Die Annäherung des Frühlings von Christian Felix Weiße
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Schon ist er bald entflohen, |
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Der Winter, meine Lust! |
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Die sanften Weste drohen |
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Mir schrecklichen Verlust! |
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Umsonst blüht mir Betrübten |
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Die neugebohrne Welt: |
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Der Krieg ruft den Geliebten |
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Von mir ins rauhe Feld. |
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In jeder Blum entschließet |
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Sich mir ein neuer Schmerz, |
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Der Zephyr, der sie küsset, |
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Haucht Wehmuth in mein Herz: |
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Der Landschaft bunte Scenen, |
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Die blumenreiche Au, |
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Sehn meiner bangen Thränen |
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Mehr als den Morgenthau. |
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Umsonst singt jede Kehle |
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Den Frühling froh bemüht: |
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Mir singt selbst Philomele |
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Ein banges Klagelied. |
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Des Leidens Melodien |
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Hör ich im freyen Bach: |
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Es reißt der Nord im Fliehen |
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Mein ganzes Glücke nach. |
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O steig noch nicht hernieder |
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Du Lenz, der Erde Lust! |
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Mir bringst du Blumen wieder, |
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Doch Gram in meine Brust. |
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Dich wünscht die Welt: die Freuden |
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Der Liebe bringst du ihr: |
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Sollt ich sie nicht beneiden? |
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Die meinen raubst du mir! |
Details zum Gedicht „Die Annäherung des Frühlings“
Christian Felix Weiße
4
32
141
1758
Aufklärung
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht „Die Annäherung des Frühlings“ wurde von Christian Felix Weiße verfasst. Weiße war ein wichtiger Vertreter der Aufklärung und lebte von 1726 bis 1804. Aus diesem zeitlichen Kontext resultiert eine klare und unverblümte Sprache, wie es für die Schriftsteller dieser Epoche charakteristisch war.
Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht melancholisch und schwermütig, es scheint eine Traurigkeit über das Kommen des Frühlings zu vermitteln.
Inhaltlich beschreibt das lyrische Ich die Annäherung des Frühlings, jedoch nicht aus einer frohen, erhoffenden Perspektive, wie man es vielleicht erwartet hätte, sondern von einem Standpunkt der Traurigkeit und des Verlusts. Die transition von Winter zu Frühling symbolisiert einen ungewollten Wandel, ein starker Kontrast zur typischen Darstellung des Frühlings als Jahreszeit der Erneuerung und Frische. Es wird festgestellt, dass der geliebte Mensch wegen des Krieges abgerufen wird und somit ins Feld gehen muss. Dies ist der „schreckliche Verlust“, den die sanften Westwinde drohen. Jeder Aspekt des nahenden Frühlings, ob die blühenden Blumen oder der morgendliche Tau, löst beim lyrischen Ich einen Schmerz aus, da sie ihn an den abwesenden Geliebten erinnern.
Von der Form her handelt es sich um ein klassisches Gedicht mit je acht Versen pro Strophe bzw. Quartett. Die klare und präzise Sprache ist typisch für die Dichtung der Aufklärung. Die Wortwahl, wie zum Beispiel „Wehmuth“, „Schmerz“ oder „banges Klaglied“, unterstreicht die melancholische Stimmung des Gedichts. Trotz der relativ simplen Sprache erzeugt Weiße eine emotionale Tiefe, indem er einfache Beschreibungen der Natur und des Wetters mit der inneren Seelenlandschaft des lyrischen Ichs verwebt.
Zusammenfassend kann man sagen, dass „Die Annäherung des Frühlings“ ein emotionales und melancholisches Gedicht ist, das durch die Kombination von Naturbeschreibungen und dem Ausdruck innerer Emotionen den Schmerz eines verlorenen oder abwesenden Liebhabers eindrucksvoll darstellt. Es ist ein herausragendes Beispiel für die Dichtung der Aufklärung und ihre Fähigkeit, tiefe emotionale Zustände zu erforschen.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Die Annäherung des Frühlings“ ist Christian Felix Weiße. 1726 wurde Weiße in Annaberg geboren. 1758 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Leipzig. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Aufklärung zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Weiße handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 141 Worte. Der Dichter Christian Felix Weiße ist auch der Autor für Gedichte wie „Amynt und Doris“, „An Amor“ und „An den Amor“. Zum Autor des Gedichtes „Die Annäherung des Frühlings“ haben wir auf abi-pur.de weitere 100 Gedichte veröffentlicht.
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