtern begleitet, durch eine öde Landschaft marschieren.

Das lyrische Ich beschreibt detailliert und bildhaft die Szenerie. Die Gefangenen ziehen entlang eines harten Weges, der wie ein großes Grab wirkt, in das sie „heim“ marschieren. Dies kann als Metapher für den Gefängnisalltag gesehen werden und lässt auf die Hoffnungslosigkeit der Gefangenen schließen. Die Strophen zwei und drei beschreiben das Wetter und die Umgebung, ebenso düster und bedrohlich. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Erwähnung des Schlüsselbunds der Wächter und dem Tor zum Gefängnis, Symbole der Gefangenschaft und Unterdrückung. In der letzten Strophe werden die Bäume entlang des Weges beschrieben, die verkrüppelt und krank wirken, was die bedrückende und triste Stimmung noch mehr unterstreicht.

Formal ist das Gedicht in vier Vierzeiler eingeteilt, was eine klare Struktur vorgibt. Sprachlich besticht das Gedicht durch seine detailreichen und bildhaften Beschreibungen, die den Leser direkt in die Szenerie versetzen. Heym setzt darüber hinaus geschickt Metaphern und Vergleiche ein, um die Hoffnungslosigkeit und Bedrückung der Gefangenen zu verdeutlichen. Die düstere Stimmung wird unterstrichen durch die Wahl des Vokabulars (z.B. „Schlächterblock“, „bitterer Winterfrost“, „verkrüppelt und krank“). Insgesamt erzeugt das Gedicht ein beklemmendes Gefühl der Ausweglosigkeit und Verzweiflung.

Weitere Informationen

Georg Heym ist der Autor des Gedichtes „Die Gefangenen I“. Der Autor Georg Heym wurde 1887 in Hirschberg geboren. Im Jahr 1911 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Expressionismus zugeordnet werden. Heym ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 112 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Georg Heym ist auch der Autor für Gedichte wie „Der Blinde“, „Der Fliegende Holländer“ und „Der Gott der Stadt“. Zum Autor des Gedichtes „Die Gefangenen I“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 79 Gedichte vor.

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