Dichter und erster Anhörer von Joachim Ringelnatz

Sie trugen zwei Sardellen
Zu Grabe. – – „Wer?“
Die Wellen,
Sie trugen sie vor sich her.
 
„Wieso zu Grabe? Wohin denn?“
Zu Grabe, zur ewigen Ruh!
„Wohin?“ – – Nun je nach den Winden,
Vielleicht nach Afrika zu.
 
Sie murmelten Weisen der Trauer
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Wegweit, tagaus und tagein.
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„Da werden sie auf die Dauer
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Wohl heiser geworden sein.“
 
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Schwarz winkte am fernen Gestade
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Ein Grab – – – „Und der Abend sinkt,
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Und deine Sardellenballade,
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(Ganz offen gesprochen) die stinkt.“
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Dichter und erster Anhörer“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
73
Entstehungsjahr
1928
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Dichter und erster Anhörer“ wurde von Joachim Ringelnatz geschrieben, einem deutschen Schriftsteller und Kabarettisten, der von 1883 bis 1934 lebte. Das bedeutet, dass das Gedicht irgendwann zwischen dem Ende des 19. und dem Anfang des 20. Jahrhunderts verfasst wurde, eine Zeitperiode, die oft als Übergangszeit in der Literatur gesehen wird.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht humorvoll und komisch. Die Vorstellung Wellen, die Sardellen zu Grabe tragen, ist ungewöhnlich und absurd. Aber genau diese Absurdität verleiht dem Gedicht einen besonderen Charme und unterstreicht den herausstechenden Stil von Ringelnatz.

Inhaltlich geht es in dem Gedicht um Wellen, die symbolisch zwei Sardellen „zu Grabe“ tragen. Die Tatsache, dass diese Beerdigung je nach den Winden vielleicht sogar bis nach Afrika führen könnte, verleiht dem Gedicht eine gewisse Leichtigkeit. Doch die Trauerweisheiten der Wellen und der abschließende kritische Kommentar zeigen, dass das lyrische Ich den Inhalt seines Gedichts vielleicht nicht so ernst nimmt. Das könnte auf die Haltung von Ringelnatz gegenüber dem traditionellen Dichten hinweisen und eine Kritik an überzogener, prätentiöser Poesie sein.

Das Gedicht besteht aus vier Strophen mit jeweils vier Versen, einem für diese Zeit typischen Aufbau. Die Sprache des Gedichts ist eindeutig und einfach gehalten. Es wird eine lockere, teilweise umgangssprachliche Sprache verwendet, die einfach zu verstehen ist.

Besonders bemerkenswert ist der ironische Ton des Werkes. Dieser kommt durch die unerwarteten und humorvollen Antworten auf die Fragen in den Versen zum Ausdruck. Durch diese Ironie und den Humor wirkt das Gedicht fröhlich und gelassen. Ringelnatz verdeutlicht damit, dass Poesie nicht immer ernst und hochtrabend sein muss, sondern auch Freude und Heiterkeit ausdrücken kann. Daher könnte auch die letzte Strophe als eine Art Selbstbewusstsein des Autors interpretiert werden, der unabhängig von der Kritik weiter Dichten wird.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Dichter und erster Anhörer“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joachim Ringelnatz. Ringelnatz wurde im Jahr 1883 in Wurzen geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1928 entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Moderne oder Expressionismus zu. Bei dem Schriftsteller Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das 73 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Der Dichter Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „Abendgebet einer erkälteten Negerin“, „Abermals in Zwickau“ und „Abgesehen von der Profitlüge“. Zum Autor des Gedichtes „Dichter und erster Anhörer“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 560 Gedichte vor.

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