Die Ballade von den Hofsängern von Klabund

Wir ziehen dahin von Hof zu Hof.
Arbeiten? Mensch, wir sind doch nicht dof.
Wir singen nicht schön, aber wir singen laut,
daß das Eis in den Dienstmädchenherzen taut.
Jawoll.
 
Wir haben nur lausige Fetzen an,
damit unser Elend man sehen kann.
Der hat keine Jacke und der kein Hemd,
und dem sind Stiefel und Strümpfe fremd.
10 
Jawoll.
 
11 
Wir kriegen Kleider und Stullen viel,
12 
die verkaufen wir abends im Asyl.
13 
Ein Schneider lud mitleidig uns zu sich ein,
14 
da schlugen wir ihm den Schädel ein.
15 
Jawoll.
 
16 
Wir singen das Lied vom guten Mond
17 
und sind katholisch, wenn es sich lohnt,
18 
auch singen wir völkisch voll und ganz
19 
für’n Sechser Heil dir im Siegerkranz.
20 
Jawoll.
 
21 
Unger, Boeger, Ransick, so heißen wir.
22 
Auf die Gerechtigkeit sch… wir.
23 
Mal muß ja ein jeder in die Gruft
24 
und wir, wir baumeln mal in der Luft.
25 
Jawoll.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.8 KB)

Details zum Gedicht „Die Ballade von den Hofsängern“

Autor
Klabund
Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
25
Anzahl Wörter
143
Entstehungsjahr
1927
Epoche
Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die Ballade von den Hofsängern“ wurde von Klabund verfasst, der zwischen 1890 und 1928 lebte. Damit lässt sich das Gedicht zeitlich in das frühe 20. Jahrhundert und die Zeit der Weimarer Republik und dem aufkommenden Nationalsozialismus einordnen.

In dem Gedicht erzählt das lyrische Ich aus der Sicht von Hofsängern, die von Hof zu Hof ziehen, um dort zu singen und ihre Lebensunterhalt zu verdienen. Sie sind arm, haben nur „lausige Fetzen“ als Kleidung, die ihr Elend zur Schau stellen. Sie verkaufen die ihnen angebotene Nahrung und Kleidung und begehen sogar Gewaltakte, wie das Töten eines mitleidigen Schneiders. Sie singen, was die Leute hören wollen, ob es nun Lieder über den „guten Mond“ sind oder patriotische, „völkische“ Lieder. Sie scheinen sorglos und unbeeindruckt von moralischen Grundsätzen, geringschätzen die Gerechtigkeit und akzeptieren, dass ihr Schicksal wohl darin besteht, eines Tages „in der Luft zu baumeln“.

Die Aussage des Gedichts kann als Kritik an der Gesellschaft und den Umständen, die die Hofsänger in diese Lage gebracht hat, interpretiert werden. Gleichzeitig zeigt es eine zynische Einstellung zu Moral und Gerechtigkeit, die von Verzweiflung und Resignation geprägt ist.

Das regelmäßige „jawoll“ am Ende jeder Strophe wirkt wie eine Versicherung oder Zustimmung zu dem, was in dieser Strophe ausgesagt wurde. Es trägt zur humorvollen, anzüglichen Atmosphäre des Gedichts bei.

Formal folgt das Gedicht einem festen Metrum und Reimschema. Es besteht aus fünf Strophen zu je fünf Versen, was eine klare Struktur vermittelt. Die Sprache ist einfach und direkt, manchmal vulgär, und schafft so eine volkstümliche, „von unten“ kommende Atmosphäre.

Zusammenfassend zeigt Klabund in seinem Gedicht „Die Ballade von den Hofsängern“ eine kritische, zynische und humorvolle Sicht auf die Leben und das Schicksal einfacher Hofsänger im frühen 20. Jahrhundert. Die Form und Sprache des Gedichts unterstützt diese Atmosphäre.

Weitere Informationen

Klabund ist der Autor des Gedichtes „Die Ballade von den Hofsängern“. 1890 wurde Klabund in Crossen an der Oder geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1927. Erschienen ist der Text in Berlin. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit zugeordnet werden. Die Richtigkeit der Epoche sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 143 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 25 Versen. Der Dichter Klabund ist auch der Autor für Gedichte wie „Ad notam“, „Akim Akimitsch“ und „Altes Reiterlied“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Die Ballade von den Hofsängern“ weitere 139 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Weitere Gedichte des Autors Klabund (Infos zum Autor)

Zum Autor Klabund sind auf abi-pur.de 139 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.