Am Kinderbrunna von Michel Buck

D Brunnastubathür ischt offa,
S lockig Büable siehts und lacht,
Däaffs doch endle au môl hoffa,
Daß es d Kindla sieht, wo z Nacht
D Hebamm äll der Muatar hollat
Ussam Brunna, wia ma’ sait,
Und in rauti Fätscha grollat
Zuanar nei’ ins Kisse lait.
S Büable sieht a’ Kind im Brunna,
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Rausig, lockig, grad wia ear,
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Jô, as sieht von hinta, vonna
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Ganz akkrat wias Büable hear,
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Ma’ se dreha, schüttla, lacha,
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D Zähnla blecka, gucka wild,
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Geschtasa und Gsichter macha,
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S ischt halt äll sei’ Eababild.
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Aber waih, wia thuats verhoffa!
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Zmôl kriagt s Büable s Übergwicht,
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S lockig Büable ischt versoffa –
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Doch, gottlob, nu’ im Gedicht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Am Kinderbrunna“

Autor
Michel Buck
Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
109
Entstehungsjahr
bis 1888
Epoche
Realismus,
Naturalismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Am Kinderbrunna“ wurde von Michel Buck verfasst, der von 1832 bis 1888 lebte und daher zur Zeit des Realismus und Naturalismus wirkte. Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht recht humorvoll und kindlich, mit einer überraschenden Wendung am Ende, die den Ton schlagartig verändert, ohne den zugrundeliegenden Humor vollständig zu verlieren.

Der Inhalt des Gedichts beschreibt ein lockiges Jungenkind, das an einer offenstehenden Brunnenstube steht und darin sein eigenen Spiegelbild sieht. Nach einer alten Sanktgebeit ist dieser Brunnen der Ort, an dem die Hebamme die Kinder für die Mütter holt („ussam Brunna“). Das Kind spielt mit seinem Ebenbild, wie Kinder es oft tun, indem es grimassiert und lacht. In einer überraschenden Entwicklung verliert das Kind jedoch das Gleichgewicht und scheint in den Brunnen zu fallen und zu ertrinken - aber das geschieht nur in der fiktiven Welt des Gedichts.

Die Aussage des lyrischen Ichs scheint eine humorvolle, wenn auch makabre Darstellung kindlicher Unschuld und Unvorsichtigkeit zu sein. Es spielt mit der Erwartung des Lesers, indem es die Geschichte eines fröhlichen, unschuldigen Spiels erzählt und dann mit einer überraschenden, dramatischen Wendung endet.

Das Gedicht ist in einer sehr spezifischen Dialektform geschrieben. Es hat zwanzig Verse mit einer sehr freien Reimstruktur, die das ungezwungene, spielerische Thema unterstreicht. Die Sprache ist sehr bildhaft und lebhaft, mit ausdrucksstarken Beschreibungen, die das Bild eines lachenden, verspielten Kindes malen. Der überraschende Tonwechsel am Ende des Gedichts wird durch die abrupte Veränderung in der Sprache effektiv vermittelt, von fröhlich und spielerisch zu ernst und etwas düster. Der Dialekt an sich bringt dem Gedicht einen authentischen und realistischen Ausdruck und macht es gleichzeitig für Leser, die den Dialekt nicht sprechen, etwas unzugänglich.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Am Kinderbrunna“ des Autors Michel Buck. Im Jahr 1832 wurde Buck in Ertingen, Oberamt Riedlingen geboren. 1888 ist das Gedicht entstanden. Erschienen ist der Text in Stuttgart. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Realismus oder Naturalismus zu. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 109 Worte. Der Dichter Michel Buck ist auch der Autor für Gedichte wie „D Bäarasteachar“, „D Hummeler“ und „D Muatarsprôch“. Zum Autor des Gedichtes „Am Kinderbrunna“ haben wir auf abi-pur.de weitere 56 Gedichte veröffentlicht.

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