Die Abschiedsstunde von Susanne von Bandemer

Ha! welch’ ein Kampf! von meinem armen Herzen
Reißt grausam mir des Schicksals Schluß
Den besten Theil: dich, Mann der Lieb’ und Schmerzen!
Der mich verlassen muß.
 
Dir winkt ein Gott! – und trostlos hier zu weinen
Verhüll’ ich mich in dunkle Nacht,
Bis einst der Tag der Freude mir wird scheinen
Der ewig ruhig macht.
 
Und bis dahin, will ich die schwarzen Stunden
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Der Sehnsucht und Erinn’rung weihn.
 
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Des Glücke mich freun, das ich bey dir empfunden,
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Und deiner würdig seyn.
 
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Und wenn der Schmerz die Geisteskraft ersticket,
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Das Weib nur Liebe klagen kann,
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Denk’ ich: Daß die Entfernung dich beglücket;
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Und dulde gleich dem Mann.
 
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Doch die Natur siegt in den heißen Zähren
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Die Stella dieser Stunde weint;
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Und dieß Gefühl wird, ach! so lange währen
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Bis uns ein Gott vereint
 
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Auf einem Stern, wo keiner Trennung Leiden
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Das Herz mit Höllenqual durchdringt:
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Wo im Genuß von unvergällten Freuden
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Uns reine Liebe winkt.
 
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Dort werd’ ich mich von hoher Lust durchdrungen
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Verkläret deiner Liebe freun;
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Und wann ich hier einst glücklich ausgerungen
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Dein Erden-Schutzgeist seyn.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.2 KB)

Details zum Gedicht „Die Abschiedsstunde“

Anzahl Strophen
8
Anzahl Verse
28
Anzahl Wörter
177
Entstehungsjahr
1802
Epoche
Klassik,
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die Abschiedsstunde“ wurde von Susanne von Bandemer geschrieben, die zwischen 1751 und 1828 lebte. Dies legt nahe, dass das Gedicht im späten 18. oder frühen 19. Jahrhundert geschrieben wurde, eine Zeit der Romantik in der deutschen Literatur.

Beim ersten Lesen vermittelt das Gedicht einen starken Eindruck von Abschiedsschmerz und Sehnsucht. Es geht um den schmerzhaften Abschied des lyrischen Ichs von einem geliebten Mann, wahrscheinlich dem Ehemann. Das lyrische Ich spricht von seinem tiefen Schmerz und der Verzweiflung, die es empfindet, als es von diesem Mann durch das Schicksal getrennt wird.

Das lyrische Ich spricht davon, dass es Tränen vergießt und in der Dunkelheit weint. Es drückt den Wunsch aus, sich irgendwann wieder mit dem geliebten Mann zu vereinigen und bis dahin die gemeinsamen Erinnerungen zu pflegen. Das Ich verspricht, der Liebe, die es von dem Mann empfangen hat, würdig zu sein, auch wenn es solange leiden muss, bis Gott sie wieder vereint. In den letzten Strophen wird eine Hoffnung auf ein Wiedersehen nach dem Tod und eine ewige Liebe ausgedrückt.

In Bezug auf die Form besteht das Gedicht aus acht Vier-Versen-Strophen, wobei fast jede Strophe ein anderes Thema behandelt. Die Sprache ist hochtrabend und emotional, typisch für die literarische Romantik. Es macht starken Gebrauch von Metaphern, insbesondere im Zusammenhang mit Dunkelheit und Licht, sowie religiösen und kosmischen Bezügen, um die Tiefe der Gefühle des lyrischen Ichs auszudrücken. Es spiegelt eine Zeit wider, als Frauen ihre eigenen Sehnsüchte und Gefühle durch Poesie ausdrücken konnten, obwohl sie oft gezwungen waren, innerhalb der traditionellen Geschlechterrollen zu bleiben. Die Sprache zeigt eine tiefe emotionale Sensibilität und ein starkes Bewusstsein für ihren eigenen Schmerz und die emotionale Belastung, die mit dem Abschied verbunden ist.

Weitere Informationen

Susanne von Bandemer ist die Autorin des Gedichtes „Die Abschiedsstunde“. Bandemer wurde im Jahr 1751 in Berlin geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1802. Erschienen ist der Text in Berlin. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her lässt sich das Gedicht den Epochen Klassik oder Romantik zuordnen. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das 177 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 28 Versen mit insgesamt 8 Strophen. Susanne von Bandemer ist auch die Autorin für das Gedicht „Am Sarkophage der Frau Anne Luise Karschinn, geborne Dürbach“, „An * * * bey der Übersendung einer Haarlocke“ und „An Elise Reichsgräfin zu S * * * L * * *“. Auf abi-pur.de liegen zur Autorin des Gedichtes „Die Abschiedsstunde“ weitere 86 Gedichte vor.

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