Die Flamingos von Rainer Maria Rilke
Paris, Jardin des Plantes
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In Spiegelbildern wie von Fragonard |
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ist doch von ihrem Weiß und ihrer Röte |
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nicht mehr gegeben, als dir einer böte, |
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wenn er von seiner Freundin sagt: sie war |
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noch sanft von Schlaf. Denn steigen sie ins Grüne |
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und stehn, auf rosa Stielen leicht gedreht, |
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beisammen, blühend, wie in einem Beet, |
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verführen sie verführender als Phryne |
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sich selber; bis sie ihres Auges Bleiche |
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hinhalsend bergen in der eignen Weiche, |
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in welcher Schwarz und Fruchtrot sich versteckt. |
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Auf einmal kreischt ein Neid durch die Voliere; |
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sie aber haben sich erstaunt gestreckt |
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und schreiten einzeln ins Imaginäre. |
Details zum Gedicht „Die Flamingos“
Rainer Maria Rilke
4
14
94
1918
Moderne
Gedicht-Analyse
Dieses Gedicht wurde von Rainer Maria Rilke verfasst, einem der bedeutendsten Lyriker der deutschsprachigen Literatur, der von 1875 bis 1926 lebte. Er gehört zur literarischen Epoche des Symbolismus, doch sein Werk überschneidet sich auch mit Elementen des Expressionismus.
Beim ersten Lesen erzeugt das Gedicht einen visuellen Eindruck von Farben und Bewegungen und weckt Assoziationen zu Kunstwerken, Natur und menschlichen Gefühlen.
Inhaltlich handelt das Gedicht von Flamingos, die sowohl im realen wie auch im übertragenen Sinn dargestellt werden. Rilke verweist auf ihre äußere Schönheit und elegante Art und vergleicht sie mit Werken des Malers Fragonard und der Schönheit einer begehrenswerten Frau, Phryne. Dabei stellt das lyrische Ich fest, dass die Flamingos noch anziehender und faszinierender als diese Vergleichsobjekte sind. In der dritten Strophe gibt das lyrische Ich eine Beschreibung der Tiere, in der es sogar menschliche Charakterzüge in ihnen erkennt. In der letzten Strophe thematisiert das lyrische Ich die Reaktion eines neidischen Beobachters, und beschreibt, wie die Flamingos „einzeln ins Imaginäre“ schreiten, was als ein Hinweis auf ihre unnachahmliche Individualität und Unabhängigkeit interpretiert werden könnte.
Formal ist das Gedicht nicht in gleich lange Strophen eingeteilt, sondern es wechselt zwischen vier und drei Versen ab. Rilke macht sich dabei die Freiheit zunutze, den klassischen Rhythmus und Reimschema zu brechen, um seine Ideen und Bilder optimal auszudrücken. Die Sprache des Gedichts ist reich an Metaphern und bildhaften Vergleichen, was typisch für Rilkes Stil ist. Die Farben und Bewegungen der Flamingos werden so lebendig und anschaulich beschrieben, dass sie in der Vorstellung des Lesers Gestalt annehmen.
Insgesamt handelt es sich bei „Die Flamingos“ um ein ästhetisches Gedicht, das die Schönheit der Natur feiert und zugleich über die Grenzen der menschlichen Wahrnehmung und Darstellung nachdenkt. Rilke lädt den Leser ein, die Welt mit neuen Augen zu sehen und sich auf eine tiefere, intuitivere Ebene der Wahrnehmung einzulassen.
Weitere Informationen
Rainer Maria Rilke ist der Autor des Gedichtes „Die Flamingos“. Im Jahr 1875 wurde Rilke in Prag geboren. Im Jahr 1918 ist das Gedicht entstanden. In Leipzig ist der Text erschienen. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Rilke handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 94 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Weitere Werke des Dichters Rainer Maria Rilke sind „Abend“, „Abend“ und „Abend in Skaane“. Zum Autor des Gedichtes „Die Flamingos“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 338 Gedichte vor.
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