Die Freuden von Johann Wolfgang von Goethe

Es flattert um die Quelle
Die wechselnde Libelle,
Mich freut sie lange schon;
Bald dunkel und bald helle,
Wie der Chamäleon,
Bald roth, bald blau,
Bald blau, bald grün;
O daß ich in der Nähe
Doch ihre Farben sähe!
 
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Sie schwirrt und schwebet, rastet nie!
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Doch still, sie setzt sich an die Weiden.
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Da hab' ich sie! Da hab' ich sie!
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Und nun betracht' ich sie genau,
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Und seh' ein traurig dunkles Blau —
 
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So geht es dir, Zergliedrer deiner Freuden!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Die Freuden“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
15
Anzahl Wörter
80
Entstehungsjahr
1827
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die Freuden“ stammt von Johann Wolfgang von Goethe, einem der bedeutendsten Vertreter der deutschen Literatur. Goethe wurde 1749 geboren und starb 1832, sein Werk wird meist der Weimarer Klassik zugeordnet.

Auf den ersten Blick handelt das Gedicht von der Beobachtung einer Libelle und der Freude, die diese dem lyrischen Ich bereitet. Allerdings zeigt sich im Fortlauf eine tiefergehende Botschaft. Der Beobachter ist anfangs fasziniert von der Libelle, die immer wieder ihre Farben wechselt, und wünscht sich, ihre Farben aus der Nähe betrachten zu können. Als dies schließlich gelingt, ist die Freude jedoch verflogen - die Libelle erscheint nun in einem traurigen dunklen Blau.

Goethe spielt hier auf die Tücke des menschlichen Wunsches nach genauer Betrachtung und Analyse der Freuden des Lebens an. Indem er sich auf die Schönheit und Farbenpracht der flatternden Libelle konzentriert, wird das lyrische Ich zum Zergliedrer seiner eigenen Freuden. Es zeigt sich, dass die genaue Untersuchung einer Freude letztlich deren Charme berauben kann und zu Enttäuschung führt.

In seiner Form besteht das Gedicht aus drei Strophen unterschiedlicher Länge. Die Sprache ist klar und einfach gehalten, wobei Goethe gekonnt bildhafte Vergleiche und eine lebendige Beschreibung der Libelle einsetzt. Die sich stetig ändernden Farben der Libelle spiegeln die Veränderlichkeit der Freuden des Lebens wider, während das traurig dunkle Blau am Ende die Enttäuschung über deren Vergänglichkeit symbolisiert. Insgesamt vermittelt Goethe mit „Die Freuden“ eine tiefgründige Weisheit über die Natur unserer Wahrnehmung und den Wert des scheinbar Einfachen und Unveränderlichen.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Die Freuden“ des Autors Johann Wolfgang von Goethe. Goethe wurde im Jahr 1749 in Frankfurt am Main geboren. 1827 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Stuttgart und Tübingen. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Goethe handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Die Epoche des Sturm und Drang ist eine Strömung in der deutschen Literaturgeschichte, die häufig auch als Geniezeit oder Genieperiode bezeichnet wird. Die Epoche ordnet sich nach der Literaturepoche der Empfindsamkeit und vor der Klassik ein. Sie lässt sich auf die Zeit zwischen 1765 und 1790 eingrenzen. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das literarische und philosophische Denken im deutschen Sprachraum. Der Sturm und Drang „stürmte“ und „drängte“ als Jugend- und Protestbewegung gegen die aufklärerischen Ideale. Ein wesentliches Merkmal des Sturm und Drang ist somit ein Rebellieren gegen die Epoche der Aufklärung. Bei den Autoren handelte es sich meist um junge Schriftsteller. Meist waren sie unter 30 Jahre alt. Um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Vorschein zu bringen, wurde besonders darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden und in den Gedichten einzusetzen. Es wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Die traditionellen Werke vorangegangener Epochen wurden dennoch geschätzt und dienten weiterhin als Inspiration. Mit der Hinwendung Goethes und Schillers zur Weimarer Klassik endete der Sturm und Drang.

Einer der wichtigsten Vertreter der deutschen Klassik ist Johann Wolfgang von Goethe (* 28. August 1749 in Frankfurt am Main; † 22. März 1832 in Weimar). Seine Italienreise 1786 wird als Beginn der Weimarer Klassik angesehen. Johann Wolfgang von Goethe prägte die Klassik ganz wesentlich. Sein Tod im Jahr 1832 ist gleichzeitig das Ende dieser Epoche. Sowohl Klassik als auch Weimarer Klassik sind häufig verwendete Bezeichnungen für die Literaturepoche. Humanität, Güte, Gerechtigkeit, Toleranz, Gewaltlosigkeit und Harmonie sind die essenziellen Themen. Die Weimarer Klassik orientiert sich am antiken Kunstideal. In der Lyrik haben die Autoren auf Gestaltungs- und Stilmittel aus der Antike zurückgegriffen. So war beispielsweise die streng an formale Kriterien gebundene Ode besonders populär. Außerdem verwendeten die Autoren jener Zeit eine pathetische, gehobene Sprache. Die Hauptvertreter der Klassik sind Friedrich Schiller, Johann Wolfgang von Goethe, Johann Gottfried Herder und Christoph Martin Wieland. Einen künstlerischen Austausch im Sinne einer gemeinsamen Arbeit gab es jedoch nur zwischen Goethe und Schiller.

Das 80 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 15 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Weitere Werke des Dichters Johann Wolfgang von Goethe sind „An Belinden“, „An Lida“ und „An den Mond“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Die Freuden“ weitere 1618 Gedichte vor.

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Das Video mit dem Titel „Die Freuden von Johann Wolfgang von Goethe, von Ole Irenäus Wieröd vorgetragen“ wurde auf YouTube veröffentlicht. Unter Umständen sind 2 Klicks auf den Play-Button erforderlich um das Video zu starten.

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