Die Blinden von Charles Baudelaire

Schau · meine seele · schrecklich anzusehen
Wie puppen sind sie! beinah lächerlich
Als ob im schlafe wandelnd sonderlich ..
Wohin sie nur die dunklen kreise drehen!
 
Ihr aug verlassen von dem himmelslicht ·
Wie wenn sie in die ferne schauten · lenken
Sie stets hinauf. sie mögen abwärts nicht
Die schweren träumerischen häupter senken.
 
Sie wandeln mit dem unbegrenzten Düstern ·
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Des ewigen schweigens bruder .. stätte die
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Um uns verbreitet singen lachen fluchen ·
 
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Die nach vergnügen bis zur wildheit lüstern!
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Ich frage schleichend · blöder noch als sie:
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Was diese blinden all am himmel suchen!
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Die Blinden“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
89
Entstehungsjahr
nach 1837
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Die Blinden“ wurde von Charles Baudelaire verfasst, einem bedeutenden französischen Dichter des 19. Jahrhunderts. Baudelaire, der von 1821 bis 1867 lebte, gilt als wichtiger Vertreter des französischen Symbolismus.

Auf den ersten Eindruck hin fällt auf, dass das Gedicht von einer starken Düsterkeit und Schwere geprägt ist. Baudelaire schreibt über die Blinden mit einer Faszination und einer gleichzeitigen Entfremdung, die deutlich zum Ausdruck kommt.

Inhaltlich würdigt das Gedicht die Blinden. Das lyrische Ich beschreibt sie in ihrer Andrang und Bewegung ('wie sie ihre dunklen Kreise drehen', 'als ob sie schlafwandelnd wären'), in ihrer beeinträchtigten Wahrnehmung ('ihr Aug verlassen vom Himmelslicht') und in ihrer beständigen Suche und Aufschau ('ihr Haupt schwer und verträumt, sie sehen immer nach oben'). Inmitten der lauten, lebhaften Welt um sie herum ('um uns verbreitet singen lachen fluchen'), wandeln sie in der Stille ('Bruder des ewigen Schweigens').

Das lyrische Ich offenbart am Ende des Gedichts seine eigene Blindheit ('Ich frage, noch blöder als sie'), diskutiert seine Unwissenheit ('Was diese Blinden am Himmel suchen') und dabei eine tiefe Sehnsucht und zugleich Verwirrung über ihre Suche.

Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen mit unterschiedlicher Vers-Anzahl. Es gibt kein festes Reimschema, allerdings erkennen wir eine allgemeine Wechselwirkung zwischen Reim und freier Versgestaltung, was typisch ist für Baudelaires Stil. Die Sprache ist komplex, poetisch und enthält eine Vielzahl von Metaphern und bildhaften Ausdrücken, die sowohl die physische als auch die innere Welt der blinden Personen darstellen.

Des Weiteren kann man argumentieren, dass Baudelaire mit diesem Gedicht die philosophische und soziologische Debatte über Wahrnehmung und Realität anspricht. Die Blinden könnten eine Metapher sein für diejenigen, die zwar sehen können, aber dennoch blind sind für die Realität um sie herum. Dies zeigt die Fähigkeit des Autors, tiefe menschliche Erfahrungen und Emotionen in lyrischer Form auszudrücken.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Die Blinden“ ist Charles Baudelaire. Baudelaire wurde im Jahr 1821 in Paris geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1837 bis 1867 entstanden. Berlin ist der Erscheinungsort des Textes. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zuordnen. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das 89 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Weitere Werke des Dichters Charles Baudelaire sind „Bertas Augen“, „Besessenheit“ und „Darstellung“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Die Blinden“ weitere 101 Gedichte vor.

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