Die Abbitte von Christian Felix Weiße

Selinde sah vor wenig Tagen
Den jungen Damon freundlich an:
Wie konnt ich einen Blick vertragen,
Der viel, sehr viel bedeuten kann!
Ich wollte sie alsbald verlassen,
Und schwur: ich wollte nimmermehr
Sie wieder sehn, ja, sie gar hassen, – –
Wenn es mir möglich wär.
 
Sie rieb die schönen Augenlieder,
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Und hub sie schmachtend in die Höh:
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Dann fiel ein falsches Thränchen nieder
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Wie Morgenthau auf jungen Klee.
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Drauf rang sie ihre weißen Hände,
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Und seufzt ein halb gebrochnes Ach!
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Ich – – sah erschrocken an die Wände,
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Und – – seufzte heimlich nach.
 
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Sie wollte mir darauf entrinnen:
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Und ach! was hatt ich ihr gethan?
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Durch Seufzen war nichts zu gewinnen;
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Drum fing ich laut zu weinen an.
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Ich warf mich nieder: auf den Knieen
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Stellt ich ihr meine Reue dar:
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Daß ich – – daß ich ihr schon verziehen,
24 
Daß ich – – zu ehrlich war.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Die Abbitte“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
139
Entstehungsjahr
1758
Epoche
Aufklärung

Gedicht-Analyse

„Die Abbitte“ ist ein Gedicht von Christian Felix Weiße, einem Autor des 18. Jahrhunderts, der in die Epoche der Aufklärung einzuordnen ist. Das Gedicht besitzt eine erzählende Komponente, die von romantischen und dramatischen Beziehungsthemen geprägt ist.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht leidenschaftlich, intensiv und betont menschliche Gefühle, das innere Seelenleben und persönliche Reflexionen.

Der Inhalt des Gedichts dreht sich um den Protagonisten, der offenbar eine tiefe Zuneigung für Selinde empfindet. Trotz dieses Gefühls scheint es eine Art Konflikt oder Missverständnis zwischen ihnen gegeben zu haben, das dazu führte, dass der Protagonist schwört, Selinde niemals wiedersehen und sogar hassen zu wollen, wenn das möglich wäre. Doch er bereut diese harten Worte und bemüht sich, seine Fehler wiedergutzumachen.

Inhaltlich scheint das lyrische Ich durch seine starken Gefühle für Selinde aufgewühlt zu sein und seine Zuneigung, seine Reue und seine Verwirrung zum Ausdruck zu bringen. Es bereut seine voreilige Entscheidung und versucht, seine Fehler zu korrigieren, angesichts der emotionalen Reaktionen von Selinde.

Das Gedicht ist in drei Strophen mit je acht Versen unterteilt. Es folgt kein spezifisches Reimschema. Die Sprache des Gedichts ist emotionell aufgeladen und reich an bildhafter Symbolik, die die Szenen anschaulich und lebendig werden lässt. Weiße's Sprache ist jedoch klar und leicht verständlich, was für die Zeit der Aufklärung typisch ist.

Die Metaphorik im Gedicht ist stark und überträgt die emotionalen Zustände der Charaktere auf physische Elemente, wie das „falsche Thränchen“, das „wie Morgenthau auf jungen Klee“ fällt, oder die „weißen Hände“ von Selinde, die sie in Verzweiflung ringt. Dadurch wird eine expressive, emotionale Atmosphäre geschaffen, die das Leid und die Zerrissenheit des lyrischen Ichs hervorhebt. Der Konflikt der Gefühle und der Wunsch, das Geschehene rückgängig zu machen, wird durch die wiederholte Verwendung von Ellipsen („– –“) verstärkt, die Unsicherheit und Zögern vermitteln.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Die Abbitte“ des Autors Christian Felix Weiße. Weiße wurde im Jahr 1726 in Annaberg geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1758 entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Leipzig. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Aufklärung kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei dem Schriftsteller Weiße handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 139 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Christian Felix Weiße sind „An ein Veilchen“, „An einen Bach im Winter“ und „Befehl an Zephyr“. Zum Autor des Gedichtes „Die Abbitte“ haben wir auf abi-pur.de weitere 100 Gedichte veröffentlicht.

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