Vertrauen von Johann Georg Jacobi

Die Morgensterne priesen
im hohen Jubelton
den Schöpfer grüner Wiesen
viel tausend Jahre schon;
es glänzten Berg und Fläche,
die Sonne kam und wich,
der Mond beschien die Bäche;
noch aber nicht für mich.
 
Es weckte mich kein Morgen,
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es schien kein Erdentag
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ins Dunkle, wo verborgen
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der Ungeborne lag;
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noch sang der Vögel keiner
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mir seinen Liebesruf —
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doch Er gedachte meiner,
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der Sonn und Mond erschuf.
 
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Er winkte mir ins Leben,
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er weihte mich zur Lust,
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zum ersten Wonnebeben
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an einer Mutter Brust;
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es war an ihrem Herzen
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mein Bettlein mir gemacht;
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sie trug mit süßen Schmerzen
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mich eine kurze Nacht.
 
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Da grüßt ich sie mit Weinen,
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und schwieg in ihrem Schoß,
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sah Mond und Sonne scheinen,
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und Treue zog mich groß.
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Mit Gottes Segen krönte
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sich Anger, Busch und Feld;
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mein Lobgesang ertönte
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zum Vater dieser Welt.
 
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Der Tag kann nun vergehen,
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der Morgen wieder graun:
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wo Gottes Lüfte wehen,
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da will ich sicher traun;
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und wenn ich schlafen werde
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die zweite kurze Nacht,
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dann wird in seiner Erde
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mein Bettlein mir gemacht.
 
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Dann opfert manche Blüte
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mein Grab, o Vater, Dir;
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es preisen Deine Güte
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die Vögel über mir.
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So wie am Mutterherzen
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ein Sohn der Freude liegt,
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so lieg ich sonder Schmerzen,
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von Hoffnung eingewiegt.
 
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Im Sterben Hoffnung geben
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mag Erdenweisheit nicht;
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jedoch bei Dir ist Leben,
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ist Liebeskraft und Licht.
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Du siehst der Schöpfung Enden,
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und was Dich Vater heißt,
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das ruht in Deinen Händen:
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Empfange meinen Geist!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (27.3 KB)

Details zum Gedicht „Vertrauen“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
56
Anzahl Wörter
244
Entstehungsjahr
1740 - 1814
Epoche
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Vertrauen“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Johann Georg Jacobi. Der Autor Johann Georg Jacobi wurde 1740 geboren. Im Zeitraum zwischen 1756 und 1814 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit, Sturm & Drang, Klassik oder Romantik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das 244 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 56 Versen mit insgesamt 7 Strophen. Die Gedichte „An ein sterbendes Kind“ und „An die Liebe“ sind weitere Werke des Autors Johann Georg Jacobi. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Vertrauen“ keine weiteren Gedichte vor.

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