Die Geburt von Klabund

Der Vorhang läßt nur mattes Licht herein,
Sie windet sich auf tränennassen Kissen,
Sie hat die Zähne in den Daumen fest gebissen,
Daß blau er schwillt. Sie hält es nicht muß schrein,
Es rast heraus, es bricht sich an den Wänden
Der graue Ton und klopft mit fürchterlichen Händen
Da schlägt hoch über aller Wipfel Glut die Flamme
Ein rosig, klumpig Etwas trägt die Amme.
Der Sanitätsrat hat den Ärmel aufgekrempelt,
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Indem er diesen roten Fleck zu einem Knaben stempelt.
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Dem Vater perlt der kalte Schweiß.
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Die Mutter aber lächelt, und sie weiß,
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Es singt mit Harfen und mit Flöten ihren Ohren:
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Ich habe einen Gott geboren!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Die Geburt“

Autor
Klabund
Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
107
Entstehungsjahr
1913
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht heißt „Die Geburt“ und stammt von dem Dichter Klabund, der von 1890 bis 1928 lebte. Dieses Gedicht kann demnach der literarischen Epoche des Expressionismus (1910-1925) zugeordnet werden, welches eine Reaktion auf die Industrialisierung und die sich rapide verändernde Welt war.

Beim ersten Lesen erzeugt das Gedicht einen starken Eindruck von Schmerz und Anstrengung, der aber in Freude und Erleichterung mündet.

Inhaltlich beschreibt das Gedicht die Geburt eines Kindes aus der Perspektive der Mutter. Es schildert die Qual der Geburt, die Dunkelheit und Einsamkeit („Der Vorhang lässt nur mattes Licht herein.“), die physische Anstrengung und den Schmerz („Sie windet sich auf tränennassen Kissen, sie hat die Zähne in den Daumen fest gebissen.“) und schließlich die Geburt selbst („Ein rosig, klumpig Etwas trägt die Amme.“). Am Ende wird das neu geborene Kind metaphorisch und mit religiösem Unterton als Gott bezeichnet („Ich habe einen Gott geboren!“), was die Erhabenheit und das Wunder der Geburt hervorhebt.

Die Form des Gedichtes ist ungereimt, unterstreicht aber durch die Abfolge von kürzeren und längeren Versen den Rhythmus der Wehen und der Geburt. Die Sprache ist bildhaft und teils drastisch, was die körperlichen Aspekte der Geburt betont, aber auch emotional, besonders gegen Ende, wenn die Freude und Erleichterung der Mutter Ausdruck finden.

Klabund nutzt seine Worte, um den Leser nahe an das Geschehen zu bringen und lässt ihn die Anstrengung der Geburt miterleben. Gleichzeitig zeigt er, dass trotz der harten Mühen am Ende das Wunder des Lebens steht, symbolisiert durch den „Gott“, den die Mutter geboren hat. Es ist eine zutiefst menschliche Erfahrung, verpackt in ein intensives sprachliches Gewand.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Die Geburt“ des Autors Klabund. Klabund wurde im Jahr 1890 in Crossen an der Oder geboren. Im Jahr 1913 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Moderne oder Expressionismus zu. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 107 Worte. Klabund ist auch der Autor für Gedichte wie „Ausmarsch“, „Ballade“ und „Baumblüte in Werder“. Zum Autor des Gedichtes „Die Geburt“ haben wir auf abi-pur.de weitere 139 Gedichte veröffentlicht.

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