Die Bitte um Verzeihung von Joachim Ringelnatz

Es schneidet mir deine Bitte
„Verzeihe mir“, ins Herz hinein.
Daß ich viel lieber durchlitte
Das, was verziehen will sein.
 
Und möchte selber nicht missen
Die Liebe, die mein Falschtun rügt.
Weil eins von zwei Gewissen
Uns beiden doch nicht genügt.
 
Verziehen ist. — Verzeihe
10 
Nun du! Du hast zu viel geweint.
11 
Und segeln wir fromm ins Freie.
12 
Da wieder die Sonne scheint.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.9 KB)

Details zum Gedicht „Die Bitte um Verzeihung“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
62
Entstehungsjahr
1932
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Joachim Ringelnatz, ein deutscher Schriftsteller und Kabarettist, der vor allem für seine humoristischen und satirischen Gedichte bekannt ist. Er lebte von 1883 bis 1934, was das Gedicht in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts, genauer gesagt in die Weimarer Republik und dem Beginn der NS-Zeit, einordnet.

Auf den ersten Blick erweckt das Gedicht den Eindruck einer innigen Beziehungsreflexion, geprägt von Reue, Vergebung und Liebe. Der lyrische Sprecher wird von einem inneren Konflikt geplagt, den er versucht aufzulösen.

Im Inhalt geht es um das lyrische Ich, das von einer anderen Person um Verzeihung gebeten wird. Dieses Ereignis schneidet tief ins Herz des lyrischen Ichs. Anstatt jedoch einfach zu verzeihen, reflektiert es die Situation und sagt, dass es lieber die Konsequenzen seiner Handlungen durchleben würde, statt leichtfertig zu vergeben. Die zweite Strophe betont die Wichtigkeit der Liebe, die selbst durch Fehlhandlungen nicht verwirkt werden sollte. Statt bloßer Vergebung fordert das lyrische Ich die Fähigkeit zur Kritik und Reflexion. Die letzte Strophe weist auf Versöhnung hin und lädt zur gemeinsamen Reise 'ins Freie' ein, einem Ort, an dem wieder die Sonne scheint, symbolisch für einen Ort der Harmonie und des Glücks.

Formal besteht das Gedicht aus drei 4-zeiligen Strophen, die ein homogenes, geordnetes Bild vermitteln. Die Sprache des Gedichts ist einfach und leicht verständlich, jedoch bedeutungsschwer und emotional geladen. Es gibt eine Reihe von bildhaften Metaphern, wie „Es schneidet mir deine Bitte ins Herz hinein“ und „segeln wir fromm ins Freie“. Diese tragen dazu bei, die emotionalen Aspekte des Gedichts zu betonen und dem Leser ein Gefühl für die Komplexität und Tiefe der Gefühle des lyrischen Ichs zu geben. Auch der Wechsel der Perspektiven – vom Du zum Wir - deutet auf Wechselhaftigkeit der Gefühle hin und macht die Beziehungsarbeit deutlich. Insgesamt bietet Ringelnatz hier eine tiefgehende Reflexion über Schuld, Vergebung und Liebe auf innige und emotionale Weise.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Die Bitte um Verzeihung“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joachim Ringelnatz. 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1932 entstanden. Berlin ist der Erscheinungsort des Textes. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 62 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Die Gedichte „Abschiedsworte an Pellka“, „Afrikanisches Duell“ und „Alone“ sind weitere Werke des Autors Joachim Ringelnatz. Zum Autor des Gedichtes „Die Bitte um Verzeihung“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 560 Gedichte vor.

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