Die Alten und die Jungen von Theodor Fontane

„Unverständlich sind uns die Jungen“
Wird von den Alten beständig gesungen;
Meinerseits möcht ich’s damit halten:
„Unverständlich sind mir die Alten.“
Dieses am Ruderbleibenwollen
In allen Stücken und allen Rollen,
Dieses sich Unentbehrlichvermeinen
Sammt ihrer „Augen stillem Weinen“,
Als wäre der Welt ein Weh gethan, –
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Ach, ich kann es nicht verstahn.
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Ob unsre Jungen, in ihrem Erdreisten,
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Wirklich was Besseres schaffen und leisten,
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Ob dem Parnasse sie näher gekommen,
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Oder blos einen Maulwurfshügel erklommen,
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Ob sie, mit andern Neusittenverfechtern,
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Die Menschheit bessern oder verschlechtern,
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Ob sie Frieden sä’n oder Sturm entfachen,
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Ob sie Himmel oder Hölle machen, –
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Eins läßt sie stehn auf siegreichem Grunde,
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Sie haben den Tag, sie haben die Stunde,
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Der Mohr kann gehn, neu Spiel hebt an,
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Sie beherrschen die Scene, sie sind dran.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Die Alten und die Jungen“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
22
Anzahl Wörter
129
Entstehungsjahr
1847
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die Alten und die Jungen“ wurde von Theodor Fontane, einem deutschen Schriftsteller und Dichter des Realismus, verfasst. Fontane lebte im 19. Jahrhundert. Das Gedicht spielt auf den Generationenkonflikt an, der damals ebenso aktuell war wie heute.

Auf den ersten Blick erscheint das Gedicht als scharfe Betrachtung der sogenannten „Generationenkluft“ zwischen Alten und Jungen. Es zeigt die unterschiedlichen Perspektiven beider Seiten und enthält dabei einen starken Unterton von Zynismus und kritischer Ironie.

Inhaltlich thematisiert Fontane in dem Gedicht die gegenseitige Unverständlichkeit der Alten und der Jungen. In den ersten vier Versen stellt der Dichter die verbreitete Ansicht der Älteren vor, dass die Jungen schwer zu verstehen sind. Im Gegenzug findet er selbst die Alten unverständlich, insbesondere ihre Anspruch auf Allwissenheit, ihre Weigerung die Zügel loszulassen und die Vorhersagung von Katastrophen, sollten sie nicht mehr an den Hebeln der Macht sein.

In der nächsten Strophe beleuchtet Fontane die jugendliche Perspektive. Er hinterfragt, ob die optimistischen und rebellischen Visionen der Jungen sich tatsächlich als besser erweisen werden und ob ihre Bemühungen und Neuheiten den Fortschritt oder Rückschritt bewirken, ob sie Frieden oder Konflikte stiften werden. Ungeachtet dessen, endet Fontane mit der Erkenntnis, dass die Jungen ihre Zeit haben, ihre Ära beginnt und sie die Bühne beherrschen, während die Alten abtreten sollten.

In Bezug auf die Form des Gedichtes handelt es sich um Freie Verse ohne ein striktes Reimschema. Die Zeilen haben eine variierende Länge und wirken dadurch wie ein Fluss von Gedanken. Die Sprache ist einfach und unverschnörkelt, typisch für Fontane und den Realismus. Diese Einfachheit bringt die ehrlichen und scharfen Beobachtungen des Autors zur Geltung.

Insgesamt ist das Gedicht eine kritische und nachdenkliche Untersuchung des Generationenkonflikts, des Wandels und der Kontinuität, das die Leser zum Nachdenken einlädt darüber, wie man Alter, Jugend und den Lauf des Lebens betrachtet.

Weitere Informationen

Theodor Fontane ist der Autor des Gedichtes „Die Alten und die Jungen“. 1819 wurde Fontane in Neuruppin geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1847. Der Erscheinungsort ist Stuttgart und Berlin. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Realismus zugeordnet werden. Bei Fontane handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 129 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 22 Versen. Der Dichter Theodor Fontane ist auch der Autor für Gedichte wie „Auf der Treppe von Sanssouci“, „Ausgang“ und „Barbara Allen“. Zum Autor des Gedichtes „Die Alten und die Jungen“ haben wir auf abi-pur.de weitere 214 Gedichte veröffentlicht.

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