Die Flöte von Johann Gottfried Herder

Nimm der Heerde den Hirten mit seiner lockenden Flöte,
Nimm dem Menschengeschlecht, was ihm die Muse verlieh;
Sieh, es verwildert die Heerde; und statt des Gesanges der Musen
Treibt ein barbarisches Volk auch ein barbarischer Stab.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Die Flöte“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
4
Anzahl Wörter
36
Entstehungsjahr
1796
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die Flöte“ stammt von dem deutschen Dichter Johann Gottfried Herder, der im 18. Jahrhundert, genauer gesagt von 1744 bis 1803, gelebt hat. Dies platziert das Gedicht im Zeitalter der Aufklärung und der Weimarer Klassik, eine Zeitspanne manchmal auch als „Goethezeit“ referenziert, in der neben Herder noch viele weitere bedeutende Autoren und Philosophen wie Goethe und Schiller aktiv waren.

Auf den ersten Blick fällt besonders der lyrische Ton des Gedichts auf, welcher durch das Bild des Hirten und seiner Flöte, sowie der Verwendung des Begriffs „Muse“ erzeugt wird.

Das Gedicht ist ein 4-zeiliger Vers, der den Verlust von Kultur und Bildung thematisiert. Herder zieht einen Vergleich zwischen der Rolle des Hirten, der seine Herde mittels einer Flöte und der der Kultur, repräsentiert durch die Muse, im Leben der Menschen. Er sagt, dass genauso wie die Herde ohne den Hirten und seine Flöte verwildern würde, würde die Gesellschaft ohne die Einflüsse der Kultur und Bildung, symbolisiert durch die Muse, zu einem „barbarischen“ Zustand zurückkehren.

Formal ist das Gedicht streng und klassisch ausgelegt. Es besteht aus vier Versen, die alle etwa die gleiche Länge haben und ähnliche syntaktische Strukturen aufweisen. Die Sprache ist eher formal und bildhaft, mit Worten wie „Hirten“, „Muse“ und „barbarisch“, die alle stark konnotierte Begriffe sind und gewichtige Bedeutungen tragen.

Insgesamt lässt sich das Gedicht als ein Aufruf zur Wertschätzung und Pflege von Kultur und Bildungsangelegenheiten interpretieren. In einer Zeit der tiefgreifenden gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Veränderungen, wie sie das 18. Jahrhundert darstellte, betont Herder die zentrale Rolle der Kultur und des Geistes im Leben des Menschen und in der gesamten Gesellschaft. Ohne diese Einflüsse, so warnt er, könnte die Menschheit in einen Zustand der Unzivilisiertheit und Brutalität zurückfallen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Die Flöte“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Johann Gottfried Herder. Im Jahr 1744 wurde Herder in Mohrungen (Ostpreußen) geboren. Im Jahr 1796 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Neustrelitz. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zu. Der Schriftsteller Herder ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Als Sturm und Drang (auch Genieperiode oder Geniezeit) bezeichnet man eine Epoche der Literatur, die auf die Jahre 1765 bis 1790 datiert werden kann. Sie knüpfte an die Empfindsamkeit an und ging später in die Klassik über. Der Epoche des Sturm und Drang geht die Epoche der Aufklärung voran. Die Ideale und Ziele der Aufklärung wurden verworfen und es begann ein Rebellieren gegen die Prinzipien der Aufklärung und das gesellschaftliche System. Bei den Vertretern der Epoche des Sturm und Drang handelte es sich vorwiegend um junge Autoren. Die Schriftsteller versuchten in den Gedichten eine geeignete Sprache zu finden, um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die Werke vorheriger Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Aber dennoch wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Mit seinen beiden bedeutenden Vertretern Goethe und Schiller entwickelte sich der Sturm und Drang weiter und ging in die Weimarer Klassik über.

Die Weimarer Klassik ist eine Epoche der Literatur, die insbesondere von den Dichtern Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller geprägt wurde. Die Italienreise Goethes im Jahr 1786 markiert den Beginn der Epoche. Das Todesjahr von Goethe, 1832, markiert das Ende der Weimarer Klassik. In der Literaturepoche sind Einflüsse der Französischen Revolution festzustellen. Wie der Name bereits verrät, liegen der Ausgangspunkt und das literarische Zentrum der Weimarer Klassik, die auch kurz Klassik genannt wird, in Weimar. Teilweise wird auch Jena als ein weiteres Zentrum dieser Literaturepoche angesehen. Humanität, Güte, Gerechtigkeit, Toleranz, Gewaltlosigkeit und Harmonie sind die essenziellen Themen. Die Klassik orientiert sich am antiken Kunstideal. In der Lyrik haben die Dichter auf Gestaltungs- und Stilmittel aus der Antike zurückgegriffen. Beispielsweise war so die streng an formale Kriterien gebundene Ode besonders beliebt. Des Weiteren verwendeten die Autoren eine pathetische, gehobene Sprache. Die bedeutenden Schriftsteller der Weimarer Klassik sind Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe. Andere Schriftsteller der Weimarer Klassik sind Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried Herder. Die beiden letztgenannten arbeiteten jeweils für sich. Einen produktiven Austausch im Sinne eines gemeinsamen Arbeitsverhältnisses gab es nur zwischen Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe.

Das Gedicht besteht aus 4 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 36 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Johann Gottfried Herder sind „Bilder und Träume“, „Das Flüchtigste“ und „Das Gesetz der Welten im Menschen“. Zum Autor des Gedichtes „Die Flöte“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 413 Gedichte vor.

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