Die Badewanne von Joachim Ringelnatz

1	Die Badewanne prahlte sehr.
2	Sie hielt sich für das Mittelmeer
3	Und ihre eine Seitenwand
4	Für Helgoländer Küstenland.
5	Die andre Seite – gab sie an –
6	Sei das Gebirge Hindostan
7	Und ihre große Rundung sei
8	Bestimmt die Delagoabai.
9	Von ihrem spitzen Ende vorn,
10	Erklärte sie, es sei Kap Horn.
11	Den Kettenzug am Regulator,
12	Hielt sie sogar für den Äquator.
13	Sie war – nicht wahr, das merken Sie? –
14	Sehr schwach in der Geographie.
15	Dies eingebildete Bassin.
16	Es wohnte im Quartier latin.

Details zum Gedicht „Die Badewanne“

Gedicht-Analyse

Der Verfasser des Gedichtes „Die Badewanne“ ist Joachim Ringelnatz, ein deutscher Schriftsteller und Kabarettist, der besonders durch seine humoristischen Gedichte bekannt wurde. Er lebte von 1883 bis 1934, was das Werk in die Zeit der Weimarer Republik einordnet. Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht heiter und humorvoll, was typisch für Ringelnatz' Stil ist.

In dem Gedicht geht es um eine Badewanne, die sich selbst als grandios und weitläufig betrachtet und mit verschiedenen Orten und geographischen Merkmalen der Welt vergleicht. So hält sie eine ihrer Seitenwände für das „Helgoländer Küstenland“, die urige, rauhe Landschaft von Helgoland, eine andere Seite sieht sie als das „Gebirge Hindostan“, das hohe Gebirge in Asien. Die Spitze der Wanne sei „Kap Horn“, ein bekannter südlicher Punkt in Südamerika. Selbst den Kettenzug am Wasserhahn sieht die Wanne als den „Äquator“, die gedachte Linie, die die Erde in Nord und Süd teilt.

Die Badewanne personifiziert also auf humorvolle Weise verschiedene geographische Orte und Merkmale. Dabei nimmt das lyrische Ich die überhöhte Sichtweise der Badewanne mit Humor und einer Prise Ironie auf. Hier kommt die gesellschaftskritische Note von Ringelnatz durch: Das lyrische Ich entlarvt die Badewanne als „eingebildetes Bassin“, das „schwach in der Geographie“ ist.

Das Gedicht folgt keiner klassischen Gedichtform und hat kein festes Reimschema. Jeder Vers steht für sich und die Zeilen sind in freien Rhythmen verfasst. Das Gedicht spielt mit der Sprache und verwendet Metaphern und Vergleiche, um das humorvolle und ironische Bild der Badewanne zu zeichnen. Die Worte sind einfach und leicht verständlich, was dem humorvollen Charakter des Gedichts entspricht. Der Einsatz von spezifischen, geographisch korrekten Begriffen (z.B. „Delagoabai“, „Kap Horn“) sorgt dabei für eine humorvolle Übersteigerung und unterstreicht die Ironie des Gedichts.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Die Badewanne“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joachim Ringelnatz. Der Autor Joachim Ringelnatz wurde 1883 in Wurzen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1933 zurück. Erscheinungsort des Textes ist Berlin. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Moderne oder Expressionismus zu. Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 76 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 16 Versen. Weitere Werke des Dichters Joachim Ringelnatz sind „Abendgebet einer erkälteten Negerin“, „Abermals in Zwickau“ und „Abgesehen von der Profitlüge“. Zum Autor des Gedichtes „Die Badewanne“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 560 Gedichte vor.

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Zum Autor Joachim Ringelnatz sind auf abi-pur.de 560 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.