Die Einfalt von Christian Felix Weiße

Unter Rosen und Jesminen
Fand den letzten Frühlingstag
Mops die Chloe, die im Grünen
Ueberrascht vom Schlummer lag:
Weste spielten mit dem Kleide,
Und des Busens leichten Flor:
Und der Gott der Lieb und Freude
Guckt aus jedem Strauch hervor.
 
Mops wirft neben ihr sich nieder,
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Kneipt sie, bis er sie geweckt:
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Sie seufzt, schmählet, seufzet wieder,
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Fragt, warum er sie erschreckt?
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„Weißt du, was du mir versprochen?“
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Ruft Mops; „jetzund halt es fein!
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Es sind, dünkt mir, schon vier Wochen; – –
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Gelt? so lange muß es seyn?“
 
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Chloe wundert sich der Fragen,
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Lächelt ja, und saget: Nein!
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Ich? versprochen? kannst du sagen!
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Glaube mir, es kann nicht seyn.
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O, ruft Mops, wollt ich nur schwören
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Doch Amynt belauscht uns ja:
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Gleich sollst du es selber hören;
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Ja, ich such ihn, warte da.
 
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Nein, ich will ihn lieber suchen,
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Sagte Chloe, warte du,
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Und sie lief den stillen Buchen,
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Wo Amyntas weidet, zu.
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Mops bleibt voll Erwartung stehen;
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Doch, wie lange wartet er?
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Man würd ihn noch warten sehen,
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Wenns nicht Nacht geworden wär.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.9 KB)

Details zum Gedicht „Die Einfalt“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
173
Entstehungsjahr
1758
Epoche
Aufklärung

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die Einfalt“ stammt vom Autor Christian Felix Weiße, der von 1726 bis 1804 lebte. Dies platziert das Gedicht in die Epoche des aufgeklärten Absolutismus und der frühen Weimarer Klassik. Auf den ersten Blick fällt die leichte und verspielte Sprache auf, die eine heitere und unbeschwerte Stimmung erzeugt.

Das Gedicht erzählt die Geschichte von Mops, der Chloe - eingeschlafen unter Rosen und Jasminen - findet. Er weckt sie sanft und spricht sie dann in einer neckenden Art und Weise an, dass sie ihm etwas versprochen hätte und dies nun einlösen solle. Chloe, etwas verwirrt und sichtlich erstaunt über diese Anschuldigung, bestreitet das vehement. Schließlich schlägt Mops vor, eine dritte Person, Amyntas, zu fragen. Chloe jedoch entscheidet sich dafür selbst Amyntas zu suchen, lässt Mops zurück und kommt nicht wieder.

Das lyrische Ich, in diesem Fall Mops, scheint schelmisch zu sein und die Unschuld und Einfachheit Chloes zu genießen. Er nimmt ihre Zurückhaltung nicht zu ernst und spielt weiter seine Rolle. Die naive und unkomplizierte Reaktion Chloes zeigt die Unschuld und Harmlosigkeit ihrer Natur.

Das Gedicht ist in vier Strophen unterteilt, jede davon besteht aus acht Versen. Diese Form erzeugt einen flüssigen, erzählerischen Rhythmus. Die Sprache des Gedichts ist leicht und spritzig, fast spielerisch und kindlich. Reime werden konsequent durchgehalten und fördern eine lockere und leichtfüßige Atmosphäre, während sie auch die Unbeschwertheit und Jugendlichkeit der Charaktere betonen.

Die Wahl der Namen, „Mops“ und „Chloe“, könnte als absichtlicher Kontrast gesehen werden - Mops klingt deutsch und etwas schwerfällig, während Chloe einen eher klassischen, wohlklingenden Namen trägt, der an die griechische Mythologie erinnert. Dies unterstreicht den leichten Spott, den Mops Chloe entgegenbringt und das damit verbundene Spiel von Macht und Unschuld in ihrer Beziehung.

Die Aussage des Gedichts könnte eine Kritik an der Unschuld und Naivität sein und die natürlichen Folgen solcher Eigenschaften aufzeigen, wie sie in Chloes Verhalten offensichtlich werden. Sie ist einfach, naiv und lässt sich leicht täuschen, was letztlich dazu führt, dass sie Mops zurücklässt und verschwindet.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Die Einfalt“ des Autors Christian Felix Weiße. Der Autor Christian Felix Weiße wurde 1726 in Annaberg geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1758. In Leipzig ist der Text erschienen. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Aufklärung zugeordnet werden. Bei Weiße handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 173 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 32 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Christian Felix Weiße sind „An die Muse“, „An die Muse“ und „An ein Veilchen“. Zum Autor des Gedichtes „Die Einfalt“ haben wir auf abi-pur.de weitere 100 Gedichte veröffentlicht.

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